Die Gesamtausgabe versammelt sämtliche fünf Titel der Werkausgabe, die von Arno Bammé herausgegeben wurden. Sie bietet einen umfassenden Einblick in das literarische Schaffen des Autors und vereint verschiedene Aspekte seiner Werke. Leser können sich auf eine sorgfältige Zusammenstellung freuen, die sowohl die thematische Vielfalt als auch die stilistischen Merkmale der Texte beleuchtet. Diese Sammlung ist ideal für alle, die sich intensiv mit dem Werk des Autors auseinandersetzen möchten.
Das Buch gilt als kulturell wichtig und ist ein bedeutender Teil des zivilisatorischen Wissens. Es wurde sorgfältig aus dem Originalwerk reproduziert, wobei darauf geachtet wurde, die Authentizität zu bewahren. Leser finden originale Copyright-Verweise, Bibliotheksstempel und weitere Notizen, die die Bedeutung und den historischen Kontext des Werkes unterstreichen.
Der österreichische Soziologe Rudolf Goldscheid (1870-1931) gilt heute unbestritten als einer der Gründungsväter des Faches im deutschsprachigen Raum und als treibende Kraft im Entstehungsprozess der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Von Beginn an profilierte er sich als Kritiker des seinerzeit gängigen Mainstreams innerhalb der universitären Geisteswissenschaften. Er bestritt Max Webers These von einer wertfreien Wissenschaft ebenso wie Durkheims Forderung, Soziales nur durch Soziales zu erklären. Damit standen sich zwei völlig verschiedene Entwürfe von Soziologie unversöhnlich gegenüber. Im Gegensatz zum dominierenden Konzept einer Wissenschaft des Seins, das sich innerakademisch darauf beschränkt, Gewordenes zu erklären, ging es Goldscheid in seiner Wissenschaft des Werdens um die aktive Gestaltung gesellschaftlicher Zukünfte, um das gesellschaftliche Wirksamwerden von Wissenschaft außerhalb des Elfenbeinturms. Das machte es erforderlich, die Soziologie wert- und willenstheoretisch zu untermauern und ethisch zu begründen. Die Substanz jeglicher Form von Vergesellschaftung war für ihn der Mensch, der, vermittelt über die von ihm geschaffenen Institutionen, zwar von ihnen tagesaktuell geprägt werde, sie aber zeitenübergreifend auch verändern könne. Schon deshalb, um Interventionsmöglichkeiten in ihrer Komplexität richtig einschätzen zu können, erschien ihm eine Soziologie ohne Berücksichtigung biologischer, ökonomischer und psychologischer Erkenntnisse als Unding.
Abgesehen von Ferdinand Tönnies (1855-1936), der ihm freundschaftlich verbunden war, ist kaum einer der frühen Soziologen in der Retrospektive so häufig missverstanden worden wie Rudolf Goldscheid. Die in Angriff genommene Werkausgabe, beginnend mit der umfangreichen Monographie „Zur Ethik des Gesamtwillens“ von 1902, stellt einen längst überfälligen Beitrag dar, nach wie vor bestehende Unkenntnisse zu beheben und immer wieder neu kolportierte Missverständnisse auszuräumen.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Soziologie als Fachwissenschaft weitgehend festgeschrieben, geprägt durch den unversöhnlichen Gegensatz zwischen Rudolf Goldscheid und Max Weber. Weber forderte eine wertfreie Wissenschaft, die sich gegen die Vermischung von Sein und Sollen und die Ableitung ethischer Imperative aus wissenschaftlichen Erkenntnissen wandte. Goldscheid hingegen vertrat eine prospektive Soziologie des Werdens und sah den Streit um Werturteile als Ausdruck akademischer Lehrfragen. Er argumentierte, dass Forschung und kreative Wissenschaft immer Gestaltung beinhalten, die ohne Wertung unmöglich ist. Die Soziologie erkämpfte sich ihren Platz unter den akademischen Disziplinen zu einem hohen Preis, indem sie zu einem Beruf mit Fachkompetenz wurde, wie Weber es voraussah. Dies lenkte das Interesse der Soziologen von gesellschaftlichem Fortschritt hin zu innerwissenschaftlichem Erfolg und Anerkennung. Heute wird die gesellschaftliche Nützlichkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse nicht mehr von der Wissenschaft selbst, sondern von staatlicher Politik bestimmt, die zunehmend durch wirtschaftliche Forderungen geprägt ist. In der aktuellen Debatte zwischen „professioneller“ und „öffentlicher Soziologie“ finden Goldscheids Narrative wieder Beachtung, die viele Ideen zeitgenössischer Denker vorwegnehmen. Es ist daher wertvoll, die Kontroversen jener Zeit, die durch den Nationalsozialismus unterbrochen wurden, erneut au
Der österreichische Soziologe und Philosoph Rudolf Goldscheid (1870-1931) war ein Verfechter der „Menschen-Ökonomie“ und setzte sich für eine Umwandlung des „Steuerstaates“ in einen selber wirtschaftenden Staat ein. Goldscheid trieb sehr aktiv die Institutionalisierung der Soziologie als Universitätsfach voran, er gehörte zu den Mitbegründern der „Soziologischen Gesellschaft“ in Wien und initiierte außerdem die „Deutsche Gesellschaft für Soziologie“.