Außer Ruth Finnegans Klassiker „Oral Literature in Africa“ (1970) gibt es kein umfassendes Werk, das die verschiedenen Ansätze zur oralliterarischen Forschung zusammenfasst. In den letzten zwei Jahrzehnten ist jedoch das Interesse an kulturvergleichenden, sozioanthropologischen und literarisch-ästhetischen Analysen afrikasprachlicher Texte gestiegen. Afrikas Kulturen befinden sich im Übergang von Mündlichkeit zu Schriftlichkeit und erleben einen schnellen Wandel. Um die geistigen und sozialen Institutionen, rechtlichen und religiösen Denk- und Lebensformen sowie die historischen und literarischen Traditionen Afrikas zu verstehen, sind mündlich überlieferte und schließlich verschriftlichte Sprachzeugnisse unerlässlich. Das Lexikon richtet sich an ein breites Publikum und bietet schnellen Zugang zu den afrikanischen Gedächtniskulturen. Es soll Studierenden die Orientierung in der Afrikanistik erleichtern und interessierten Nichtspezialisten eine erste Vorstellung von Begriffen und Themen vermitteln. Jedes Stichwort enthält seine englischen und französischen Entsprechungen, wie z. B. „Tonrätsel“ (Engl. tone riddle, Frz. devinette tonale), die am Ende des Werkes alphabetisch aufgeführt sind. Das umfangreiche Literaturverzeichnis enthält die zu den Stichwörtern zitierte Literatur. Wichtige Stichwörter umfassen Epos, Held, Hyperbel, Ideophon, Metapher, Metonymie, Spottlied und Tonharmonie.
Wilhelm J. G. Möhlig Bücher






Beiträge zur afrikanischen Sprach- und Literaturwissenschaft
- 318 Seiten
- 12 Lesestunden
Anders als sich es Laien oft vorstellen, besteht die Erforschung einer afrikanischen Sprache und der Gesellschaft ihrer Sprecher keinesfalls darin, dass man sich auf der Landkarte eine Sprache oder Sprechergemeinschaft aussucht und diese dann nach einigen logistischen Vorbereitungen mit seinen Forschungsabsichten sozusagen überfällt. Vielmehr erfordert ein Forschungsvorhaben dieser Art eine gegenseitige Kennerschaft und Vertrautheit zwischen Forscher und Beforschten. Diese baut sich jedoch erst über einen längeren Zeitraum auf, falls die äußeren Bedingungen günstig sind und vor allem auch die Bereitschaft zum Dialog auf beiden Seiten vorhanden ist. Dieser Prozess des gegenseitigen Sich-Kennenlernens zwischen einem Sprachforscher der Universität Köln und einem Bantu-Volk am Nordrand der Kalahari im Jahr 1965 steht im Mittelpunkt dieses Buches. Dabei ist die Blickrichtung vor allem die des Sprachforschers. Im Vordergrund stehen somit seine alltäglichen Erlebnisse und Begegnungen mit der einheimischen Bevölkerung sowie seine persönlichen Eindrücke und Fehlverständnisse. Darüber hinaus wird auch die zunehmende Einbeziehung des Autors in die alltäglichen Aufgaben seiner Gastgeber, der katholischen Kavango-Mission, beschrieben. Höhepunkt ist seine musikalische Gestaltung einer Priesterweihe. Dazu musste er erst einen Knabenchor gründen und mangels irgendwelcher Noten auch die passende Liturgie komponieren. Der Erfolg war allgemein so beeindruckend, dass er im Anschluss an die Priesterweihe die Erlaubnis des Landesbischofs von Südwest-Afrika (heute Namibia) erhielt, Trommeln, andere afrikanische Musikinstrumente und vor allem afrikanische Melodien in die Gottesdienste einzuführen. Dazu muss man wissen, dass seit Beginn der katholischen Mission in Südwest-Afrika zum Ende des 19. Jahrhunderts vor allem Trommeln in den katholischen Kirchen ausgeschlossen worden waren. Ihre Einführung und liturgische Einbindung verschaffte dem Autor ein immenses Ansehen bei seinem Gastvolk, so dass sein eigentliches Ziel – die Erforschung von einheimischer Sprache und Gesellschaft – nunmehr von Seiten des beforschten Volkes eine uneingeschränkte Unterstützung erhielt. Sein enges Verhältnis zur Bevölkerung trug ihm zwar am Ende seiner Forschungszeit die Verbannung seitens der Apartheids-Regierung für die folgenden dreißig Jahre ein, erfuhr aber nach der Unabhängigkeit des Landes eine Wiederbelebung, so dass das ursprüngliche Forschungsprogramm mit tätiger Unterstützung der einheimischen Bevölkerung erfolgreich beendet werden konnte. Auch dieser Zeitabschnitt ist in Form eines Epilogs in dem Buch dargestellt. Inhaltsübersicht (82-seitige Probe zum Festlesen im VLB und auf unseren Webseiten): Vorgeschichte des Forschungsunternehmens – Gemeinsame Reise mit Familie Köhler – Ankunft am Okavango – Land und Leute am Okavango – Endlich am Ziel der Reise – Zeit der Eingewöhnung – Forschungstätigkeit im Missionsalltag – Besuch bei den Kleinen Brüdern Jesu – Einheimische Vorstellungen von Körper und Seele – Schadenzauber und Tabus – Mitwirkung bei einer Priesterweihe – Nach der Priesterweihe – Halbzeit des Forschungsaufenthalts – Konzertreisen außerhalb von Nyangana – Endphase – Zwischenspiel – Epilog.
INHALT Jacques Lombard: Les fondements anthropologiques de la légitimation du pouvoir Etienne Le Roy: Problèmes de légitimité dans les théories contemporaines de l'Etat de Droit en France et en Afrique Jean Poirier: Typologie culturelle et légitimation du pouvoir et du droit Trutz von Trotha: „Streng, aber gerecht“ – „hart, aber tüchtig“. Über Formen von Basislegitimität und ihre Ausprägungen am Beginn staatlicher Herrschaft Yves Dezalay / Bryant Garth: „Du charisme à la routine.“ La transformation du petit cenacle savant de l'arbitrage en un marché de la off-shore litigation pour les multinationales du droit Jakob Rösel: Göttinnen, Krieger und Brahmanen – Volksreligiosität und Herrschaftsbildung im Hinterland von Orissa Emile Adriaan B. van Rouveroy van Nieuwaal: Et toujours ce chef coutumier – résistance au pouvoir étatique au Sud-Togo sous tutelle française Jürgen C. Winter: Legal and Political Legitimacy in a Precolonial Populistic Kingdom in Kilimanjaro Rüdiger Schott: La légitimation des autorités traditionnelles de deux sociétés lignagères en Afrique occidentale: les Bulsa (Ghana) et les Lyéla (Burkina Faso) Marie-Claire Foblets: Des flux à l'implantation des minorités musulmanes en Belgique – les préalables d'une crise de légitimation de pouvoir et de droit Joseph John-Nambo: Le processus de légitimation du pouvoir et du Droit au Gabon