Das Problem der “Identität” stellt sich besonders bei der jüdischen Gemeinschaft scharf und belastet. Es ist entscheidend, ob diese Identität einer historischen, politischen und sozialen Zuschreibung oder einem Prozess der Selbstfindung entspringt. Deutsche Juden waren sich seit ihrer “Emanzipation” bewusst, dass es sich eher um eine “Assimilation im Akkusativ” als im Dativ handelte. Bis heute ist die Diskussion über das “Jüdische” stark von den Definitionen der Nazis geprägt. Für gegenwärtige Juden ist die jüdische Identität vielfältig und wird seit der Aufklärung nicht mehr nur durch die Treue zur Tora und den göttlichen Geboten definiert. Moderne Juden gehören verschiedenen Gemeinschaften an, die nicht unbedingt übereinstimmen. Zudem spielt seit der Gründung des Staates Israels eine politische Selbstidentifikation eine Rolle, die durch Einschluss- und Ausschlussverfahren geregelt wird. Diese Kriterien sind umstritten. Paul Mendes-Flohr bietet in seiner engagierten, klaren und nachdenklichen Analyse eine wertvolle historische und politische Orientierung. Der Inhalt umfasst Themen wie die zweiseitige Seele der deutschen Juden, die deutsch-jüdische Perspektive, den deutsch-jüdischen Parnass, Rosenzweigs Nachruf auf die deutschen Juden, Gedanken zum Erbe des deutschen Judentums und posttraditionelle jüdische Identitäten.
Paul Mendes Flor Bücher




Von der Mystik zum Dialog
- 222 Seiten
- 8 Lesestunden
Das Buch gibt eine Gesamtdarstellung von Martin Bubers Denken bis zur Veröffentlichung von „Ich und Du“ im Jahre 1923, jedem berühmt gewordenen Werk, das nach Bubers eigener Aussage einen grundsätzlichen Wendepunkt in seinen Überlegungen darstellt. Mendes-Flohr arbeitet zwei scheinbar widersprüchliche Aspekte in Bubers vor-dialogischer Philosophie heraus. Zum einen beschäftigte sich Buber mit mystischen Gedankengängen, die darauf abzielten, die empirischen Beschränkungen der sozialen Existenz des Menschen zu überwinden, zum anderen sah Buber durchaus die Ungerechtigkeiten bestehender Sozialordnungen und war sich der Notwendigkeit bewußt, Änderungen durch praktisches Handeln herbeizuführen. Die letztliche Unvereinbarkeit mystischer Kontemplation und praktischer Handlungsphilosophie löste bei Bubér eine existentielle Krise aus, die schließlich mit der Niederschrift und Veröffentlichung von „Ich und Du“ überwunden und gelöst wurde.
Jewish historiography between past and future
- 221 Seiten
- 8 Lesestunden
From its modest beginnings in 1818 Berlin, Wissenschaft des Judentums has burgeoned into a scholarly discipline pursued by a vast cadre of scholars. Now constituting a global community, these scholars continue to draw their inspiration from the determined pioneers of Wissenschaft des Judentums in nineteenth and twentieth Germany. Beyond setting the highest standards of philological and historiographical research, German Wissenschaft des Judentums had a seminal role in creating modern Jewish discourse in which cultural memory supplemented traditional Jewish learning. The secular character of modern Jewish Studies, initially pursued largely in German and subsequently in other vernacular languages (e. g. French, Dutch, Italian, modern Hebrew, Russian), greatly facilitated an exchange with non-Jewish scholars, and thereby encouraging mutual understanding and respect. The present volume is based on papers delivered at a conference, sponsored by the Leo Baeck Institute in Jerusalem, by scholars from North American, Europe, and Israel. The papers and attendant deliberations explored ramified historical and methodological issues. Taken as a whole, the volume represents a tribute to the two hundred year legacy of Wissenschaft des Judentums and its singular contribution to not only modern Jewish self-understand but also to the unfolding of humanistic cultural discourse.
Gustav Landauer: anarchist and jew
- 240 Seiten
- 9 Lesestunden
For Gustav Landauer, literary critic and anarchist, scholar of mysticism and participant of the Bavarian revolution, culture and politics occupied the same spiritual space. While identifying with ethical socialism, his Jewish sensibility increasingly gained over the years, not only, but in great measure due to Buber's influence. This volume brings together leading scholars to assess Landauer's ramified literary and political activities, his life as a Jew and anarchist, paying particular attention to his impact on Martin Buber.