Mit über 700 Einträgen präsentiert dieser Band das erste bio-bibliographische Personenverzeichnis zur DDR-Philosophie in den Jahren 1945 bis 1995. Durch die Auswertung archivalischer Quellen leistet der personalgeschichtliche Zugriff einen umfassenden Beitrag zur kritischen Aufarbeitung einer realsozialistisch ein- und abgeschlossenen Entwicklung der Philosophie einschließlich ihrer inhaltlichen wie auch formalen Konsequenzen.
Christoph Rauh Bücher






Philosophie aus einer abgeschlossenen Welt
Zur Geschichte der DDR-Philosophie und ihrer Institutionen
Im vierten Band zur historisch-kritischen Aufarbeitung der DDR-Philosophie wird die Geschichte der sechs Philosophie-Institute an den Universitäten Jena, Leipzig, Halle (Saale), Berlin, Rostock und Greifswald sowie des Zentralinstituts für Philosophie an der Akademie der Wissenschaften der DDR nachgezeichnet. Anhand von Quellen aus den Universitätsarchiven, eigenen und Zeitzeugenerinnerungen sowie zeitgenössischen Publikationen untersuchen Hans-Christoph Rauh und Camilla Warnke deren Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg, aber auch die Vorgeschichte und die Entwicklung nach 1989/90 werden angemessen berücksichtigt. Peer Pasternack legt eine thematische Bibliographie zur seit 1990 erschienenen Literatur über die DDR-Philosophie vor. Dieser Band zur Institutionengeschichte schließt an die Bücher »Anfänge der DDR-Philosophie. Ansprüche, Ohnmacht, Scheitern« (2001), »Denkversuche. DDR-Philosophie in den 60er Jahren« (2005) und »Ausgänge. Zur DDR-Philosophie in den 70er und 80er Jahren« (2009) an.
Ausgänge
- 793 Seiten
- 28 Lesestunden
Die mit dem Band »Anfänge der DDR-Philosophie« 2001 begonnene historisch-kritische Aufarbeitung des philosophischen Denkens in der DDR, die 2005 mit »Denkversuche. DDR-Philosophie in den 60er Jahren« fortgesetzt wurde, erlebt nun mit einem weiteren umfangreichen Aufsatzband zur DDR-Philosophie in den 70er und 80er Jahren ihren vorläufigen Abschluss. Während es in den Anfangsjahren der DDR noch bemerkenswert vielschichtige Denkansätze gab und sich in den 60er Jahren eigenständige Denkversuche ausmachen ließen, waren die Spätjahre der DDR von ideologischen Eingriffen und folgenschweren Abbrüchen gekennzeichnet. Die offizielle Philosophie wurde zunehmend parteipolitisch über zentrale Räte gesteuert und lehrbuchförmig kanonisiert. Wer andere Auffassungen vertrat, wie etwa Rudolf Bahro oder Peter Ruben, wurde verfolgt und ausgegrenzt. In 30 Beiträgen rekonstruieren damals beteiligte Philosophen die Schwerpunkte der inhaltlichen Debatten jener Jahre, insbesondere auf dem Gebiet der Philosophiegeschichte, zeichnen die organisatorischen Strukturen von Philosophie-Instituten nach und geben einen Überblick über deren wichtigste Publikationsprojekte.
Die DDR-Philosophie wurde in der Dekade nach dem Krisenjahr 1956 – gescheiterter Ungarn-Aufstand und Verhaftung Wolfgang Harichs unter strengster Parteikontrolle zur marxistisch-leninistischen Weltanschauung und Ideologie umgestaltet. Dennoch gab es in den 60er Jahren eine Reihe von eigenständigen Denkversuchen, etwa Robert Havemanns antidogmatisches Aufbegehren in seinen Universitätsvorlesungen von 1963/64, das 'praxisphilosophische ' Lehrbuch von 1967 oder die außerphilosophische Verselbständigung der Kybernetik, Wissenschaftslehre und Soziologie zu eigenständigen Wissenschaftsdisziplinen. Ausführliche Beiträge des Buches sind solchen Denkansätzen und Entwicklungen wie auch den führenden DDR-Philosophen jener Zeit – Georg Klaus, Hermann Ley und Wolfgang Heise – gewidmet. Damit soll das breite Spektrum von bemerkenswerten philosophischen Denkmodellen in Erinnerung gerufen werden, die nach dem sowjetischen Einmarsch in die CSSR 1968 und dem anschließenden parteiinternen Sturz Walter Ulbrichts fast alle wieder unterbunden wurden. Mit diesem Buch wird die im Band 'Anfänge der DDR-Philosophie' begonnene historisch-kritische Aufarbeitung der DDR-Philosophie fortgesetzt.