Sternenfreundschaft
Die Korrespondenz Aby Warburg und Franz Boll






Die Korrespondenz Aby Warburg und Franz Boll
Der Nachdruck von Sandro Botticelli bietet eine hochwertige Reproduktion der Originalausgabe von 1893. Er ermöglicht einen tiefen Einblick in das Werk und die Techniken des berühmten Malers der italienischen Renaissance. Die sorgfältige Wiedergabe der Illustrationen und Texte macht es zu einem wertvollen Werk für Kunstliebhaber und Historiker, die sich mit Botticellis Einfluss und Stil auseinandersetzen möchten.
Der vierte Band der Gesammelten Schriften dokumentiert die frühen Versuche Warburgs seinen Bildbegriff auf eine systematische Grundlage zu stellen. Die vorgestellten Texte sind ein Schlüsseldokument der frühen Phase von Warburgs Denken und Forschen zur Geschichte und Theorie von Bild und Symbol zwischen ca. 1888 und 1905. Warburg schuf mit diesen, Fragment gebliebenen Texten eine dichte und betont biographische Dokumentation des eigenen Denkwegs, die auf einzigartige Weise einen Einblick in die Arbeitspraxis des jungen Gelehrten erlaubt. Erstmals unternimmt es diese Edition die provisorischen, unabgeschlossenen Aphorismen und Notizen Warburgs, sowie seine zahlreichen Schemazeichnungen und Diagramme in den Fokus zu stellen.
Im Spätwerk des Kunst- und Kulturhistorikers Aby Warburg ab 1925 tritt eine spezielle Publikationsform in den Vordergrund: seine berühmten, bislang unerforschten Bilderreihen und Ausstellungen. Diese wurden meist vortragsbegleitend bei Veranstaltungen seiner Kulturwissenschaftlichen Bibliothek in Hamburg sowie in Rom und Florenz eingesetzt. Warburg wagte mit montierten Fotografien einen nicht-linearen Darstellungsansatz, um komplexe kunsthistorische Austauschprozesse durch Bildertafeln anschaulich zu machen. Die entstandenen „Essays“ verknüpften Reproduktionsmaterialien und dienten sowohl der Vorbereitung seines unvollendeten Hauptwerks, dem „Mnemosyne-Atlas“, als auch der Demonstration unabhängiger kulturgeschichtlicher Phänomene. In dieser Edition wurden dreizehn Bildpräsentationen aus den überlieferten Quellen rekonstruiert und der Ausstellungsbestand von Hunderten Einzelreproduktionen identifiziert. Jede edierte Bilderreihe und Ausstellung enthält eine ausführliche wissenschaftliche Einleitung, die die Geschichte der Präsentationen, ihr Verhältnis zu den überlieferten Vorträgen und die oft mehrfach überarbeiteten Versionen der Tafelwerke erläutert. Der Band veröffentlicht erstmals das vollständige Bildmaterial dieser Werke, einschließlich des Skizzenmaterials, das Warburg bei der Arbeit an seinen Montagen anfertigte.
Die beiden zur Diskussion gestellten Texte 'Italienische Kunst und internationale Astrologie im Palazzo Schifanoja zu Ferrara' von 1922 sowie 'Die italienische Antike im Zeitalter Rembrandts', 1926 vorgetragen und hier zum ersten Mal überhaupt publiziert, kreisen um die wichtige Konstellation von Motivübernahmen und -wirkungen. So geht es in der Untersuchung zu den Fresken des Palazzo Schifanoja nur nebenbei um eine ikonographische Analyse der Bildwelt des 15. Jahrhunderts. Tragend ist der Ansatz, das Vermögen des Menschen zur Symbolschöpfung als stetigen zivilisatorischen Akt zu begreifen. Im Text zu Rembrandt wird dieser Vorgang mit Blick auf seine gesellschaftliche Tragweite hinterfragt.
Schon jung seiner Leidenschaft zu Literatur und Historik folgend, gab Aby Warburg bereits im zarten Alter von 13 Jahren seine Verpflichtung, als ältester Sohn die Bankgeschäfte der Familie zu übernehmen, an seinen jüngeren Bruder Max ab. Im Gegenzug verlangte er nur, dass dieser ihm zeitlebens jeden Bücherwunsch finanzierte. Warburg studierte gegen den Willen seiner Familie Kunstgeschichte, Geschichte und Archäologie und erforschte den Einfluss der Antike auf die europäische Renaissance. Lag hierauf sein Hauptaugenmerk, so war er auch auf anderen Gebieten stets der Forschung und Wissenschaft verpflichtet, wie seine Aufzeichnungen über die Hopi-Indianer in den USA belegen. In diesem Band I, von zwei Teilen, ist die erste Hälfte, aller von Warburg verfassten wissenschaftlichen Aufsätze, festgehalten. Aby Warburg (1866–1929) war Nachkömmling einer jüdischen Bankiersfamilie. Er lebte in Hamburg, Florenz und den USA. Neben seinen eigenen Publikationen ist sein größter Nachlass die kulturwissenschaftliche Warburg Bibliothek, welche im Zuge der Machtergreifung der Nazis 1933 nach London verschifft wurde und auch heute noch zur Universität London gehört.
Karen Michels auf den Spuren einer ungewöhnlichen Reise
Eine nicht ganz gewöhnliche Reise zwischen Furunkel, Alltag und der Kunst. Warburg und Bing in Italien - wahrlich kein harmloser Strandurlaub mit wohldosierten Bildungseinsprengseln. Der Hamburger Kulturwissenschaftler und seine junge Assistentin reisten nach einem selbst entworfenen „Feldzugsplan“, ihr Hauptthema war nichts geringeres als „der Aufstiegsraum der Seele.“ Folgt man den Entdeckerspuren dieses ungleichen Paares von Bologna nach Rom, von Neapel nach Florenz und anderswo, erlebt man ein anderes Italien: voller geheimnisvoller Kultbauten, unbekannter Maler, heiliger Gräber, heidnischer Gottheiten und flatternder Gewänder - und erlebt ein Land, in dem die faschistische Partei Mussolinis kontinuierlich mehr Anhänger gewann: „Italien“, so Aby Warburg, „als gnadenlose Kulisse für geistige Silhouette.“
Aby Warburg, passionierter Bilderforscher und Begründer der Ikonologie als eigenständiger Disziplin, war für seinen Zeitgenossen Walter Benjamin ganz der „grandseigneurale Gelehrte“. Heute gibt es kaum ein Feld der Kunstwissenschaften, das durch ihn nicht maßgeblich geprägt wäre, und kaum eine kulturwissenschaftliche Debatte, die nicht entscheidende Impulse aus seinen Schriften erhielte. Warburg überschreitet disziplinäre Grenzen und entwickelt ein besonderes Interesse an Figuren des Übergangs, der Inversion und Konversion, die er als Seismographen der eigenen Epoche nutzt. Wenn das Erkenntnispotential seiner Schriften dennoch nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft ist, so mag das an seinem ausgeprägten Spezialistentum liegen, vor allem aber daran, dass viele wichtige Texte nicht oder nur in geglätteten Editionen zugänglich sind. Der Band bietet daher Warburgs wichtigste Texte in einer sorgfältig kommentierten Ausgabe, für die erstmals sämtliche fremdsprachigen Zitate übersetzt wurden. Neben einer Auswahl bereits publizierter Arbeiten, die zum Teil anhand der nachgelassenen Manuskripte revidiert wurden, enthält er zwölf bisher unpublizierte Manuskripte aus dem Nachlass. Ein Grundbuch der Kulturwissenschaften und der ideale Zugang zu Warburgs faszinierenden Bild- und Wortdeutungen.