Theorie - Praxis - Tradition. Verhandlungen des V. Colloque International Hippocratique, veranstaltet von der Berliner Gesellschaft für Geschichte der Medizin in Verbindung mit dem Institut für Geschichte der Medizin der Freien Universität Berlin
Dieses Buch bündelt Aufsätze zum Schwerpunkt Rassenhygiene in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus. Bereits in der Gesundheitspolitik der Weimarer Republik und in ersten Konzepten einer "eliminatorischen Rassenhygiene" finden sich Parallelen zur "hygienischen Revolution" im Nationalsozialismus. Die Autoren zeigen Prämissen für die Vernichtungsstrategien gegen sogenannte "Minderwertige" im Nationalsozialismus und der Entwicklung von Rassenhygiene und Eugenik auf. Sie thematisieren die Frage, inwieweit daraus mentalitätsgeschichtliche Denkstrukturen deutscher Ärzte abzuleiten sind. Die Beiträge behandeln neben der deutschen Psychiatriegeschichte des 20. Jahrhunderts auch die utilitaristischen Bedingungen zwischen ökonomischer Rationalität und den Morden an Patienten sowie die Notwendigkeit einer anthropologisch fundierten Psychiatrie. Quelle: Klappentext
Eugenik wollte die Ausbreitung von „schlechtem Erbgut“ in menschlichen Populationen möglichst einschränken, andererseits „erwünschtes Erbgut“ erhalten oder vermehren. Die Erkenntnis, dass die damit verbundene Vorstellung eines „erbgesunden“ Volkskörpers zur ideologischen Basis des Nationalsozialismus gehörte, hat heute den Status eines Allgemeinplatzes erlangt. Weniger selbstverständlich ist die wachsende historische Einsicht, dass eugenische Ziele den Diskurs des öffentlichen Gesundheitswesens in vielen post-habsburgischen Nationen und auf der Basis eines breiteren politischen Spektrums auch in Österreich vor 1938 mitbestimmten. Der ökonomischen Begründung einer sicheren Abwehr von zukünftigen Gefahren für das Gemeinwohl lief eine Orientierung auf ein biologisch-medizinisch definiertes „Volksganzes“ parallel. Dieser Sachverhalt gewinnt im Kontext dieses Sammelbandes eindrucksvoll an Kontur. Dieses Buch ist ein grundlegender Versuch, die mentale und materiale Grundstruktur der Eugenik in Österreich nachzuzeichnen.