Sie nannten ihn das „achte Fußball-Weltwunder“ - und meinten damit Gerd Müller, der als Torjäger noch heute alle Rekorde hält. Wer war dieser Mann, der vom Provinzkicker aus ärmlichsten Verhältnissen zum Weltstar aufstieg, reich wurde und dann nach einem Ausflug in das Fußballentwicklungsland Amerika alkoholsüchtig in der Gosse landete? Der Historiker Hans Woller schildert die Etappen dieser ungewöhnlichen Karriere - aus kritischer Distanz und zugleich voller Empathie. Die Geschichte des FC Bayern München ist dabei stets präsent. Müllers Verein etablierte sich in den 1960er und 1970er Jahren an der Spitze des europäischen Fußballs, bewegte sich aber immer am Rande des finanziellen Ruins. Wie die Insolvenz abgewendet werden konnte, welche zwielichtige Rolle dabei die bayerische Staatsregierung und die CSU spielten und in welchem Maße Superstars wie Müller oder Beckenbauer von diesen Machenschaften profitierten, ist bisher noch nie so eindringlich dargestellt worden. Fußballgeschichte wird hier zur Zeitgeschichte, die damit eine neue wissenschaftliche Dimension gewinnt.
Hans Woller Bücher






Hans Woller liefert in diesem beeindruckenden Buch die erste wissenschaftlich fundierte Gesamtdarstellung der Geschichte Italiens im 20. Jahrhundert und macht die gegenwärtige Situation des Landes damit in ganz neuer Weise verständlich. Italien, als Nationalstaat wie Deutschland eine Spätgeburt, war um 1900 ein bitter armer Agrarstaat, den die Industrialisierung noch kaum berührt hatte. 100 Jahre später zählt das Land zu den führenden Industriestaaten. Der Weg in die Industrie-moderne war steinig: Er führte über eine totalitäre Diktatur, die das Land an der Seite Hitlers in den Zweiten Weltkrieg verwickelte, über einen blutigen Bürger- und Klassenkrieg schließlich in eine stets prekäre Demokratie. Ihm lag ein spezifisches „Modell Italien“ zugrunde, das durch staatliche Förderung von Schlüsselindustrien und große Staatsholdings geprägt war. Beobachter sprachen daher von der „größten realexistierenden Staatswirtschaft der westlichen Welt“. Nach dem Fall der Berliner Mauer implodierte das alte System, und schuf Platz für Silvio Berlusconi, der das Land bis heute in Atem hält. Hans Woller zeichnet diese atemberaubende Entwicklung nach und holt Italien, das vielen so exotisch scheinende Land, damit in die europäische Normalität zurück.
Mussolini
Der erste Faschist
Mussolini hat Geschichte geschrieben und Bilder hinterlassen, die im Gedächtnis hängen geblieben sind. Man kennt ihn – bullig, im Dialog mit seinem Volk, gebieterisch. Man sieht ihn vor sich – kahlköpfig, mit bloßer Brust am Strand, strotzende Energie und Willenskraft. Dann das Ende in Mailand 1945: der geschändete Leichnam, an einer Tankstelle aufgehängt, verhöhnt und verspottet, vom antifaschistischen Furor zusammen mit seiner toten Geliebten aus der Geschichte gejagt. Ungeschönt und anschaulich erzählt Hans Woller das Leben Mussolinis, der die totalitäre Massendiktatur erfand und zu Hitlers wichtigstem Verbündeten wurde.
Jagdszenen aus Niederthann
Ein Lehrstück über Rassismus
Im November 1972 fallen auf einem Bauernhof im oberbayerischen Niederthann Schüsse. Diese töten eine junge schwangere Romni und verletzen eine andere junge Romni schwer. Der Schütze, der behauptet, in Notwehr auf die weglaufenden Opfer angelegt zu haben, ist ein angesehenes Mitglied der Dorfgemeinschaft. Der Historiker Hans Woller hat den Fall, seine juristische Aufarbeitung, aber auch die gesellschaftliche und mediale Stimmung der Zeit rekonstruiert und zeigt, wie tief Ressentiments und Hass gegenüber Sinti und Roma in der Nachkriegsgesellschaft verwurzelt waren. Solidarität und Anteilnahme im Niederthanner Fall galt in erster Linie nicht den Opfern, sondern dem Täter, für den Benefizveranstaltungen abgehalten wurden und der von der Unterstützung hochrangiger lokaler Vertreter aus Politik und Kirche profitierte.
Rom, 28. Oktober 1922 - die faschistische Herausforderung
- 279 Seiten
- 10 Lesestunden
Am 28. Oktober 1922 hielten Polizisten weit vor den Toren Roms rund 20 000 faschistische Kämpfer auf, die aus Nord- und Mittelitalien zum Sturz der Regierung aufgebrochen waren. Die politischen, sozialen und ideologischen Ursprünge der faschistischen Bewegungen, die Regimephase in Italien und Deutschland, die diversen Erscheinungsformen und die Herausbildung der faschistischen Kriegskoalition unter der Führung Hitlerdeutschlands.
Lynchjustiz, Volkstribunale, Säuberungswellen - die Abrechnung mit dem Faschismus in Italien war ein unerhört dramatischer Prozess. Sie richtete sich nicht, wie im besetzten Deutschland nach 1945, gegen einen bereits überwundenen Gegner, der für seine Verbrechen büßen und von künftigen Abenteuern abgehalten werden sollte. Die italienische Abrechnung richtete sich vor allem gegen einen aktuellen Feind, den es erst noch niederzuringen galt in einem zweijährigen Bürgerkrieg, der in einen Klassenkrieg einzumünden drohte. Nirgends sonst im westlichen Europa hat der Vergeltungsfuror so viele Opfer gefordert, nirgends sonst haben die Gerichte so rasch und unerbittlich auf die Herausforderung der Abrechnung reagiert, nirgends sonst hat man danach freilich auch so schnell eine Generalamnestie erlassen und damit für längere Zeit jede weitere Auseinandersetzung mit der faschistischen Vergangenheit unterbunden.
Gesellschaft und Politik in der amerikanischen Besatzungszone
Die Region Ansbach und Fürth 1945-1949
Die Jahre der Besatzung in Deutschland hatten fraglos die Qualität einer revolutionären Zäsur. Die „große Politik“ dieser Zeit ist oft beschrieben worden, aber wir wissen noch immer wenig davon, wie der Umbruch zwischen Kapitulation und Gründung der Bundesrepublik von der aus Hitlersuggestion und Kriegsanstrengung entlassenen Bevölkerung erfahren wurde. Welche Wirkungen hatten die von den Besatzungsmächten ergriffenen Maßnahmen in den Städten und Dörfern? Drangen sie auf Resistenz, schliffen sie sich an deutschen Interessen und Beharrungskräften ab? Dieses konfliktreiche Kapitel deutschen Neuanfangs und deutsch-amerikanischer Beziehungen in der extremen Not der Nachkriegszeit am Beispiel einer mittelfränkischen Region anschaulich darzustellen, ist Hans Woller hervorragend gelungen. Der Anspruch seiner „Geschichtserzählung“ ist hoch gesteckt: Sie soll nicht nur das allgemeine Geschehen verlebendigen, sondern wesentliche individuelle und kollektive Erfahrungen der Besatzungszeit überhaupt erst ans Licht bringen.