Politikverdrossenheit ist weit mehr als ein Schlagwort: Haben Politiker den Kontakt zur Wirklichkeit nicht längst verloren? Der Journalist Jürgen Leinemann hat die parteipolitische Machtszenerie jahrzehntelang aus nächster Nähe betrachtet, ohne seinen analytischen und gleichzeitig leidenschaftlich wertenden Blick zu verlieren. Das Fazit seiner Beobachtungen und Erkenntnisse ist alarmierend!
Jürgen Leinemann Bücher






Der 4. Juli 1954 ging als „Wunder von Bern“ in die Geschichte ein: Deutschland wurde Fußballweltmeister. Der Spiegel-Redakteur Jürgen Leinemann hat den umfangreichen Nachlass Sepp Herbergers, des Bundestrainers der Siegermannschaft, gesichtet und beschreibt das Leben dieses ungewöhnlichen Mannes, der schon zu Lebzeiten zur Legende wurde. Mit einem Vorwort von Rudi Michel, Zeitzeuge und Sportreporter „Ich habe mich lange mit Herberger beschäftigt, und vielleicht am wichtigsten neben den Gesprächen mit Zeitzeugen war dabei für mich das Buch Ihres Spiegel-Kollegen Jürgen Leinemann über Herberger. Das habe ich wirklich verschlungen und mehrmals wiedergelesen.“ Söhnke Wortmann, Der Spiegel „Eine packende Biographie, süffig erzählte Zeitgeschichte vom Kaiserreich über die Nazi-Diktatur bis hin zum Wohlfahrtsstaat Bundesrepublik.“ Süddeutsche Zeitung
Das Leben ist der Ernstfall
- 253 Seiten
- 9 Lesestunden
„Über Jahrzehnte blickte er den Mächtigen in die Seele nun blickt er in sich selbst hinein.“ Die ZeitDas Urteil lautet Zungengrundkrebs. Für einen der profiliertesten politischen Journalisten, einen engagierten Zuhörer und Frager, bedeutet es das Ende seines beruflichen Lebens. „Ich sah mich als einen der Menschen, die durch Wörter zu dem werden, was sie sind. Nicht nur Schreiben, auch Reden war mein Beruf. Und jetzt war ich stumm.“"Die unverändert gespürte tödliche Bedrohung durch den Krebs, meine körperliche Schwäche und meine seelischen Tiefs sind die Wirklichkeit, durch die ich mich durchkämpfen muss. Ich darf mich um die Wahrheiten der Krankheit nicht herumdrücken, aber ich darf mich von ihnen auch nicht unterkriegen lassen. Zwei Sätze sind für mich als Leitlinien bestimmend geworden. Der erste heißt: Wirklichkeit ist alles, wo man durchmuss. Der zweite ist eine Gedichtzeile von Peter Rühmkorf: 'Bleib erschütterbar und widersteh.' Beide Sätze sind, da die Krankheit den Journalismus als Lebensschule abgelöst hat, für mich von existenzieller Bedeutung. Ich muss mit der breiten Grauzone der Unberechenbarkeit leben, wenn ich leben will. Und das will ich, das ist mir inzwischen ganz klar."
Helmut Kohl wurde zum Symbol der Republik. War er in den späten siebziger und achtziger Jahren erfolgreich, weil er wohl tatsächlich glaubte, was er predigte und lebte, instrumentalisierte er in den neunziger Jahren seine sentimental verklärte Schlichtwelt als die Wirklichkeit schlechthin. Der Ruhm der Helmut Kohl mit der deutschen Vereinigung zufiel, um ihm einen Platz als einem Großen der Geschichte zu sichern, trug nicht mal ein halbes Dutzend Jahre. Nun erscheint der Kanzler wieder als überdurchschnittlich durchschnittlicher Biedermann, ein Pathetiker der Banalität, der den komplexen Krisen der politischen Umbrüche nur sein massives Beharren im Amt entgegenzusetzen hat.
Macht
- 157 Seiten
- 6 Lesestunden