Hartmut Lehmann analysiert die Lutherdekade der EKD von 2008 bis 2017 kritisch. Er würdigt Restaurierungen und Ausstellungen, bemängelt jedoch die unzureichende Einbeziehung nichtdeutscher Kirchen und späte ökumenische Fortschritte. Die Texte beleuchten die umstrittenen Erinnerungsversuche an Martin Luther zum 500. Reformationsjubiläum.
There is a distinct German tradition in commemorating the achievements of the German reformer Martin Luther. For example, 1817 and 1917 come to mind, when huge celebrations were staged to remember the 95 Theses, or the anniversaries of Luther's birth in 1883, 1933 and 1983. This volume presents twenty studies of Hartmut Lehmann that discuss the specific character of these celebrations. They show that the more Luther was praised by one party, the more others who also had vital interests in Luther's legacy were excluded; that the more Luther's message was popularized, the more the distinct value of his theological message was ignored; that the more one side attempted to neglect Luther's mistakes, the more others were eager to point out the reformer's weaknesses. Some of the studies look at the Luther celebrations in the United States of America, thus offering a comparative perspective. This volume is essential reading for those preparing the Luther jubilee of 2017.
Hergebrachte und neuentstandene religiöse Spannungen im vereinten, säkularisierten Europa und Möglichkeiten - auch rechtliche - sie zu bewältigen. Durch die fortschreitende Säkularisierung der religiösen Verhältnisse in den europäischen Ländern seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts werden wechselseitige Ressentiments und Vorurteile zwischen einzelnen Glaubensrichtungen, die weit in die Vergangenheit zurückreichen, verstärkt; außerdem sind neue, teilweise sehr brisante Konflikte entstanden. Die Beiträge dieses Bandes thematisieren vorhandene Spannungsfelder, zeigen Vorurteile einzelner Religionen gegenüber anderen Glaubensrichtungen auf und erörtern Aspekte der gegenwärtigen Situation. Besonderes Interesse gilt hierbei der Situation der Muslime in Europa. Außerdem werden in einzelnen Beiträgen rechtliche Regelungen diskutiert, durch die aufgrund von religiösen Motiven verursachte Konflikte vermieden werden und die zu einer friedlichen Koexistenz der verschiedenen Religionen in einem vereinten Europa führen können. In diesem komplexen Problemfeld kann, wie gezeigt, die Rechtswissenschaft einen besonderen Beitrag leisten. Hergebrachte und neuentstandene religiöse Spannungen im vereinten, säkularisierten Europa und Möglichkeiten - auch rechtliche -sie zu bewältigen. Inhalt: Hartmut Lehmann: Zur Einführung: Koexistenz und Konflikt von Religionen in Europa Thilo Marauhn: Die Bewältigung interreligiöser Konflikte in multireligiösen Gesellschaften. Modelle für rechtlich strukturierte Verfahren jenseits gerichtlicher Streitbeilegung Stefan Magen: Staatskirchenrecht als symbolisches Recht? Markus Rau: Religiöse Diskriminierung in Europa? Anmerkungen zum staatlichen Umgang mit sogenannten »Sekten« Christian Walter: Religiöse Toleranz im Verfassungsstaat - Islam und Grundgesetz Silvia Tellenbach. Das Religionsprivileg im deutschen Vereinsrecht und seine Streichung Tilman Nagel: Zum schariatischen Hintergrund der Charta des Zentralrats der Muslime in Deutschland Altana Filos: Religiöse Toleranz im Verfassungsstaat. Rechtsprobleme der staatskirchlichen Strukturen in Griechenland Günther Schlee: Somalia und die Somali-Diaspora vor und nach dem 11. September 2001 Dietmar Rothermund: Religiöse Praxis und die Artikulation sozialer Identität Rudolf von Thadden: Ökumene und Europa. Zur Diskussion zwischen Kirche und Welt im neuen Europa Über die Autorinnen und Autoren Personenregister
Nach der Errichtung der kommunistischen Herrschaft im östlichen Europa unterlagen die christlichen Kirchen und Gruppen starkem Druck. Sie galten als Vertreter einer durch den Kommunismus überwundenen Epoche und als potentielle Verbündete von Gegnern der neuen Parteiapparate. Die Beiträge des vorliegenden Bands zeigen, wie unterschiedlich die Lage der christlichen Kirchen in den verschiedenen osteuropäischen Ländern in der langen Phase des »real existierenden Sozialismus« war, das heißt in den drei Jahrzehnten von Stalins Tod bis zur Perestrojka. Während sich die Russisch-Orthodoxe Kirche anpaßte, und während die Katholische Kirche Polens ein Element des Widerstandes war und blieb, unterlagen die Freikirchen der stärksten Verfolgung. Inhalt: Hartmut Lehmann und Jens Holger Schjørring: Zur Einführung: Religion in Osteuropa in der Phase des »real existierenden Sozialismus«, ca. 1953-1985. Michail Shkarovskij: Die Russisch-Orthodoxe Kirche und antireligiöse Staatspolitik in der Sowjetunion (1943-1988). Tibor Fabiny: The Hungarian Revolution of 1956 and Its Aftermath in the Lutheran Church. The Case of Bishop Lajos Ordass Csaba Szabo: Die katholische Kirche Ungrans bis zum Prozeß gegen Jozsef Kardinal Mindszenty Riho Altnurme: Die Beziehungen zwischen der Estnischen Evangelisch-Lutherischen Kirche und dem Sowjetstaat nach 1953. Araunas Streikus: Die katholische Kirche in Litauen 1953-1990. Klaus Buchenau: Was ist nur falsch gelaufen? Kritische Überlegungen zum Kirche-Staat-Verhältnis im sozialistischen Jugoslawien. Peter Svorc: Die evangelische Kirche Augsburger Bekenntnisses in der Slowakei und ihr Schicksal in der Tschechoslowakei nach 1953 Olgierd Kiec: Die Millenniumsfeierlichkeiten in Polen 1966 und die Rolle der Minderheitskirchen zwischen Kommunismus und Katholizismus Zur Reihe: Um die Bedeutung von Religion im postaufklärerischen Europa zu erfassen und zu begreifen, werden in der neueren Forschungsliteratur drei Deutungsmuster angeboten: Zunächst, es handele sich um einen umfassenden, irreversiblen Prozeß der Säkularisierung. Dann: wir hätten es mit Transformationen des Religiösen, aber nicht eigentlich mit einer Abschwächung des Religiösen zu tun, wobei sich im Hinblick auf eine Einschätzung der »Politischen Religionen« des 20. Jahrhunderts von einer Rückkehr der Religionen auszugehen. All diesen Thesen liegen einerseits die Annahme starker Auswirkungen des europäischen Modernisierungsprozesses auf alle außereuropäischen Gesellschaften, andererseits das Postulat einer Sonderentwicklung Europas gerade im Bereich des Religiösen zugrunde. Die neue Reihe versteht sich - in Form von Spezialstudien - als Beitrag zu einer europäischen Religionsgeschichte im Zeitalter der Säkularisierung.
Zwischen Anhängern des Jansenismus, des Quietismus und des Pietismus bestanden in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Frankreich, der Schweiz und in Deutschland zahlreiche direkte und indirekte persönliche und literarische Verbindungen und Beziehungen. Außerdem sind bemerkenswerte strukturelle religiöse, soziale und kulturelle Ähnlichkeiten zu beobachten, aber auch aufschlussreiche Unterschiede zwischen diesen drei Bewegungen. Experten aus verschiedenen Disziplinen und verschiedenen Ländern behandeln wichtige Aspekte dieser Thematik.
Mit der Verschlechterung der allgemeinen Lebensverhältnisse veränderte sich um 1570 der Umgang mit Religion; in den Konflikten des 17. Jahrhunderts steigerte sich das Interesse an religiösen Fragen noch einmal. Dieser Band beleuchtet die verschiedenen Aspekte der Transformation des Christentums im 17. Jahrhundert: die Zukunftserwartungen und Zeitzeichen, die Erfahrungen mit Hunger, Krankheit und Tod, die Beziehungen zwischen Juden und Christen, die Rolle von Außenseitern und Randexistenzen, Entwicklungen in der Wissenschaft und die »Entzauberung des Heiligen«. Die Autorinnen und Autoren gehen der Frage nach, wie stark und auf welche Weise das Christentum Europa am Ende des Zeitalters von Reformation und Konfessionalisierung geprägt hat. Auf dieser Grundlage ist dann auch zu erkennen, wie die Aufklärung das Leben in Europa veränderte. Zwei Tendenzen bestimmen die Geschichte des europäischen Christentums im 17. Jahrhundert: die Versuche der Obrigkeit, in ihren Territorien religiöse Uniformität herzustellen, und die Versuche weiter Teile der Bevölkerung, das Seelenheil zu erlangen. Es zeigt sich, daß das, was obrigkeitlich beabsichtigt war und erlassen wurde, von den Untertanen nur unvollkommen, teilweise auch gar nicht befolgt wurde.
Welche Bedeutung hat das Christentum in der Geschichte seit dem 17. Jahrhundert? Haben Religion, Kirche, Theologie, Frömmigkeit die historische Entwicklung noch wesentlich bestimmt? Als Grundzug der neueren Geschichte gilt, was Max Weber einprägsam die »Entzauberung der Welt« genannt hat, die tiefgreifende und stetig fortschreitende Säkularisierung von Staat, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur. Diese Sicht bedarf der Erweiterung. Neben den vertrauten Begriff Säkularisierung tritt hier der präzisere Begriff Dechristianisierung. Er bezeichnet das Nachlassen des spezifisch christlichen Einflusses in allen Lebensbereichen. Gleichzeitig haben bis ins 20. Jahrhundert hinein Erweckungsbewegungen das überkommene Christentum verwandelt und mit neuem Leben erfüllt, durchaus eine Rechristianisierung bewirkt. Die Aufgabe ist, das Nebeneinander und Gegeneinander von Säkularisierung, Dechristianisierung und Rechristianisierung zu erforschen, Ursachen, Verlauf und Konsequenzen dieses komplizierten Wechselverhältnisses zu erfassen. Die dreiundzwanzig Beiträge des Bandes sind aus einer Tagung im Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen hervorgegangen. Sie behandeln mehrere Länder, sind interdisziplinär orientiert und haben das Ziel, die Diskussion über die Rolle des Christentums in der Geschichte der letzten Jahrhunderte neu in Gang zu bringen.
Die Erforschung des Verhältnisses zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten hat in den letzten zwanzig Jahren neue Wege eingeschlagen. Die Arbeiten Hartmut Lehmanns stehen in diesem Forschungszusammenhang. Der Band vereinigt siebzehn Untersuchungen zu den geistigen und kulturellen Wechselbeziehungen zwischen den beiden Ländern. Er hat drei thematische Schwerpunkte. Aufsätze über Columbus, Luther und Steuben behandeln einen selten gesehenen Aspekt des transatlantischen Beziehungsgeflechts: die Aneignung von Gestalten, Leitbildern, Traditionen der anderen Seite und ihre Einbeziehung in die eigene nationale Tradition. – Die Geschichtswissenschaft, wie sie sich im 19. und frühen 20. Jahrhundert in Deutschland und in Amerika entwickelte, war vor allem eine nationale Wissenschaft. Man richtete den Blick aber auch nach draußen. Darum geht es im zweiten Teil des Bandes: Chancen und Grenzen einer Kooperation in der Geschichtswissenschaft. – Thema des dritten Teils sind religiöse Entwicklungen in der Alten und in der Neuen Welt, zugleich die Wahrnehmung dieser Entwicklungen auf der jeweils anderen Seite. Fernziel dieser Beiträge ist eine Religionsgeschichte der westlichen Welt.