Jacob Burckhardt und Rom
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Schweizer Kunst war im 18. und bis weit ins 19. Jahrhundert oft «kleine» Kunst. Sie wurde von Künstlern produziert, die zwar vom Markt der ausländischen Schweiz-Reisenden profitierten, aber kaum je zu internationalem Ruhm gelangten. Zudem arbeiteten die Künstler bewusst in Formaten und zu Preisen, die beim wachsenden bürgerlichen Publikum am ehesten Erfolg versprachen. Die Alpenmalerei, mitunter politisch stark aufgeladen, befriedigte die neue Sehnsucht nach «reiner Natur». Mit genauem Blick untersucht Yvonne Boerlin-Brodbeck die Rezeption und den kommerziellen Erfolg der Landschaftszeichnung in der Schweiz. Ebenso scharfsichtig rekonstruiert sie die Künstlernetzwerke, die den helvetischen Zeichnern und Malern den Weg etwa zu den Salon-Ausstellungen in Paris bahnten. Kunst, so zeigt sich, findet nicht ausserhalb gesellschaftlicher, politischer und technischer Zusammenhänge statt. Auch das «Naturschöne» hat eine Geschichte, erfordert technische Meisterschaft, Märkte und Käufer.
Die Basler Sammlung fokussiert sich auf oberrheinische Künstler des 15. und 16. Jahrhunderts, insbesondere auf die Werke von Hans Holbein d. Ä. und d. J., sowie Zeichnungen von Urs Graf und Niklaus Manuel Deutsch. Auch bedeutende Zeitgenossen wie Albrecht Dürer, Hans Baldung Grien, Hans Schäufelein, Lukas Cranach und Albrecht Altdorfer sind gut vertreten. Die Sammlung umfasst zudem Blätter von Tobias Stimmer bis Hans Bock d. Ä., die die oberrheinisch-schweizerische Kunst der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts widerspiegeln. Während französische, niederländische und italienische Künstler des 17. und 18. Jahrhunderts Akzente setzen, prägen deutsche und schweizerische Zeichner das Bild der Sammlung vom späten 18. bis ins 20. Jahrhundert. Ein herausragender Bestand an Skizzenbuchblättern von Paul Cézanne führt zur klassischen Moderne mit Künstlern wie Picasso, Braque und Léger. Auch die neuere bis zeitgenössische Kunst wird durch Zeichnungsgruppen geprägt, mit Werken von Joseph Beuys, Andy Warhol, Brice Marden, Bruce Nauman und vielen anderen. Jede Zeichnung wird ganzseitig abgebildet und kommentiert. Der Band enthält zudem Essays zur Geschichte des Kupferstichkabinetts Basel und zur Entwicklung seiner Sammlung.