Was sind Ideen? Wie entstehen neue Ideen? Wie werden Ideen bewahrt oder verändert? Jeder, der über menschliches Wissen, Glauben und Meinen gründlich nachdenkt, stellt sich solche Fragen. Und keine lehrreiche Antwort kommt ohne Geschichte aus. Denn Ideen sind nicht die isolierten Gebilde, wie sie dem erscheinen, der einen Einfall hat. Ideen erwachsen aus einer Überlieferung, und wenn sie bedeutsam sind, treiben sie weitere Ideen hervor – Ideen stehen immer in einem historischen Zusammenhang. Wo Menschen aufbegehren, spielen Ideen eine besondere Rolle. Dieses Buch führt mitten hinein in die wirklichen Auseinandersetzungen der Menschen.
Form und Genre sind in der Philosophie den Gedanken nicht äußerlich und kleiden sie nicht lediglich ein, sondern eröffnen je eigene Erkenntnismöglichkeiten. In der Philosophie der Gegenwart bleiben jedoch die Möglichkeiten, die das Genre Dialog eröffnet, weitgehend ungenutzt. Jeder der Dialoge in diesem Buch spielt in einer historischen Situation der Neuzeit, vom 16. bis zum frühen 21. Jahrhundert, und an einem bestimmten Ort, von Walden, Massachusetts, bis Wien, von Florenz bis zur Halbinsel Wittow auf Rügen. Es begegnen sich etwa Mary Wollstonecraft und der Graf von Schlabrendorf während der französischen Revolution, Naphta und Settembrini in Wien, Emil Jannings und Natalia Sedowa in Erfurt. Die Dialoge werden zu Wortwechseln nicht nur in dem Sinne, dass die Rede zwischen mehreren Personen wechselt, sondern auch insofern, als die Worte selbst sich umfärben, ihre Bedeutung in Fluss gerät. Das Gespräch entzieht die Begriffe, um die es geht, dem abstrakten Raum reiner Theorie.
Tragisches und Komisches sind, seit von ihnen die Rede ist, im Gegensatz zueinander gesehen worden. Wird Tragisches mit Komischem verbunden, wäre zu erwarten, dass sie einander schwächen. Tragikomische Situationen überraschen damit, dass die gegensätzlichen Qualitäten einander steigern. Unter welchen Bedingungen kann dies eintreten?Diese erste philosophische Monographie zur Frage der Tragikomik lenkt die Aufmerksamkeit auf das Verhältnis zur Zeit: Komisches ist im Moment zuhause, Tragisches beschreibt einen grossen Bogen. Von dieser Konstellation her entfaltet Andreas Dorschel die Poetik des Tragikomischen in Werken der Antike (Euripides' »Bakchai«), der Frühen Neuzeit (Shakespeares »Tragedy of King Lear«) und der Moderne (Kafkas »Der Process«) anhand der Kategorien ›Ironie‹, ›Intervention‹ und ›Travestie‹.Das Augenmerk, welches Dorschel auf die Literatur lenkt, schliesst nicht aus, dass es auch im Leben manchmal tragikomisch zugeht. Doch dessen Konstellationen zeigen sich tragikomisch wohl erst dann, wenn auf sie in bestimmten Weisen geblickt wird, die ›poetisch‹ zu nennen sind
Vorurteile: Daran scheiden sich die Geister. Die Aufklärer verdammten sie, die Gegenaufklärer empfahlen sie der Verehrung. Nachdenken über Vorurteile« stellt die Argumente beider Seiten auf die Probe. Das Ergebnis bedeutet einen Gewinn an Differenzierung. Vorurteile können wahr oder falsch, gescheit oder dumm, weise oder töricht, positiv oder negativ, gut oder schlecht, rassistisch oder humanistisch sein, sie sind jeweils dies oder jenes anderer Eigenschaften halber als der, dass es sich bei ihnen um Vorurteile handelt.« Der Fortschritt ist seit der Aufklärung wesentlich verstanden worden als ein Vorgang, in welchem der menschliche Geist alle Vorurteile ausmerzt. dass dieser Kampf nicht erfolgreich gewesen ist, muss man wohl einräumen; doch ist dies kein Einwand. Vorurteile sind keine Spezialität von Rassisten. Vielmehr haben Vorurteile ihren unverzichtbaren Platz im Kopf eines jeden. Deshalb sind rassistische Vorurteile auch nicht zurückzuweisen, weil sie Vorurteile, sondern weil sie rassistisch sind. Der Vorwurf des Vorurteils ist in solchen Fällen nur darum so beliebt, weil er scheinbar erlaubt, statt sich mit einem Wust moralischer Probleme auseinanderzusetzen, eine Rüge ob mangelnder Einsicht zu erteilen: der Betreffende hat einfach vorschnell geurteilt. Ihrer bewundernswerten Ökonomie zum Trotz geht diese Rechnung nicht auf. Sie spielt vielmehr Erscheinungen wie etwa Rassismus herunter. Wenn es sich bei diesem um einen Fall von Vorurteil handelt, so hat er das mit einer Unzahl harmloser, ja selbst vernünftiger Haltungen gemein. Wer an jenen Erscheinungen Kritik üben will, kommt, so die Schlußfolgerung, nicht daran vorbei, moralisch Stellung zu beziehen.
Die philosophiegeschichtlichen, sprachphilosophischen, rationalitäts- und wissenschaftstheoretischen Versuche einer Transformation der Philosophie, der Apels Lebenswerk gilt, bezeichnet Apel deshalb als »Transzendentalpragmatik«, weil sie ihren Einheitssinn in dem Gedanken finden, daß nichts außer der menschlichen Praxis des Argumentierens die kontexttranszendierende Gültigkeit unserer Meinungen über Tatsachen und Normen ermöglicht. Die einzelnen Beiträge beleuchten Konsequenzen und Probleme des transzendentalpragmatischen Programms in einem breiten Spektrum gegenwärtiger philosophischer Diskussionen, das von theoretischen Fragen der Bedeutungstheorie bis zu praktischen Fragen eines modernitätskritischen Dialogs zwischen »Erster« und »Dritter« Welt reicht.
Wie kommt das Neue ins Alte? Verständige Menschen haben auf diese Frage eine Idee parat: die der Veränderung. Veränderung ist ein rationales Muster: Das Ding bleibt, seine Eigenschaften wechseln. Doch wo hört das Ding auf, wo beginnen seine Eigenschaften? Was wäre das Ding ohne seine Eigenschaften? Der Idee der Veränderung folgt wie ein Schatten eine andere Idee: Verwandlung. Verwandlung besagt, daß nicht nur die Eigenschaften an jemandem oder etwas wechseln, sondern er, sie, es selbst. Mit Verwandlung – Metamorphose, Transfiguration, Transmutation – hielten es das mythologische Fabulieren, der fromme Enthusiasmus und die Naturmagie. Die Christen machten Verwandlung, diesen Wildwuchs heidnischer Göttergeschichten, einem einzigen Zweck dienstbar. Die Alchimie setzte Menschen statt Götter zu Herren der Verwandlung ein. Zuletzt sind auch Wissenschaft und Technologie auf sie verfallen. Was geschieht mit Verwandlung in diesem neuen, entzaubernden Zugriff?
Die Kunst galt in Europa lange als kontemplativ und der Zeit entrückt, während die Wissenschaft, wie Schopenhauer formulierte, dem „rast- und bestandlosen Strom“ des Weltlaufs verschrieben sei. Wissenschaft sei deshalb überall auf der Suche, die Kunst hingegen überall am Ziel. Doch die Moderne sah auch die Kunst eher auf der Suche als am Ziel, und wie immer man die Gegenwart kennzeichnen mag: diese Charakterisierung bleibt einleuchtend. Nur sucht Kunst in anderer Weise als Wissenschaft. Verfügen unsere Bildungssysteme über Institutionen, die dem Suchen der Kunst gerecht werden? Findet dieses Suchen auf seine Art auch so etwas wie Wissen? Fragen dieser Art haben Otto Kolleritsch, den langjährigen Vorstand des Instituts für Wertungsforschung und Rektor der Kunstuniversität Graz, den bedeutenden Anreger und Organisator, ein Leben lang beschäftigt. Spiritus rector: Kolleritsch zu Ehren gehen anlässlich seines 75. Geburtstages im Jahr 2009 namhafte Autoren wie Dieter Borchmeyer, Helga de la Motte und Peter Sloterdijk den verästelten Beziehungen zwischen Kunst - insbesondere Musik - und Wissen in der Moderne nach.
Alle musikalische Praxis ist von Wertungen durchzogen. Das Publikum wertet Interpreten und Komponisten, auf oder ab; Interpreten lieben oder respektieren bestimmte Werke und ignorieren andere. Fragen über Fragen, die in den Bänden der Studien zur Wertungsforschung Bezug erhalten.