Praxis der Gedenkstättenpädagogik
Erfahrungen und Perspektiven
In Deutschland gibt es zahlreiche Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus, und die Geschichte sowie die Verbrechen werden nicht mehr totgeschwiegen. Dennoch besteht Anlass zur Sorge um unsere politische Kultur: Ein erheblicher Teil der Bevölkerung zeigt kein Interesse an einer vertieften Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit. Häufig wird versucht, die Geschehnisse dieser Zeit zu relativieren, geschichtlich einzuordnen und einen Schlussstrich zu ziehen. Vergessen, Verdrängen und Relativieren sind Elemente eines Syndroms, das die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit prägt. Die Herausgeber dieses Sammelbandes gehören einer „nachgeborenen“ Generation an, die sich der Verantwortung bewusst ist, die aus der Geschichte erwächst. Der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker betonte, dass die Jungen nicht für die Taten der Vergangenheit verantwortlich sind, aber für die zukünftige Geschichtsschreibung. Daher ist es notwendig, sich selbst und die kommenden Generationen mit den Taten der Großeltern zu konfrontieren. Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Rechtsextremismus sind weiterhin präsent, nicht nur in Deutschland, wo sie jedoch eine besondere Bedeutung haben, da sie aus einer ideologisch-politischen Tradition stammen, die das industriell-effektive Mordsystem im „Dritten Reich“ hervorgebracht hat.



