Im Bann des Nationalsozialismus
Das protestantische Berlin im Dritten Reich






Das protestantische Berlin im Dritten Reich
"Woran glaubten die 65 Millionen Deutschen im Dritten Reich? Welche Rolle spielte die »religiöse Frage« für Bestand und Stabilität des NS-Regimes? Wie dieses Buch zeigt, war die Hitlerzeit nicht, wie bisher weithin angenommen, von Säkularisierungsprozessen oder sogar von »Gottlosigkeit« bestimmt, sondern vielmehr von multiplen religiösen Erneuerungen geprägt. Bereits das politische Umbruchsjahr 1933 war von einem tiefgehenden »religious revival« begleitet. Eine uns heute paradox anmutende Gemengelage von christlichen Traditionsbeständen und einem völkisch-politischen Neuglaube spielte eine wesentliche Rolle im Nationalsozialismus"-- Back cover.
Der Tübinger Theologe und »Judenforscher« Gerhard Kittel
Gerhard Kittel (1888-1948) wurde 1926 als Nachfolger Adolf Schlatters an die Universität Tübingen berufen und zählte als Herausgeber des »Theologischen Wörterbuchs zum Neuen Testament « zu den bekanntesten Theologen seiner Zeit. 1933 trat er der NSDAP bei und verfasste mit seiner Publikation »Die Judenfrage« eine der einflussreichsten protestantischen Stellungnahmen, die in geradezu exemplarischer Weise für die Verknüpfung und Verschmelzung von christlichem Antijudaismus und völkischem Antisemitismus steht. Seit 1936 arbeitete Kittel zudem aktiv in Walter Franks Münchener Reichsinstitut für Geschichte des neuen Deutschlands (Forschungsabteilung Judenfrage) mit. Der Band analysiert in neun Beiträgen Biografie und Karriere Gerhard Kittels, seine Schriften und Netzwerke. Ferner enthält er eine ausführliche Vita und Bibliografie Kittels. Gerhard Kittel (1888-1948) took over the chair of Adolf Schlatter at the University of Tübingen in 1926. He was the editor of “Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament” (Theological Dictionary of the New Testament) and one of the most popular theologians of his time. He joined the Nazi Party in 1933 and published his work “Die Judenfrage” (The Jewish Question), one of the most influential Christian statements and an example of the connection and mergence of Christian anti-semitism and folkish anti-semitism. In 1936, he began working in the department of “The Jewish Question” of Walter Frank's Reichsinstitut für Geschichte des neuen Deutschlands (Reich Institute for History of the New Germany). The nine contributions of this volume not only analyse his biography and career but also his works and networks. Furthermore, the volume also includes Kittel's comprehensive vita and bibliography
Der Wuppertaler Theologe Helmut Hesse (1916–1943)
Ein Jurist und bekennender Christ im Widerstand gegen Hitler
Am 19. Februar 1937 wurde Friedrich Weißler leblos in seiner Zelle im KZ Sachsenhausen aufgefunden. Wie sich herausstellte, war er von einem SS-Totschlägerkomplott zu Tode geprügelt worden. Weißler war Sohn des renommierten jüdischen Juristen Adolf Weißler und in der Zeit der Weimarer Republik selbst ein hochbefähigter, aufstrebender Jurist, zuletzt Landgerichtsdirektor in Magdeburg. Nach seiner Entlassung 1933 schloss er sich in Berlin der Bekennenden Kirche an. Im Jahr 1936 war er mitbeteiligt an einer nichtöffentlichen, an Hitler gerichteten Denkschrift der Kirchenopposition und geriet in Verdacht, diese ohne Befugnis an die Auslandspresse weitergereicht zu haben. Nach vier Monaten Gestapohaft wurde Weißler in das Lager Sachsenhausen eingeliefert, wo er zu Tode kam. Schon bald galt er als »erster Märtyrer der Bekennenden Kirche«. Dieses Buch erzählt die Familiengeschichte der Weißlers seit 1900 und bettet sie in umfassender Weise in die politik- und kulturgeschichtlichen Kontexte des 20. Jahrhunderts ein. Das Buch ist zugleich ein Aufruf, diesen mutigen bekennenden Christen, der unter höchstem persönlichen Risiko bereit war, Widerstand gegen die Hitler-Diktatur zu leisten, mehr zu ehren, als dies bisher geschehen ist.
In diesem Band werden in 15 biografischen Studien die Protagonisten eines völkischen Protestantismus untersucht, der erhebliche Teile des protestantischen Milieus erfasst und umgeprägt hatte. Präsentiert werden theologische Vordenker wie Universitätsprofessoren, kirchliche Aktivisten und Pfarrer, die sich »Deutsche Christen« nannten. Weitere Studien befassen sich mit fanatischen NSDAP-Mitgliedern in kirchenleitender Stellung, die nationalsozialistische Ideen in der Praxis umzusetzen versuchten. Wie groß war die Reichweite dieses völkischen Protestantismus? Die wissenschaftliche Erforschung dieser Frage zeigt, warum der Nationalsozialismus über weite Strecken ein so hohes Maß an Zustimmung in der deutschen Bevölkerung finden konnte.
Untersucht wird das Zusammenwirken zwischen Nationalsozialismus und den beiden großen christlichen Konfessionen Protestantismus und Katholizismus. Ganz zweifelsfrei hat es während des »Dritten Reiches« bedeutenden christlichen Widerstand gegeben – und es ist gut, an ihn zu erinnern. Aber dieser Widerstand war, auf das Ganze der beiden großen Konfessionen gesehen, eher eine Ausnahmeerscheinung. Sowohl bei den Katholiken und mehr noch bei den Protestanten waren Anpassung sowie Partizipation am NS-Regime weit verbreitet. In Extremfällen gehörte dazu auch Mittäterschaft von Theologen und anderen Kirchenmännern an den Verbrechen des Regimes. Viele evangelische Pfarrer, etliche Theologieprofessoren und nicht wenige katholische Priester betätigten sich als »nationalsozialistische Christen« im Sinne des Hitlerregimes und verliehen ihm damit zusätzliche Legitimation. Nur ein unvoreingenommener Blick auf das ganze Feld von Glaube, Konfession und Kirchen im »Dritten Reich« vermag letztendlich zu erklären, warum das NS-Regime über längere Zeit so erfolgreich sein konnte. In zehn Beiträgen und einem »Nachwort aus theologischer Sicht« stellen acht Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen »Täter und Komplizen« aus dem Kirchenbereich vor. Mit Beiträgen von Hansjörg Buss, Markus Dröge, Ralf Forster, Thomas Forstner, Manfred Gailus, Susannah Heschel, Horst Junginger, Thomas Kaufmann, Christoph Markschies, Andreas Nachama
For many decades, the protestant history of the Kirchenkampf and its cultural remembrance only acknowledged its great men: bishops, professors, pastors – hardly any women. In eleven biographical contributions, this volume presents brave protestant women who raised their voices against the National Socialist racial policy and demonstrated practical solidarity with the persecuted Jews. Their commitment, which they understood as a matter of course and as a testimony of their Christian faith, was highly perilous. With their denunciation of the established anti-Judaism and the politics of the Nazi regime, these women stood in open contradiction to the official church, which rather tended to conform. Even within the circles of the Confessing Church they went unheeded. And after 1945 their courageous resistance and selfless commitment for the persecuted only served to jostle the filtered memories and self-justification of the followers.
Wie wurde ich eigentlich Nationalsozialist? Diese Frage stellte der junge SAMann Horst Wessel ins Zentrum seiner bislang unveröffentlichten politischen Autobiographie, die er wenige Monate vor seinem gewaltsamen Tod im Jahr 1930 schrieb. Es handelt sich um eine einzigartige Geschichtsquelle, die bezeichnende Schlaglichter auf die politische Kultur der Weimarer Republik und auf den frühen Nationalsozialismus wirft. Ein spannendes Zeitdokument, herausgegeben und kommentiert von zwei profilierten Zeithistorikern – für alle, die besser verstehen wollen, wie die nationalsozialistische Diktatur eigentlich möglich wurde. Erste vollständige und kritisch kommentierte Ausgabe eines bislang unbekannten Zeitdokuments »Gut recherchiert, glänzend geschrieben.« Die Welt am Sonntag über Daniel Siemens’ Horst-Wessel-Biographie
In 1933 more than 95% of the German population were members of one of the two major Christian religions. This picture did not change dramatically throughout the entire 12-year reign of the “Third Reich.” This is all the more surprising in light of the fact that at the same time a large proportion of the German population also belonged to some Nazi organization. Apparently during this period, on some intellectual-religious level, these two irreconcilable roles of being a politically devout National Socialist and a conventional Christian were able to coexist side by side. This volume examines which forms this coexistence took on, the changes it experienced and the conflicts it created. It also explores the question whether the religious situation of that day and age can be reduced solely to a “struggle between Church and State” of the two major religious faiths.