Aufsätze zu einer wissenschaftstheoretischen Fundierung der Architektur- und Wohnwissenschaft
Die Beiträge dieses Bandes vereinigen in sich die Aufgabe, ein überzeugendes und kritisches wissenschaftliches Konzept vorzulegen, das aussichtsreich und nachvollziehbar Bedingungen formuliert und Möglichkeiten aufzeigt, den „komplexen Sitz“ einer beherbergenden Architektur im Leben methodisch kontrolliert zu erkunden.
Das aktuelle Themenheft von AUSDRUCK UND GEBRAUCH beschäftigt sich mit der Vielfalt des städtischen Lebens und den unterschiedlichen Möglichkeiten, in der Stadt zu sein. Der Begriff „Lebensform“ umfasst Orientierungs- und Verständigungsverhältnisse, die für Wissenschaftler, Architekten, Planer und Stadtbewohner wichtig sind, um Ziele und Mittel ihres Handelns zu klären und zu begründen. Unsere Lebensumgebung wird zunehmend als „städtisch“ wahrgenommen, wobei „Stadt“ als Oberbegriff für wissenschaftliche, planerische und lebensweltliche Erzählungen fungiert, die das Städtische inhaltlich und perspektivisch beleuchten. Das Heft versammelt Beiträge einer Tagung, die 2016 von der Evangelischen Akademie Tutzing und dem Bund Deutscher Architekten organisiert wurde, und ergänzt diese mit weiteren Texten, die das Phänomen Stadt aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Es wird deutlich, dass unser theoretisches Verständnis von Stadt eng mit den lebensweltlichen Erfahrungen der Stadtbewohner verbunden ist. Dies gilt sowohl für die Wissenschaftssprache als auch für die Bildungssprache. Wissen über die Stadt ist primär Erfahrungswissen, das aus der alltäglichen Praxis resultiert.
Für eine phänomenologisch-hermeneutische Architekturtheorie
303 Seiten
11 Lesestunden
Architektur wird in Gebrauch genommen. Ihr Ausdruck ist für unser Wohlbefinden von grundsätzlicher Bedeutung. Angesichts dessen sollte sich der Blick der Architekturtheorie auf die »Lebenswelt« der Menschen lenken - und nicht auf einen Austausch zwischen Architekten und Architekturkritikern beschränken. Achim Hahn zeigt: Architekturtheorie wird so zu einer empirischen Wissenschaft, die den Erfahrungen der Menschen mit Architektur nachforscht. Er befragt Schlagworte wie Wohnen, Raum, Entwerfen und Landschaft erstmals auf ihre vortheoretische Umgangsbedeutung hin und gewinnt sie so als Grundlage theoretischer Konstruktionen.
Lassen sich durch architektonische Entwürfe bestimmte Stimmungen oder Atmosphären erzielen? Ausgangspunkt dieser Frage ist eine phänomenologisch-hermeneutische Architekturtheorie, die sich als empirische Theorie versteht und in der Lebenswelt gründet. Am Beispiel zweier Freizeitparks untersuchen die Beiträge, wie die Gestalter beim Entwerfen von atmosphärischen Räumen vorgehen und was Besucher auf der Basis ihrer Lebenserfahrung in diesen Räumen erleben. Es zeigt sich, dass Atmosphären vor allem als Erlebnisse wirken: Sie werden von Architekten vor ihrem biographischen Hintergrund antizipiert, entstehen jedoch erst in der leiblichen Begegnung des Erlebenden mit seiner Umgebung.
Studierende kennen Architekturtheorie entweder als pseudophilosophische Überlegungen von Architekten oder als Geschichte der Baukunst. In dieser Einführung wird Architektur als Verhalten des Menschen interpretiert, der seine natürliche Bedürftigkeit durch „Kultur“ kompensiert. Architekturtheorie ist somit eine Wissenschaft, die Begriffsarbeit leistet und architektonisches Denken ermöglicht. Der Band bietet einen Zugang zu Architektur jenseits bloßer Geschmacksfragen.