Reinhart Kosellecks Einfluss auf die Begriffsgeschichte und die Analyse des politischen Totenkults wird umfassend beleuchtet. Der Band bietet einen tiefen Einblick in seine innovative Geschichtstheorie und die Auseinandersetzung mit 'historischen Zeiten'. Zudem wird seine Herangehensweise an historische Probleme und die spezifische Art des Denkens und Fragens analysiert. Die Besonderheiten seiner essayistischen Historik und das fortdauernde Potenzial seiner Ansätze zur Geschichtsschreibung werden herausgestellt, was seine Relevanz in den erinnerungspolitischen Debatten verdeutlicht.
Manfred Hettling Reihenfolge der Bücher






- 2021
- 2019
Wir leben in einer Welt, die stark von den rechtlichen, ideellen, ökonomischen und kulturellen Traditionen der »bürgerlichen Gesellschaft« geprägt ist. Diese trat seit dem 18. Jahrhundert an die Stelle der feudal-ständischen Ordnung und hat ideologische Herausforderungen von rechts und links überdauert. Das öffentliche Bewusstsein über dieses Fundament unserer politisch-sozialen Ordnung entspricht jedoch nicht seiner ungebrochenen Bedeutung. Der Band bietet einen ersten vergleichenden Rückblick auf die drei großen Bürgertumsprojekte der 1980er Jahre, die die historische Forschung nachhaltig beeinflusst haben und sich auf das 19. Jahrhundert konzentrieren. Diese Projekte prägen die Bürgertumsforschung bis heute. Die historische Forschung hat sich zudem in Richtung kultureller Faktoren erweitert, was zu Beiträgen über Vergesellschaftung und Lebensführung führt. Darüber hinaus präsentiert der Band Studien zu Brüchen, Transformationen und Kontinuitäten bürgerlicher Lebensweisen im 20. Jahrhundert, insbesondere im Kontext der Herausforderungen durch den Sozialstaat und die Pluralisierung der Moderne. Abgerundet wird der Band durch vier Beiträge zur Begrifflichkeit und Lebenswelt von Mittelklassen außerhalb Europas, mit der Hoffnung, dass das Wissen über europäische Traditionen der »bürgerlichen Gesellschaft« die Diskussion über »global middle classes« bereichert.
- 2016
Politische Denkmäler in der Stadt
- 240 Seiten
- 9 Lesestunden
Der 16. Tag der hallischen Stadtgeschichte 2015 behandelte »Politische Denkmäler in der Stadt« am Beispiel der Saalestadt. Dabei zeigte sich, dass hier für einige Denkmalstypen mit die ältesten Monumente ihrer Art in Deutschland stehen. Bis in die Gegenwart haben sich an und um einzelne Denkmäler in der Stadt immer wieder heftige gesellschaftliche Konflikte entzündet, welche die kontroversen politischen Deutungen dieser ästhetischen Objekte offenlegen. Neben Überblicksdarstellungen, etwa zu Denkmalsformen in der Frühen Neuzeit und zu Denkmälern als politischem Ausdrucksmittel der Bürgergesellschaft, werden insbesondere der Roland, das Franckedenkmal, das »Fahnenmonument« sowie die nicht mehr im Stadtbild vorhandenen Denkmäler für Kaiser Wilhelm, den »kleinen Trompeter« und das »Fäuste«-Monument in den Blick genommen.
- 2015
Der Band analysiert und vergleicht sprachliche und politische Bedingungen der jeweiligen, unterschiedlich strukturierten Begriffsfelder von „Bürger" im Deutschen und shimin im Japanischen in exemplarischen Fallanalysen und diachronen Synthesen. Dadurch entsteht erstmals ein historisch fundierter Vergleich der Bürgerbegrifflichkeiten im Deutschen und Japanischen.
- 2013
In der entstehenden „bürgerlichen Gesellschaft“ des ausgehenden 18. Jahrhunderts veränderte sich die Stellung der jüdischen Minderheit: Das Versprechen bürgerlicher und nationaler Gleichheit konnte als Verlockung wie als Bedrohung wahrgenommen werden, von Juden wie von der jeweiligen Mehrheitsgesellschaft. Daraus entstanden in den einzelnen Ländern Diskussionen um die „Judenfrage“. In diesen politisch-gesellschaftlichen Ordnungsdebatten wurden Bedingungen, Möglichkeiten und Grenzen einer rechtlichen Gleichstellung und sozialen Integration der Juden erörtert. Diese Kontroversen über die Stellung der jüdischen Minderheit dienten dabei zugleich als Selbstverständigungsdebatten über politische Grundwerte der Mehrheitsgesellschaft. Die „Judenfrage“ erweist sich damit auch als Indikator für nationale Selbstverständigungsprozesse, besonders in politischen Umbruch- und Krisensituationen. Dabei schrieb man Juden sehr unterschiedliche Rollen zu, die Modelle reichten von radikaler Exklusion bis zu weitgehender Inklusion. Der Band stellt nationale Debatten exemplarisch und vergleichend nebeneinander. Geografisch liegt der Schwerpunkt auf dem mittel-, ostmittel- und südeuropäischen Raum, zeitlich behandeln die Beiträge die Phase vom späten 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert.
- 2013
Gefallenengedenken im globalen Vergleich
Nationale Tradition, politische Legitimation und Individualisierung der Erinnerung
- 542 Seiten
- 19 Lesestunden
Krieg ist ein globales Phänomen, doch die Kriegserinnerungen und das Gefallenengedenken sind in jedem Land unterschiedlich. In 20 Länderstudien loten die Autoren aus, wie historische Traditionen, religiöse Prägungen und politische Ordnungen sich auf die Erinnerungsmuster des neuzeitlichen Gefallenenkults auswirken. Trotz vieler Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern treten zwei Gemeinsamkeiten klar hervor: Alle Gefallenen werden politisch in Dienst genommen, um das eigene Staatswesen mit dem Tod der Soldaten zu legitimieren. Zugleich individualisiert sich in allen Nationalstaaten das Gefallenengedenken, das jeden Soldaten einzeln mit seinem Namen und als gleichberechtigten Teil der Nation darstellt. Nur religiöse und revolutionäre Märtyrerkulte sperren sich gegen diese Egalisierungstendenz.