Herbert Diercks Bücher






Zwangsarbeit und Gesellschaft
- 227 Seiten
- 8 Lesestunden
Nachdem die vom NS-Staat in großem Maßstab organisierte Zwangsarbeit eine Zeit lang öffentliches Thema und schließlich die von Wirtschaft und Bundesregierung getragene Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ zur Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter gegründet wurde, sind die Diskussionen um die Zwangsarbeit in den letzten Jahren wieder recht still geworden. Das neue Heft der „Beiträge“ versucht nun, eine - natürlich nur vorläufige - Bilanz nach zwanzig Jahren Erforschung der Zwangsarbeit und nach der Entschädigungsdebatte der letzten Jahre zu ziehen. Im Mittelpunkt stehen dabei mehrere Regional- und Lokalstudien, deren Themenspektrum von der Funktion des Arbeitserziehungslagers Hamburg-Wilhelmsburg über die Zwangsarbeit in der Landwirtschaft bis hin zu besonderen Säuglingsheimen für die in Deutschland geborenen Kinder von Zwangsarbeiterinnen reicht.
Am 3. Februar 2004 stellte das Landgericht Hamm den letzten Prozess wegen nationalsozialistischer Verbrechen ein. Grund: Verhandlungsunfähigkeit des Angeklagten. Die Zeit der Strafverfolgung von NS-Verbrechern gehört damit der Vergangenheit an. In den Vordergrund treten die historisch-kritische Aufarbeitung der Prozesse und die Fragen der Historikerinnen und Historiker an die Ereignisse der letzten fünfzig Jahre. Der neue Band der 'Beiträge' widmet sich den Verfahren gegen NS-Verbrecher, die vor deutschen Gerichten abgehalten wurden. Bei der exemplarischen Vorstellung einzelner Prozesse werden die Schwierigkeiten der strafrechtlichen Verfolgung deutlich. Dabei geht es nicht nur um die Unwilligkeit der Ermittler und Richter, sondern auch um die Hindernisse bei Rechtshilfeersuchen an die DDR, die vor allem in den 1960er Jahren von Seiten des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) erschwert und manipuliert wurden. In einem ausführlichen Bericht wird der Prozess gegen Otto Ernst Remer, der 1952 vor dem Braunschweiger Landgericht geführt wurde, thematisiert. Dieses von Fritz Bauer geführte Verfahren bezeichnet einen Wendepunkt in der Beurteilung widerständigen Handelns während der NS-Zeit. Ein weiterer Aufsatz stellt die Person des DDR-Rechtsanwalts und Nebenklagevertreters Friedrich Karl Kaul in den Mittelpunkt, der auch als Publizist, Rechtsberater und Hochschullehrer zur Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit beitrug.
Die Verfolgung der Sinti und Roma im Nationalsozialismus
- 232 Seiten
- 9 Lesestunden
Der nationalsozialistische Völkermord an den Sinti und Roma wird inzwischen oft mit demjenigen an den europäischen Juden auf eine Stufe gestellt. Das Für und Wider solcher Analogien ist ein Thema des neuen Heftes der 'Beiträge'; ebenso wie die Besonderheit, dass Sinti und Roma nach 1945 häufig einem kaum veränderten Verfolgungsdruck durch die Behörden ausgesetzt waren und sich mit einem quasi ungebrochenen Antiziganismus auseinandersetzen mussten. Die Mehrzahl der Aufsätze widmet sich der Erforschung bislang vernachlässigter Fragen nach dem Schicksal von Sinti und Roma in einzelnen Konzentrationslagern oder bietet lokalgeschichtliche Untersuchungen des jeweiligen Verfolgungsgeschehens. Wie in allen Titeln der Reihe ist der Fokus der Beiträge auf Norddeutschland gerichtet.
69 ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, allesamt zum Zeitpunkt ihrer Deportation Jugendliche, kommen in diesem Buch zu Wort. In Lagern eingesperrt und aller Rechte beraubt, mußten sie als 'Ostarbeiter' oder Kriegsgefangene in der Industrie oder der Landwirtschaft schwer arbeiten. Fluchtversuche, sogenannte Arbeitsbummelei, Arbeitsniederlegung bis hin zu Widerstandsaktionen waren die Hauptgründe für ihre Verhaftung und Einweisung in Konzentrationslager. Damit waren sie zum Tode verurteilt, denn dort galt das Prinzip 'Vernichtung durch Arbeit'. Mit großem Glück überlebten sie diese Verfolgung. Nach 55 Jahren erinnern sie sich an ihre Haftbedingungen im KZ Neuengamme, ihre glückliche Befreiung und ihre Rückkehr in die Heimat.
KZ-Gedenkstätten werden zunehmend zu historischen Orten, die sich gegenüber anderen Erinnerungsformen als besondere Lern-, Aufklärungs- und Gedenkorte präsentieren. So ist es in vielen KZ-Gedenkstätten mittlerweile Gang und Gebe, sich neben der musealen Darstellungsweise der Vergangenheit auch medial mit der nationalsozialistischen Verfolgungsgeschichte auseinandersetzen. An verschiedenen Beispielen wird in diesem Band gezeigt, auf welch unterschiedliche Art und Weise sich die Gedenkstätten mit ihrer Vergangenheit befassen. Die Arbeit mit jungen Menschen an diversen Projekten spielt hierbei eine wichtige Rolle. So erscheint in diesem Band unter anderem ein Beitrag über Arbeitsgruppen in Bergen-Belsen, die sich mit der Geschichte des KZs auseinander gesetzt haben. Berichte über Wanderausstellungen, der Einsatz neuer Medien sowie die Präsens im Internet ergehören in diesem Heft ebenfalls zum breiten Spektrum der Präsentationsmöglichkeiten der Gedenkstätten. Die von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme herausgegebene Zeitschrift versteht sich als ein Mitteilungsorgan für Historikerinnen und Historiker: Projekt-, Tagungs- und Veranstaltungsberichte geben einen Überblick über derzeit laufende Forschungen, Buchbesprechungen informieren über Neuerscheinungen und eine Bibliographie stellt Hinweise, speziell auch auf kleinere Publikationen und sogenannte 'graue Literatur', zur Verfügung. Um Mitarbeiter der außerschulischen Bildungsarbeit zu unterstützen, veröffentlicht die Zeitschrift außerdem für den Unterricht didaktisch geeignete Materialien.
Wehrmacht und Konzentrationslager
- 267 Seiten
- 10 Lesestunden
Im letzten Kriegsjahr fand ein umfangreicher Personaltausch der Bewacher in den Konzentrationslagern statt – SS-Angehörige wurden zum Fronteinsatz abgestellt und durch Wehrmachtssoldaten ersetzt. Diese bislang wenig beachtete Entwicklung ist eines der Schwerpunktthemen des neuen Heftes. Darüber hinaus werden Konzentrationslager als letzte Instanz im System der Strafeinrichtungen der Wehrmacht und als Orte von medizinischen Versuchen dargestellt.
'Seit dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft hat die Frage nach den Täterinnen und Tätern - wiewohl gerade nicht ihre differenzierte Erforschung oder Kenntnisnahme - den Umgang mit den NS-Verbrechen in Deutschland beherrscht. Antworten haben als juristische und politische Definitionen sowie als öffentliche Repräsentationen das miteinander verbundene Ausblenden und Erinnern der Tat gesteuert. Gerade weil die Täterschft und Gesellschaft wegden der umfassenden Einbindung der Deutschen in das NS-System so präker war, löste sie immer wieder öffentliche Debatten aus.' (aus dem Editorial)
Das Stadthaus und die Hamburger Polizei im Nationalsozialismus/The Stadthaus and the Hamburg Police during the Nazi Era
Katalog der Ausstellungen im Geschichtsort Stadthaus/Catalogue of the Exhibitions at the Stadthaus Remembrance Site
Die 'Weißen Busse' unter Graf Folke Bernadotte, das Wirken der Hamburgerin Hiltgunt Zassenhaus als Übersetzerin im Zuchthaus Fuhlsbüttel oder die Rettung spanischer und portugiesischer Juden über Bergen-Belsen: Die Bandbreite der verschiedenen Rettungsbemühungen zum Ende des NS-Regimes verdeutlicht, dass nicht pauschal in Retter und 'Bystanders' eingeteilt werden kann. Die im Heft vorgenommene Analyse erfolgreicher und erfolgloser Rettungsbemühungen ermöglicht wesentliche Rückschlüsse auf Handlungsspielräume und Handlungsmöglichkeiten im System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.