Die Sage vom Troianischen Krieg, in dem die Helden Homers um die schöne Helena kämpften und in dem das ruhmreiche Troia unterging, ist fester Bestandteil unseres kulturellen Gedächtnisses geworden. Aber Troia war ein realer und nicht nur ein mythischer Ort. Die Ausgrabungen, die Heinrich Schliemann begann, dauern bis heute an, und die Rekonstruktion der Stadt in ihren verschiedenen historischen Epochen schreitet fort. Was man über diesen Ort, seine Menschen, ihre Geschichten und ihre Geschichte weiß, wird in diesem Band anschaulich und allgemeinverständlich vermittelt.
Der Klassische Archäologe Dieter Hertel untersucht anhand zahlreicher Bilddokumente, archäologischer Befunde und Grabungsberichte sowie aller noch verfügbaren antiken Schriftquellen den Prozeß der Historisierung und Heroisierung Troias in der Antike. Die Mauern von Troia waren nicht zu erstürmen, und nur durch die List des Odysseus vermochte das griechische Heer, den steinernen Wall zu überwinden und die Stadt einzunehmen. So erzählt es die Sage, welche die Griechen, die seit 900 v. Chr. den berühmten Ort beherrschten, in ehrfürchtigem Staunen angesichts dieses monumentalen Bauwerks schufen. Je schemenhafter und verschwommener das Wissen um den historischen Prozeß ihrer Landnahme wurde, um so wirkungsmächtiger griff die Legendenbildung Platz und umrankte die in der Stadt und im Umland sichtbaren Monumente mit eindrucksvollen Mythen. So wurden die Mauern Troias und auch das sogenannte Grab des Achilleus schon in der Antike historisiert und heroisiert. Welche Orte von diesem Prozeß erfaßt wurden, wie seit Alexander dem Großen ihre ideologische Aufladung erfolgte, welche prominenten Touristen sich bereits in der Antike hier ein Stelldichein gaben und wie sich die Stadt in jener Epoche entwickelte, hat Dieter Hertel untersucht. Sein wissenschaftliches Werk fußt auf bislang vernachlässigten archäologischen Befunden, neueren Grabungsergebnissen und den antiken Schriftquellen.
Der erste Kaiser des Römischen Reiches, Augustus, strebte nach der Gründung einer Dynastie. Nach dem Tod mehrerer Thronprätendenten wurde Tiberius aus der Familie der Claudier adoptiert und als Nachfolger bestimmt. Um Tiberius’ Rolle zu propagieren, wurden Portraits des Thronfolgers verbreitet. Nach Augustus’ Tod entstanden weitere Bildnistypen, die im gesamten Römischen Reich verbreitet wurden, um den Herrscher visuell bekannt zu machen. Das Werk untersucht die im Römischen Reich gefundenen Porträts des Tiberius, sammelt seine Darstellungen in verschiedenen Kunstmedien und gliedert sie nach Typen. Eine Analyse der Kopien und Repliken wird durchgeführt, um das zugrunde liegende Urbild zu erfassen, das unter dem Einfluss des Hofes entstand. Es zeigt sich, dass eine Kerngruppe von Bildnissen viele gemeinsame Merkmale aufweist, während andere Köpfe das Typusbild relativ frei reproduzieren. Die Untersuchung beginnt mit der Frisur, insbesondere der Anordnung der Haarsträhnen, gefolgt von der Physiognomie und Mimik. Abschließend wird versucht, die Bildnistypen zu datieren und ihre politische Aussage zu ermitteln. Die Ergebnisse werden mit antiken Schriftquellen über Tiberius’ Aussehen verglichen. Ein Katalog sowie ein umfangreicher Tafelteil dokumentieren alle Tiberius-Bildnisse und enthalten Beilagen mit Frisurschemata.
Die ZETEMATA sind eine altertumswissenschaftliche Monographienreihe. Sie wurde 1951 von Erich Burck und Hans Diller mit der Arbeit Sueton und die antike Biographie von Wolf Steidle begründet. Seit ihren Anfängen erscheint die Reihe im Verlag C. H. Beck, München. Heute wird die Reihe von Jonas Grethlein (Heidelberg), Martin Korenjak (Innsbruck) und Hans-Ulrich Wiemer (Erlangen) in Verbindung mit Thomas Baier (Würzburg) und Dieter Timpe (Würzburg) herausgeben. Das Themenspektrum der ZETEMTATA umfasst Geschichte und Literatur des griechisch-römischen Altertums. Die Publikationssprachen in den ZETEMATA sind neben dem Deutschen auch Englisch, Französisch und Italienisch. Bislang sind 151 Bände in der Reihe erschienen, weitere sind in Vorbreitung; der größte Teil der Bände ist noch lieferbar.