In Kriegen und Gewaltkonflikten sind Zivilisten und vor allem Frauen zunehmend Opfer von Gewalt. In den militärischen Kampfeinheiten dienen wiederum hauptsächlich Männer. Diese Tatsache wird in der öffentlichen Wahrnehmung jedoch reduziert auf eine stumpfe Gegenüberstellung: Männlicher Krieg und weiblicher Frieden. Tatsächlich aber entspricht die Wirklichkeit von Gewalt und Gewalterfahrungen nicht dieser strikt bipolaren Rollenverteilung. Die Historikerin Claudia Kemper diskutiert die Komplexität von Geschlechterordnung und Gewalt und wie diese sich fortsetzt, wenn die Gewalt längst beendet ist oder weit entfernt stattfindet.
Claudia Kemper Bücher






Handlungsspielräume und Verantwortlichkeiten der Handelskammer Hamburg während der NS-Zeit
Einordnungen und biografische Annäherungen
Die Handelskammer Hamburg blickt auf eine lange Tradition zurück. Ihre Geschichte für die Zeit zwischen 1933 und 1945 ist allerdings noch nicht ausreichend erforscht und erzählt. Diese Studie beleuchtet Handlungsspielräume und Verantwortlichkeiten von Kammer-Mitgliedern während der NS-Zeit und untersucht die Handelskammer als Institution im NS-System. Denn die Handelskammer Hamburg nahm eine Doppelrolle als Interessenverband der Wirtschaft und Instrument der NS-Wirtschaftspolitik ein. Die hier vorgelegten Befunde sind nicht nur ein Beitrag zur Geschichte der Handelskammer und des Nationalsozialismus, sondern verstehen sich auch als Aufforderung zur Übernahme historischer Verantwortung. Der biografische Teil zu wichtigen Handelskammer-Mitgliedern bietet weitere Einblicke in deren politische Handlungsspielräume sowie ihre bis in die Nachkriegszeit wirksamen Netzwerke.
Friedensproteste und Forderungen nach Frieden gab es während der 1970er und -80er Jahre sowohl in Westwie Osteuropa – freilich unter sehr unterschiedlichen Vorzeichen. Während die atomare Aufrüstung auf der einen Seite den Schwerpunkt bildete, stand auf der anderen Seite die Forderung nach Umsetzung individueller Freiheitsrechte im Mittelpunkt. Doch auch dieser Befund differenziert sich, wenn Bewegungen, Akteure und Debatten einzelner Länder genauer in den Blick genommen werden. Hinzu kommen ganz unterschiedlich ausgeprägte Bezugnahmen auf andere Länder, sowohl innerhalb West- und Osteuropas als auch über die Blockgrenze hinweg. Unter dem Titel „Gespannte Verhältnisse“ wird der Frage nachgegangen, ob und wie konkrete Vernetzungen nationale Grenzen aber auch innergesellschaftliche und politische Barrieren überwanden und unter welchen Bedingungen der Austausch möglich war. Grenzüberschreitende Beziehungen waren keineswegs immer harmonisch, sondern von Konflikten über Organisations- und Protestformen, Vorstellungen von Frieden und Krieg, aber auch über die Reichweite der Proteste gekennzeichnet. Darüber hinaus geben die Studien Einblick, wie in den 1970er und 1980er Jahren die Friedensbewegungen die machtpolitische, kulturelle und ideengeschichtliche Ordnung des Kalten Krieges zu transzendieren vermochten – oder auch nicht.
Medizin gegen den Kalten Krieg
- 476 Seiten
- 17 Lesestunden
Protest und Prävention - über politisches Engagement im Ost-West-Konflikt. Die Friedensbewegung gehörte zu den markantesten sozialen Phänomenen der frühen 1980er Jahre, die sehr unterschiedliche Gruppen und Motive miteinander verband. Claudia Kemper widmet sich einer Ärzteorganisation, die sich während der Debatte über eine weitere atomare Aufrüstung in Europa gründete. Die Internationalen Ärzte zur Verhütung eines Atomkrieges bilden zugleich den Ausgangspunkt, um mehr zu erfahren zu den politischen Entwicklungen der 1980er Jahre in der Bundesrepublik, in Europa und in den USA. Über sozialhistorische Aspekte des Ärzteberufs, politische Konfliktkultur, Organisationsgeschichte bis zur Wissensgeschichte reichen die Kontexte, in denen die Autorin untersucht, unter welchen Bedingungen Protest und Debatte stattfanden. Daraus ergeben sich nicht nur weiterführende Erkenntnisse über das Denken im und über den Kalten Krieg, sondern auch zur Gesellschaftsgeschichte der jüngeren Zeitgeschichte.
Mit der Studie zum jungkonservativen Denkkollektiv und zu seinem Konstitutionsort Gewissen wurde auf Mikroebene ein neuer Blick auf rechtsintellektuelle Netzwerke und Inhalte der frühen Weimarer Republik gerichtet. Bis 1924/25 war die Weimarer Republik nicht nur durch politische und wirtschaftliche Instabilität gekennzeichnet, sondern hauptsächlich durch Publizisten, Autoren und Verbandsaktive, die zutiefst durch Vorkriegs- und Kriegszeit geprägt waren. Die im Gewissen artikulierte jungkonservative Strömung war somit ein Kennzeichen der unmittelbaren Nachkriegszeit und zugleich ihres Wandels. Sie hatte wesentlichen Anteil an der Zuspitzung rechter Positionen und radikaler Denkmuster, die sich dann gerade in der vermeintlich stabileren Phase der Republik durch- und festsetzten. Im Gegensatz zu rein ideengeschichtlichen Analysen berücksichtigt der multiperspektivische Ansatz unter anderem die Lebensdaten von über der Hälfte der insgesamt 280 Autoren. Auf diese Weise werden die Jungkonservativen in ihrer Funktion als ein Netzwerk der Neuen Rechten transparent gemacht. Ein chronologisches Register der Hefte und Artikel der Jahrgänge 1919 bis 1925 sowie ein alphabetisches Register aller Autoren und ihrer Artikel steht als Zusatzmaterial auf der Homepage des Verlages zur Verfügung.