Medien und Emotionen
- 350 Seiten
- 13 Lesestunden
Clemens Schwender nutzt die Erkenntnisse der Evolutionspsychologie, um die Frage zu beantworten, warum die Menschen so viel Zeit mit Medien verbringen.






Clemens Schwender nutzt die Erkenntnisse der Evolutionspsychologie, um die Frage zu beantworten, warum die Menschen so viel Zeit mit Medien verbringen.
Fragen nach dem Zeigbaren, Fragen nach Normen visueller Kommunikation stellen sich oftmals nicht allgemein, sondern als Folge konkreter kontroverser Bilder und Bildpraktiken. Ein Beispiel dafür ist das Foto eines dreijährigen syrischen Jungen, das um die Welt ging, als sein toter Körper 2015 an einem türkischen Strand angespült wurde. An den Debatten um diese Bildikone der Flüchtlingsdebatte lassen sich ethische, moralische und normative Fragen ablesen, die auch in anderen Kontexten der Bildverwendung diskutiert werden: Was zeigt man (nicht), was darf man (nicht) zeigen? Welche Implikationen hat die Bildverwendung auf politische und gesellschaftliche Debatten? Wird damit unzulässig emotionalisiert oder provoziert? Solchen Fragen widmet sich das Buch aus verschiedenen Perspektiven und in unterschiedlichen Kontexten.
Die Repräsentation von Wissen und Wissensgenerierung werden in den Aufsätzen des Bandes am Beispiel verschiedenster Medien, Textsorten und Gegenstände untersucht. Ein besonderes Merkmal ist hierbei ausschlaggebend: Immer geht es um Probleme zwischen Abbild und Abgebildetem, Modell und Modelliertem, Simulation und Simuliertem. Wie können Präsentationen etwas anderes repräsentieren? Ceci n’est pas une pipe nannte René Magritte sein berühmtes Bild, das eine Pfeife zeigt. Natürlich ist es keine Pfeife, denn man kann sie nicht stopfen und auch nicht rauchen. Und wenn man Feuer dran hielte, würde die Leinwand verbrennen. Genau genommen ist es eine zweidimensionale Abbildung eines Gegenstandes, die auf der Netzhaut unseres Auges entsteht, die dem Bild sehr ähnlich ist, das auch eine reale Pfeife erzeugen würde. Was wäre, wenn sich das Abbild der Pfeife auch noch drehen ließe und man sie von allen Seiten betrachten könnte? Dann würde der Pfeifen-Charakter noch größer – noch mehr, wenn auch Tast-, Geschmacks- und Geruchssinn mit entsprechenden Informationen versorgt würden. Und wenn schließlich auch noch die Geräusche des Pfeiferauchens zu hören wären, würde die Illusion immer überzeugender und irgendwann von einer echten Pfeife nicht mehr zu unterscheiden: das perfekte Medium. Menschen, die mit Technik-Dokumentation betraut sind, sollen bei den auftretenden Problemen ihrer Vermittlungsstrategien kreativ werden. Daher richtet sich dieser Band nicht nur an Kunsthistoriker und Geschichtsinteressierte, sondern an alle, die sich mit den Widrigkeiten der Darstellungen von Technik auseinandersetzen.
Die medialen Veränderungen machen das YouTube-Phänomen für die Medien- und Kommunikationswissenschaft bedeutsam. Die digitale Fixierung der Videos und Kommentare ist eine Voraussetzung für die akademische Beschäftigung für Aktionen und Reaktionen auf dem Netzwerk. Da die etablierte Forschung bislang sparsam darauf reagiert, gibt es nur wenige Untersuchungen dazu. Dabei hat die Debatte begonnen. Die Plattform wird nämlich nicht nur naiv genutzt, sondern auch diskutiert: Unternehmen suchen verstärkt junge Mitarbeiter, die kompetent scheinen, die Marketing-Tools adäquat anzuwenden. Das Verhältnis zwischen Sendern und Empfängern muss neu betrachtet werden. Das Selbstverständnis der YouTuber ist von traditionellen Sendern zu differenzeren von ökonomischer bis zur entwicklungspsychologischen Basis. Die zunehmende Anzahl von Abschluss-Arbeiten an Hochschulen ist ein Indiz, dass YouTube auf unterschiedliche Weise und mit vielfältigen Fragen zum Thema wird. Der vorliegende Band widmet sich diesen Zugängen und stellt Gedanken und Erkenntnisse vor, die allesamt an der SRH Hochschule der populären Künste (hdpk) entstanden sind. Es geht um Grundlagen, um Begriffe, um Inhalte, um Macher und um Nutzer von Technik und Inhalt.
Werbung setzt Themen, prägt Moden und Stile, sie macht Produkte und Botschaften zum ›Talk of the town‹. Zugleich synchronisiert sich die Werbung mit dem Zeitgeist, dem Geschmack und den Vorlieben ihrer Zielgruppen. Um anzukommen kopiert, montiert, recyclet sie alles, was bereits gefällt. Werbung ist daher zugleich Motor und Seismograph des gesellschaftlichen Wandels. Dieser äußert sich im demographischen Wandel, im Wandel des Geschlechterarrangements, im kulturellen und im technologischen Wandel. Dabei sind historische Veränderungen zu betrachten und die veränderte Rolle der emotionalen Ansprache. Die Praxis der Werbung wie deren theoretische Betrachtung muss mit den Änderungen Schritt halten. Das ist das Ziel der Beiträge in diesem Band.
Das Buch behandelt die Schnittstelle zwischen evolutionären Grundlagen und deren kulturellen Manifestationen, insbesondere Geschlecht und Geschlechterunterschiede in Erleben und Verhalten. Der erste Themenblock vergleicht männliches und weibliches Verhalten und diskutiert die biologischen sowie sozialen Aspekte des Handelns. Im nächsten Abschnitt wird die Partnerwahl untersucht, wo die Geschlechterdichotomie besonders deutlich wird und signifikante Auswirkungen hat. Der letzte Block thematisiert die Konsequenzen dieser Betrachtungen, einschließlich geschlechtsspezifischer Unterschiede in Mediennutzung und -darstellung. Ein zentraler Aspekt ist die einzigartige kommunikative Fähigkeit des Menschen, die erhebliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen aufzeigt. Es wird betont, dass neben körperlichen Besonderheiten auch Unterschiede im Handeln und in der Kommunikation betrachtet werden müssen. Der Dimorphismus soll in seinen Funktionen beschrieben werden, um die menschliche Natur zu erklären. Dieser evolutionäre Ansatz eröffnet eine Fragestellungsebene, die sich durch Biologie, Psychologie und Sozialwissenschaften zieht und eine interdisziplinäre Vielfalt schafft, die über die traditionelle Biologie hinausgeht. Soziologen, Historiker, Psychologen, Pädagogen, Politologen, Juristen, Philosophen und Linguisten sind ebenso angesprochen wie Biologen, Mediziner und Anthropologen.
Ästhetisches Gefühl ist eine weitgehend unbewusste Reaktion auf Wahrnehmungen, die als Ausdruck optimierter Fitness interpretiert werden kann. Diese darwinistische Ästhetik betrifft mehrere evolutionär relevante Bereiche wie Umweltwahrnehmung, Partnerwahl, Berufserfolg und Medienereignisse. Obwohl individuelle Wahrnehmungen und Präferenzen variieren, ermöglicht die Auseinandersetzung mit Ästhetik einen funktionalen kommunikativen Austausch. Ästhetik ist demnach ein wesentlicher Bestandteil sozialer Interaktionen. Funktionalität dient als Kriterium in der Evolutionstheorie: Ein Phänomen gilt nur dann als evolutionär begründbar, wenn es einen Selektionsvorteil bietet. Ein zentrales Selektionsproblem ist die Partnerwahl, bei der Faktoren wie Fitness, Treue und elterliche Fürsorge entscheidend sind. Diese Aspekte werden oft durch ästhetische Attraktivität angezeigt. Zudem wird die Frage aufgeworfen, ob auch Kunst, Spiel und Unterhaltung evolutionäre Vorteile bieten. Psychologen und Fachleute verwandter Disziplinen beleuchten diese Fragestellungen in Einzelbeiträgen aus verschiedenen Perspektiven und bieten überraschende Einblicke in Psychologie, Soziologie, Kunst und Unterhaltung.
Der Band „Screening Age“ widmet sich den vielschichtigen Zusammenhängen von Medienbildern, Stereotypen und Phänomenen der Altersdiskriminierung. Wissenschaftler/innen aus verschiedenen Disziplinen sowie pädagogische Akteure identifizieren Defizite in der Forschung zu medialen Alter(n)sbildern sowie ihrer Rezeption und Aneignung. Zugleich liefern sie mit ihren Diagnosen und Analysen Impulse für weiterführende Forschungsinitiativen. Literatur-, Film-, Medien- und Aneignungsstudien akzentuieren die sozial- und gesellschaftspolitische Relevanz des Themas – verbunden mit einem Plädoyer für größere Offenheit gegenüber dem Alter(n), die sich auch in den Medien widerspiegeln sollte. Besonderes Augenmerk gilt den jüngsten Entwicklungen, die sich um das Stichwort „Junges Altern“ gruppieren. Es stellt sich die Frage, inwieweit diese das Spektrum eingeschliffener Alter(n)sbilder erweitern oder lediglich neue Stereotype produzieren. In der strukturierten Zusammenführung ausgesprochen disparater Ansätze und Forschungsperspektiven bietet der vorgestellte Band eine lesenswerte Orientierung im Bereich der aktuellen kultur- und sozialwissenschaftlichen Altersbildforschung; er belegt aber auch, wie sehr die wissenschaftliche Analyse auf diesem Gebiet noch in den Anfängen begriffen ist. Vor diesem Hintergrund sei die Lektüre des Bandes vor allem als Inspiration für weitere Erkundungen empfohlen. Anja Hartung in tv diskurs 4/14
Das Forschungsprojekt balance[f]: Emotionen und Ecotainment in den Massenmedien
Das Forschungsprojet balance[f] hatte es sich zur Aufgabe gestellt, der in den 90er Jahren erlahmten Diskussion über Nachhaltigkeit und Umweltthemen neue Impulse zu verleihen. Es sollten zudem Menschen erreicht werden, die der Thematik eher avers eingestellte sind. Innovativ an dem Ansatz war, dass die traditionelle Umweltberichterstattung mit ihren Angst- und Schreckensszenarien verlassen werden sollte zugunsten eines Ansatzes, der auf positive Emotionen, auf Lösungsvorschläge und individuelle Betroffenheit setzt. All dies konnte exemplarisch umgesetzt und getestet werden durch die Kooperation mit der TV-Sendung „Welt der Wunder“, die sich bereit erklärte, einige Beiträge nach dem Ecotainment-Konzept zu gestalten und auszustrahlen. Nun liegen die Ergebnisse der Forschung vor. Dargestellt sind nicht nur Theorien, Methoden und Ergebnisse der empirischen Untersuchungen, sondern auch die Erfahrungen aus der Praxis. Praktiker aus der Medienproduktion stellen ihre Sichtweisen und Einschätzungen dar. Der Band richtet sich nicht nur an Wissenschaftler aus Kommunikationswissenschaft sowie Umweltmanagement und -marketing, sondern durch die praktischen Erfahrungsberichte ist das Buch auch für Verantwortliche der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in Organisationen relevant, die in ihrer täglichen Praxis mit Nachhaltigkeitskommunikation beschäftigt sind.
Vorurteile über ältere Leute liefern ein einfaches Bild: Ältere können immer weniger und wollen fast nichts mehr. Das Selbstbild der Älteren hingegen ist ein völlig anderes: Sie wollen nach dem Ausstieg aus dem Berufsleben alles, nur eines nicht - als alt wahrgenommen werden. Sie sind aktiv, treiben Sport. reisen gern, sind sozial engagiert und nutzen moderne Alltags- und Kommunikationstechnik. Bei aller Euphorie über die jungen Alten gibt es Restriktionen, die nicht wegzudiskutieren sind. Sie sind nicht allumfassend, und sie können ausgeglichen werden. Diese Restriktionen sollte man kennen, damit man sich gerade in der Technikvermittlung darauf einlassen kann. Inhalt: - Eindenken in eine neue Zielgruppe - „Körper und Geist“ - Physiologie und Psychologie des Alterns - Altersstereotype und patronisierende sprachliche Mitteilungen: Merkmale der altersangepassten Sprache bei technischen Instruktionen für ältere Menschen - Anforderungen älterer Menschen an moderne Technik und deren Dokumentation - Alter und Technik - Benutzergerechte und zugängliche Gestaltung von Internetanwendungen für Senioren - Vermittlung neuer Medientechnik für Senioren - Schreiben für Senioren