Christian Steinbacher Bücher






Scheibenwischer mit Fransen
Sichtvermerke
»Bitte halte den Blick«, ruft ein Ich den Leserinnen und Lesern in Christian Steinbachers jüngster Prosa zu. In grandios komischen Passagen lenkt der Autor den Blick auf unsere Wahrnehmung, auf das Gesehene und das Beschriebene. Es ist eine Hinwendung zu Elementen des städtischen Alltags, zugleich aber auch ihre ironische Auflösung. Den »Sichtvermerken« liegen Bildfolgen des Künstlers Miel Delahaij zugrunde. Im Mittelpunkt steht das urbane Bild: ein Gewimmel aus Plastikstapelstühlen, ein Dachvorsprung, ein Hydrant oder ein Cabriolet. Über diesem Treiben ist es die Sonne selbst, die auf ihre Schatten besteht. Durch all die Bildrelationen versteht es der Autor auf meisterhafte Art, unsere Wahrnehmung gänzlich neu zu erkunden. Doch die eigentlichen Protagonisten sind die Bildbeschreibungen selbst. Als statische Gegenwelt dazu dient eine prototypische Strandszene: die Aneignung der Dichtung La Vue (1904) von Raymond Roussel, die hier erstmals zur Gänze ins Deutsche übertragen wird.
Tief sind wir gestapelt
Gedichte
Kein deutsch dichtender Zeitgenosse setzt so sehr auf Elemente der Metrik wie Christian Steinbacher. Das schreibt Urs Allemann über den Sprachakrobaten und das trifft auch auf seine neue Gedichtsammlung zu, in der unter anderem der Barockdichtung entlehnte Formen aktuell wiederbelebt werden. Ob Saatgut und Hosen oder Katzenhaarpinsel und Käseeckchen, immer wieder bestimmen wenige Bildelemente in ungewohnter Kreuzung die Gedichte der Sammlung. Trotz der Finessen und Kapriolen im Umschreiben und Verschränken bleibt als Ziel ein Eintreten für das Fraglose als das Prägende eines Lebens. Das Gedicht treibt dabei vom Lyrischen weg hin zu Dialog und Erzählung. Für einen zentralen Zyklus zieht der Autor Übertragungen von Gedichten des Jesuiten Jacob Balde durch Max Wehrli heran. Wie die Vorlage zur Aneignung als Schaffung von Gegenwelten motiviert, zeigen die Titel: Aus „An den Schlaf“ oder „An den Römischen Reichsadler“ wird bei Christian Steinbachers Arbeiten „An einen Haushalt“ oder „An die Grillwurst des Universums“.
Nach dem Erfolg seines Gedichtbands „Winkschaden, abgesetzt“ legt Christian Steinbacher mit „Untersteh dich!“ einen neuen Beweis seiner Erzählkunst vor. Ein Gemenge aus Impressionen, Textsplittern, Mutmaßungen und Gedankensprüngen. Steinbachers Schreiben erweist sich dabei als ein für vagabundierende Umstände durchlässiger Schwamm und die Sätze als Schwarm voller wahnwitziger Ideen und hintergründigem Witz. Oder, wie die „Neue Zürcher Zeitung“ treffend festgestellt hat: „Es sind kleine Labyrinthe, die den Leser immer wieder in ihre Wortwelten hineinziehen, mit flottierenden Stimmen, Sprachschichten und Metren. Alles scheint sich hier zu verbinden und wieder zu trennen.“ Lustvoll und sinnlich erzählt „Untersteh dich!“ von der Poesie des Alltags und von Reisen in fantastische literarische Gefilde.