Der innere Meridian
- 136 Seiten
- 5 Lesestunden
Dieser fingiert chronistische Band versammelt Aufzeichnungen, Tagesbeichten, Exerzitien und Destillate aus den Jahren 2011 bis 2018.
Dieser fingiert chronistische Band versammelt Aufzeichnungen, Tagesbeichten, Exerzitien und Destillate aus den Jahren 2011 bis 2018.
In seiner j ngsten Erz hlung zeichnet Ralph Pordzik das eindringliche und bewegende Portrait eines Paars, das sich auseinandergelebt hat und dessen Trennung zum Anlass einer beklemmenden Analyse ihrer gemeinsam verbrachten Jahre und Erlebnisse wird. Dabei er ffnet sich dem Leser schrittweise ein Jenseits der allt glichen Erfahrung, das durch Sprache und Kommunikation wohl erm glicht wird, aber in seinen Paradoxien durch die gemeinsam und gegeneinander gef hrten Gespr che nicht mehr fassbar ist."
Es ist eine personliche, unverwechselbare Weise des Sehens und Erlebens, die in Pordziks Gedichten aufscheint. Sie eignen sich die Sprache als Abbild assoziativer innerer Erfahrung an, ohne Rucksicht darauf, ob diese Erfahrung mit den allgemeinen Wahrnehmungsmustern konform geht. Unablassig zerstoren sie das Selbstverstandliche, die Beruhigung beim Greifbaren und Konkreten, weisen das Widerspruchliche und Unvereinbare als das Selbstverstandliche aus. Sie verzichten auf die Belehrung und den feierlich-ernsthaften Ton, der sonst den traditionellen Formen leicht anhaftet. Ihre Verbindlichkeit entzieht sich der Norm und dem Festlegbaren. Dabei reichen ihre Gegenstande vom Alltaglichen und Banalen bis zum Vieldeutigen, ja Grenzenlosen. Was nicht zusammenzugehoren scheint, wird in eine Beziehung gesetzt, die ihrerseits unaufhebbar erscheint. Auf die Spielregeln dieser durch Zeichen geschaffenen Welt muss der Leser eingehen, wenn er in die Gedichte eingelassen werden mochte.
Man könnte es den Exodus aus dem einfachen Bild oder die Wiederentdeckung des poetischen Impulses in allen Domänen nennen, was Ralph Pordzik in seinem neuesten Gedichtband unternimmt. Vor keinem Lebensbereich macht die Poetisierung Halt, immer wieder überrascht oder verwirrt die eigensinnig überschießende, vor Bedeutungen sprudelnde Vielschichtigkeit der Texte, weisen der Vorstellungskraft eigene Wege. Dass Pordzik in seinen Exkursionen durch die poetischen Rochaden und Litaneien der Gegenwart meist unberechenbar bleibt und seinen elegischen Dichterton durch Lakonik und versponnen-profanen Witz unterläuft, machen den Charme und die Anmut seiner Lyrik aus.
In diesem in der nahen Zukunft angesiedelten 'Roman der letzten Tage' dokumentiert der Verfasser den Niedergang von Selbst- und Weltbewusstsein in intellektuell wie imaginativ fesselnder Weise. Die Vermischung bildhafter und theoretisch-reflexiver Ebenen drängt seine existentielle und dunkle Prosa immer wieder an die Grenzen der lyrischen Verdichtung. Analytisch kommt dabei die Skepsis des Hermeneutikers zu Wort, magisch entgrenzt sich das nachwestliche Bewusstsein in ästhetische, namen- und begrifflose Weiten. "Sehr schön geschrieben, sehr interessant, im Detail vielleicht manchmal etwas zu pathetisch, aber im ganzen ein schöner Wurf!" Michael Krüger, Hanser Verlag München
Ein selbst ernannter Museologe trauert um das unvollendete Werk eines Erzählers, der eintausend Anfänge benötigte, um den einen zu finden, den er gesucht hat; ein von den wirkungslosen Zeichen enttäuschter Dichter schifft sich in den hohen Norden ein, um dort zur Sprache zurückzufinden, die Worte vom Papier zu befreien, damit sie ihr eigenes Leben führen können. Er verstrickt sich in seinen ästhetischen Phantasien und Entwürfen und erkennt zu spät, dass die ideale Zone des Eises, die er für sein Projekt gesucht hat, längst wieder zu Wasser geworden ist.Immer wieder überschreiten Pordziks skurrile Ausflüge in die Randzonen literarischer Existenz die gewohnten erzählerischen Grenzen. Gedankentext und Erfahrungsliteratur greifen ineinander und bereiten damit den Boden für eine kunstvoll verschlungene Prosa, die sich angenehm vom spielerischen Narzissmus der jüngsten Autorengeneration und dem omnipräsenten Realismus abhebt, mit dem uns die Amerikaner verblüffen.
Das diarische Imaginäre versammelt Eindrücke, die sich beim Anlegen eines eigenen Tagebuchs eingestellt haben und kleidet sie in rhapsodische semiologische Begriffe, mit denen die unleserliche Seite des Diariums freigelegt werden soll, jene Ordnung der Zeichen unter dem bedeutungstragenden Material, die mehr ist als nur ein System praktischer Buchführung, bestehend aus Ergriffenheit und Beichte, chronistischer Fülle und gehaltloser Endlichkeit. Es ist weder Abriß noch Essay oder Untersuchung, sondern Bestandsaufnahme des Tagebuchs als Medium eines Schreibens, in dem sich unzählige Register vermischen und Glossen einander unterwandern, wo Zuweisungen und Urteile sich verirren und die tägliche Rede des Einzelnen als ein unablässiges Aufspüren und Überlisten, ein Sich-Ver-lieren in unsicheren Aussagen und Äquivalenzen, Relief gewinnt.
Der in dieser Schrift unternommene Versuch einer Lektüre ausgewählter Werke Christopher Marlowes, Emily Brontës, E. M. Forsters, Henry James' und George Orwells orientiert sich am Denken einer Freud avec Lacan folgenden psychoanalytischen Hermeneutik, die bestimmte, zu früh aus den Diskursen und Gesprächen ausgefällte Lehren und Einsichten noch einmal auf ihre Tauglichkeit zu überprüfen gedenkt. Die Hypothesen des Hysterischen und des Anderen; der jederzeit mögliche Einfall unbewusster Motive und Gedanken in das feste Gefüge des Textes; das kulturelle Phänomen der Ich-Spaltung oder das Bild einer genuinen und weit reichenden Entfremdung des Subjekts durch die Sprache des Symbolischen in Neurose und Psychose - dem Eingedenken dieser Schauplätze und Genealogien des Psychischen sind die hier konkretisierten Beispiele und Analysen gewidmet. Sie interessieren sich für das, was in den Netzen der Sprache und des Sprechens hängen bleibt, was stets nur in verformter und deplazierter Gestalt auftritt und sich so als Spur des Traumatischen überhaupt erst nachträglich in den Wirkungen der Texte offenbaren kann.
Der englische Roman des 19. Jahrhunderts gilt heute vielfach als der „verlorene Kontinent“ der viktorianischen Epoche. Der größte Teil der zeitgenössischen Veröffentlichungen ist längst in Vergessenheit geraten, nur einige wenige herausragende Klassiker sind heute noch einem breiteren Publikum bekannt. In dieser Veröffentlichung behandelt der Autor ein großes Textrepertoire des viktorianischen Romans und beschäftigt sich mit vielen Einzelwerken und den wichtigsten Autoren, aber auch mit jenen Texten, die erst in jüngster Vergangenheit wieder zugänglich gemacht worden sind. Durch einen kulturwissenschaftlich orientierten Überblick macht er die historischen Entstehungsbedingungen einzelner Werke sichtbar. Die Interpretation bekannter Werke von Jane Austen und Mary Shelley über Charles Dickens und Henry James bis hin zu Oscar Wilde, aber auch die Analyse einiger zu Unrecht vernachlässigter Romane ergänzen sich dabei zu einer umfassenden Geschichte des englischen Romans im 19. Jahrhundert. Die Gesamtdarstellung wendet sich insbesondere an Studenten der Anglistik, die sich in der begleitenden Lektüre zu Seminaren oder zur Vorbereitung von Prüfungen ein solides Grundlagenwissen über die Entwicklung und den Wandel des Romans im viktorianischen Zeitalter aneignen wollen.