Die Schriftstellerin und Lyrikerin Ingeborg Bachmann (1926-1973) wird oft als "Ikone" der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur bezeichnet. Ihr äußerst vielseitiges Werk gilt als schwer zugänglich und wurde immer wieder neu bewertet und rezipiert. Dabei hat es nichts von seiner Aktualität eingebüßt. In den Interpretationen rückten vor allem kulturwissenschaftliche, gesellschaftskritische und literaturtheoretische Aspekte in den Vordergrund. Das Bild Ingeborg Bachmanns bleibt aber verschwommen. Ist sie die weltentrückte Dichterin, die engagierte Feministin oder die zeitkritische Schriftstellerin?Stefanie Golisch gibt in ihrer Einführung Hilfestellungen für eine Annäherung an das Bachmannsche Werk in seiner individuellen Eigenart.
Stefanie Golisch Bücher






Postkarten aus Italien
Von Orten und Menschen
„Postkarten aus Italien“ bündelt 18 Impressionen zu unterschiedlichen Themen und Orten, fernab von Klischees. Im Gegenteil: die Autorin findet einen sehr prononcierten Zugang zu jenem Land, in dem sie lebt.
Anstelle des Mondes
Erzählung
In der Erzählung Anstelle des Mondes von Stefanie Golisch geht es um drei Menschen und deren radikale Suche nach Liebe. Natalina ist ein Mädchen, das mit seiner Mutter an den Rändern einer großen Stadt in einer gesichtslosen Siedlung lebt. Um der Tristesse ihres Alltags, dem Schulversagen und der Lieblosigkeit ihrer Mutter zu entkommen, flüchtet sich Natalina in eine Traumwelt, die der es all das gibt, was das Leben warm, lebendig und aufregend macht. Trotz der bedrückenden äußeren Umstände gelingt es ihr immer wieder, Glanz und Schönheit zu erzeugen, sei es durch ihre eigenwillige Kleidung, sei es durch ihre Kochkünste. Eines Tages lernt Natalina Georg und dessen Sohn Tobias kennen. Natalina beginnt, die kleine Familie regelmäßig zu besuchen, wobei sich eine intensive Freundschaft zu Sohn und Vater entwickelt, die schließlich in eine Liebesbeziehung mündet. Während Natalina daran geht, die Welt um sie herum, wie sie sagt zu verzaubern, wird Georg sich rasch der Ausweglosigkeit ihrer Beziehung bewusst, zumal die Situation vor Tobias immer schwieriger zu verheimlichen ist. Als dieser beginnt, mit Verhaltensauffälligkeiten zu reagieren, will Georg die Beziehung beenden. Doch gegen Natalinas unumstößlichen Willen, nach ihren Regeln zu leben, hat seine Vernunft keine Chance. „In einem anderen Land macht Liebe keine Angst. In einem anderen Land ist Liebe ein träger Katzenblick: man muss ihn aushalten. In einem anderen Land, muss man ihn nicht begründen oder sich vor irgendeinem Menschen dafür rechtfertigen, dass man dabei ist, die Kontrolle über sein Leben zu verlieren. Man darf sich furchtlos in den tiefsten Brunnen fallen lassen, denn unten wird man ja schon erwartet.“ Es geht in dieser Erzählung um das Recht auf unstillbare Sehnsucht. Dass es am Ende Natalina ist, die unterliegt, steht freilich auf einem anderen Blatt. Wer das Unmögliche in die Welt locken will, wer nicht bereit ist, sich vor dem Wirklichkeitszwang zu beugen, der muss bereit sein, den höchsten Preis zu entrichten.
All of Us Can Fly: After Motifs of Franz Kafka as Recounted by
- 50 Seiten
- 2 Lesestunden