Doris ist Sekretärin bei einem zudringlichen Rechtsanwalt. Sie will nicht mehr tagaus, tagein Briefe tippen, sondern ein Star werden. Sie will in die große Welt, ins Berlin der Roaring Twenties.
Annette Keck Bücher






Ist der Beginn des Medienzeitalters das Ende der Geschichte des Menschen? Körperbilder, Prothesen, Maschinenmenschen und neue Kommunikationstechniken stellen seit dem 17. Jahrhundert die gängigen Menschenbilder der philosophischen Anthropologie ebensosehr in Frage, wie sie selbst am Entwurf neuer Modelle des Humanen beteiligt sind. Eine Medienanthropologie beschreibt, wie das Wissen vom Menschen zum Projekt wird und fragt nach den Techniken der Projektion dieses Wissens: Der vorliegende Band umreißt das Bild des Menschen zwischen ikonischen Visualisierungen und symbolischen Modellen, vermißt die Schnittstellen zwischen Technik und Körper und rekonstruiert die Codierungen des Humanen in den Diskursen über neue Medien. Weit davon entfernt, von einer ihm entgegengesetzten, nicht-menschlichen Technik determiniert oder gar ersetzt zu werden, gewinnt der Mensch gerade in der Kontrastierung mit sowie als Teil von Mediendispositiven seine wechselnde Kontur.
Buchstäbliche Anatomien
- 311 Seiten
- 11 Lesestunden
In den Diskussionen um den ‚technifizierten‘ Körper erscheint, obwohl von Neuen Medien die Rede ist, dessen Bedrohlichkeit als buchstäbliche Zerstückelung ins Bild gesetzt. Die Konstruierbarkeit des Körpers als Ort von menschlicher Identität erweist sich so hinterrücks an ein ‚altes Medium‘, den Buchstaben, gebunden. Annette Keck geht dieser scheinbar selbstevidenten Verbindung mit einer Genealogie nach, die ins 18. Jahrhundert zurückreicht. Sie sucht diskursive Konstellationen auf (so die Anschlußstellen zwischen Medizin, Biologie und Literatur), welche diese Evidenz etablieren und reflektieren. Sie zeigt, inwiefern sie sich einer doppelten Bewegung verdankt: einerseits wird ‚der Mensch‘ und sein Körper lettrifiziert, andererseits erscheint auch die Schrift bzw. der Buchstabe anthropomorphisiert. Diese Doppelung erlaubt der Autorin mit der Lektüre literarischer Texte zu fragen, über welche Ausschlußverfahren sich ‚die Literatur‘ ein ‚Residuum der Menschlichkeit‘ erschreibt und was eine literaturwissenschaftliche Perspektive auf heutige kulturtheoretische Debatten um die Ausschließlichkeit des Humanen leisten kann.
"Avantgarde der Lust"
Autorschaft und sexuelle Relation in Döblins früher Prosa
In der ersten Jahreshälfte 1994 erscheinen im Erich Schmidt Verlag die ersten zwei Titel der Schriftenreihe „Geschlechterdifferenz & Literatur“. Gerhard Neumann und Ina Schabert betreuen die Publikationen des Münchner Graduiertenkollegs, darunter Tagungsberichte und Monographien zu dieser interdisziplinären Thematik. Literarische Texte provozieren besonders dort, wo sie Bilder verweigern, in denen sich ein Subjekt spiegeln könnte. Der narzißtische Triebgrund literarischer Produktion, wie von der Psychoanalyse beschrieben, wird im Projekt der Auto(r)erotik ad absurdum geführt: Das Begehren verliert sein Objekt, und Liebe wird gegenstandslos. Anstelle eines konturierten Selbst treten Bilder von zerstückelten, sich auflösenden Körpern. Die Polarität der Geschlechter wird obsolet. Dieser gefürchtete, aber auch gewünschte Effekt steht im Zentrum einer literarischen Auseinandersetzung, die an Bilder, Repräsentationen und Schreibweisen gebunden ist. Die Beiträge des Bandes untersuchen Facetten dieser Auseinandersetzung anhand von Textbeispielen aus der europäischen Literatur der letzten anderthalb Jahrhunderte und eröffnen der literaturwissenschaftlichen Debatte um Geschlechterdifferenz einen Zugang zu innovativen ästhetischen Texten, die sich mit ideologischer Kritik am Wahrheitsgehalt von Weiblichkeitsbildern nicht fassen lassen.