Manfred Prisching analysiert das wachsende Unbehagen in der spätmodernen Gesellschaft, das aus verletzten Grundbedürfnissen resultiert. Fehlen verbindliche Werte und Gemeinschaftsgefühl, entstehen Irritation, Angst und Aggressivität. Die Gesellschaft driftet in Konflikte, die emotionalen Druck inszenieren.
Individualisierung, Identität, Selbstentfaltung – das sind selbstverständliche Elemente der späten Moderne. »Wir alle spielen Theater« und müssen die Einzigartigkeit des Ichs über die Bühne bringen. Aber das ist nicht einfach. Denn in einer chaotischer werdenden Welt ist das unverwechselbare Selbst schwierig zurechtzubasteln, und oft handelt es sich bloß um ziemlich konformistische Muster. Zudem will sich der Einzelne nicht durch unverständliche Einzigartigkeit unmöglich machen. Da tut sich eine Kluft auf, die oft nur durch Bluff zu schließen ist, in einer Form, die vermehrt durchschaut und akzeptiert, ja anerkannt und eingefordert wird. Diesen Bluff findet man auch bei Vorstellungen über Fortschritt und Gemeinschaft, Körper und Religion, Politik und Wissenschaft. Manchmal bleiben nur Fakes und Bullshit.
Zeitdiagnosen zeichnen große Bilder gesellschaftlicher Strukturen und Prozesse. Sie beruhen auf theoretischen Entwürfen und empirischen Detailstudien, versuchen aber zumeist eine große Synthese, eine Antwort auf die Frage vieler Menschen: Wie kann man die Gegenwartsgesellschaft, ihre Mechanismen und ihren Wandel, verstehen? Wie spielen Einflussfaktoren zusammen? Wohin könnte die Reise gehen? Zeitdiagnosen sind nicht bloß öffentliche Wissenschaft, vielmehr ist die Soziologie ohne Zeitdiagnose kaum vorstellbar. Man kann also methodisch fragen: Wie lassen sich zeitdiagnostische Modelle beschreiben, verorten, typisieren und bewerten?
Dieses Buch ist kein illustrierter Essayband. Es ist kein künstlerischer Ausstellungskatalog mit Begleittexten. Dieses Buch enthält Texte und Bilder, die Themen der Gegenwartsgesellschaft behandeln. Aber die Bilder sind nicht die Kommentare zu den Texten. Die Texte sind keine Meditationen über die Bilder. Es handelt sich um zwei „Sprachen“: die Sprache der Wissenschaft und die Sprache der Kunst. Beide vermitteln zu denselben Themen der Gegenwartsanalyse ihre Erfahrungen und Beobachtungen. Sechzig kurze Essays eines Soziologen und Bilder eines Künstlers: die Synchronisierung zweier Sprachen. Sie ergänzen einander, bestätigen einander, widersprechen einander. Sie regen Deutungen an und binden den Leser und Betrachter in den Dialog ein, sodass am Ende möglicherweise jeder sein eigenes Buch gelesen und betrachtet haben wird.
Es klingt einfach: faire Kommunikation. Und doch geht es in der Praxis so häufig schief. Irgendwann stellt sich heraus: Unternehmen haben über ihre Produkte nicht die Wahrheit gesagt. PolitikerInnen haben den Mund zu voll genommen. Zuweilen schummeln auch GutachterInnen und WissenschaftlerInnen. Medien übertreiben und verzerren. Faire Kommunikation ist nicht selbstverständlich. Manchmal ist es unsicher, was denn im konkreten Fall „fair“ sei. Was sollen etwa Ärzte oder Ärztinnen ihrer Patientenschaft sagen? Wie ungeschminkt soll man Schülern und Schülerinnen die Wahrheit über ihre schlechte Arbeit mitteilen? Soll man ehrlich sein, wenn man durch eine Mitteilung eine gefährliche Panik auslösen kann? Wo gibt es „Grauzonen“ der fairen Kommunikation? Oft lohnt es sich langfristig, anständig zu sein. Das ist aber nicht immer der Fall. Manchmal tut Anstand auch weh. Zudem wird man missverstanden. Und zuweilen muss man Kompromisse schließen. Wie geht das: faire Kommunikation?
Vor dem Gesetze sind alle Staatsbürger gleich. Dieser bereits 1867 im Staatsgrundgesetz festgelegten und in Art 7 B-VG ebenfalls verankerten Gleichstellung der Menschen gehen die Autoren in diesem Werk mit Schwerpunkt im Bildungsbereich auf den Grund. Aufgezeigt werden vor allem Hintergründe, die die Ursachen für eine Diskriminierung sind. Durch die inhaltliche Bandbreite und Vielfalt des gegenständlichen Sammelbandes wird ebenso wie durch die darin zum Ausdruck gebrachten Einschätzungen und wissenschaftlichen Auffassungen dem Wort „Diversität“ bestens Rechnung getragen. Gesamtredakteur dieses Bandes ist der junge Grazer Historiker Martin J. Gössl, der als „Beauftragter für Gleichbehandlung und Vielfalt“ an der FH JOANNEUM tätig ist.
Der vorliegende Band leistet einen wichtigen Beitrag zur derzeit laufenden Diskussion im Bereich der nationalen Forschungsförderungsausrichtung. In einem ersten Teil sind grundlegende rechts- bzw wirtschaftswissenschaftliche Ausführungen zum Thema der Forschungsförderung enthalten. Der zweite Hauptteil bietet vertiefende Einblicke zu konkreten „Fallbeispielen“. Es handelt sich um überarbeitete Vorträge, in die insbesondere auch zahlreiche Diskussionsbeiträge eingeflossen sind. Herausgeber: Mag. Dr. Manfred Prisching ist Universitätsprofessor und Leiter des Instituts für Soziologie an der Universität Graz. Dr. Werner Lenz ist Universitätsprofessor für Erziehungswissenschaften und Dekan der Umwelt-, Regional- und Bildungswissenschaftlichen Fakultät an der Universität Graz. Dr. Werner Hauser lehrt öffentliches und privates Wirtschaftsrecht an der FH JOANNEUM in Graz.
Kennzeichen unserer Zeit ist die Individualisierung. Jedem wird aufgetragen, seine originelle, unverwechselbare, einzigartige Identität zu entwickeln. Doch dieses Gebot überfordert zwangsläufig die Menschen. Diese „Ich-Bastelei“ kann nicht nur anstrengend sein, sondern zeigt uns auch, wie abhängig wir vom Konsum sind. Jeder glaubt, sein Ich kaufen zu können. Wer dabei der Maßlosigkeit verfällt, dem drohen Langeweile, Identitätszerfall und Einsamkeit. Zudem klaffen oft die Erwartungen in die Konsumwelt und die Erfahrungen in der Alltagswelt auseinander. Doch ist die Botschaft von der Entfaltbarkeit und Gestaltbarkeit der eigenen Identität nicht ohnehin übertrieben? Wirkungsvolle Mechanismen sorgen nämlich für die Anpassung der Menschen. Individualität muss inszeniert werden, aber die Inszenierungen ähneln einander.