Kritische Regionalwissenschaft
- 373 Seiten
- 14 Lesestunden
Zur Kritik einer gängigen Kriseninterpretation und Zeitdiagnose
Leben wir in einem globalen 'Finanzmarktkapitalismus'? Diese verbreitete Annahme wird im vorliegenden Buch kritisch hinterfragt. Die Autoren widersprechen der empirischen These, dass Finanzmärkte überbewertet sind und die Realwirtschaft dominieren. Stattdessen zeigen die meisten Aktienmärkte volatile Seitwärtsbewegungen und keine nachhaltigen Anstiege. Auch die Derivatmärkte, trotz ihres Wachstums, weisen nicht die oft angenommene übermäßige Entwicklung auf und sind nicht von den Realmärkten entkoppelt. Bei der Analyse der Krise 2007/09 und der darauf folgenden Erholung seit 2009 wird die Rolle von Strukturentwicklungen in der Realwirtschaft und politischen Eingriffen systematisch unterschätzt. Theoretisch überzeugen eng mit der Finanzmarktkapitalismus-These verbundene Konzepte wie die einer 'großen' oder 'multiplen' Krise nicht. Die Ansicht, dass die gegenwärtige Krise im (neoliberalen) Kapitalismus nicht überwunden werden kann, greift auf ältere, oft voreilige Analysen zurück und ignoriert mögliche Revitalisierungen des Kapitalismus. Die Autoren argumentieren, dass sich mit dem Finanzmarktkapitalismus keine neue Kapitalismus-Formation gebildet hat. Stattdessen zeigen sich unerwartete Gemeinsamkeiten mit älteren Theorien des Staatsmonopolistischen Kapitalismus. Als Alternative zur Finanzmarktkapitalismus-These wird der Begriff der Finanzialisierung verwendet, um zu verdeutlichen, wie Unternehmen und politische Akteure agieren
Theoretische Grundlagen, historische Beispiele und aktuelle Konzeptionen einer großen Steuerungschance
Die Notenbanken der großen Industrieländer haben auf die Finanzkrise mit einer extrem expansiven Geldpolitik reagiert. Für viele Beobachter unbekannt war und ist die rigorose Niedrigzinspolitik. Aber auch die theoretischen und konzeptionellen Debatten haben sich auf neues Terrain begeben. Insbesondere die umfangreichen Aufkäufe von Staatsanleihen, einem zentralem Instrument der neuen Geldpolitik, haben eine höchst vielfältige und kontroverse Debatte ausgelöst. Wolfgang Krumbein argumentiert in diesem Buch, dass diese Debatten trotz aller Neuerungen noch nicht die ganze Tragweite dessen erfasst haben, was sich an möglichen Folgerungen in geldpolitischer Theorie und Praxis ergeben könnte; dies gilt insbesondere in Bezug auf Weiterungen im Gefolge der jetzt schon partiell betriebenen Staatsfinanzierung. In einem ersten geldtheoretischen Teil kritisiert Krumbein sowohl den neoklassisch ausgerichteten Mainstream als auch viele linke Auffassungen. Hier wird dem Geld eine nur sekundäre Rolle im Wirtschaftsprozess zugeschrieben, was daran hindert, die ganze Bandbreite der mit ‚dem Geld‘ als Handlungsinstrument zusammenhängenden Steuerungsmöglichkeiten zu erfassen. In einem historischen Teil zeigt der Autor auf, dass Kanada, Japan und Deutschland schon in früheren Jahrzehnten erfolgreich eine pragmatische Geldpolitik betrieben und dabei bewusst auch öffentliche Haushalte finanziert haben. Diese durch ideologische Vorurteile weit weniger als heute behinderte Geldpolitik ist heute völlig zu Unrecht in Vergessenheit geraten. In den Schlussabschnitten geht es Krumbein darum, die verschiedenen Varianten der heutigen Debatte um eine evtl. Finanzierung von Staatshaushalten durch Notenbanken aufzuarbeiten und weiterzuentwickeln. Der Autor entwickelt konkrete Vorschläge zu möglichen Umfängen und Verfahrensregeln einer Staatsfinanzierung durch Notenbanken.
Die Europäische Union will mit der sog. Lissabon-Strategie bis 2010 zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt werden. Wie stellt sich das Innovationsgeschehen in Deutschland dar? Welchen Stellenwert nimmt die Technologieförderung dabei ein? Wie erfolgreich ist die Innovationsförderung? Gibt es markante Unterschiede zwischen den Bundesländern? Diesen Fragen geht das Buch nach.
Mit diesem Supplement setzen wir eine Debatte fort, die in der Zeitschrift und in Buchpublikationen seit geraumer Zeit geführt wird. Es geht um nicht weniger als um die kritische Durchleuchtung grundlegender Entwicklungsprozesse eines Jahrhunderts – und in der Engführung um die Dechiffrierung der sozio-ökonomischen Verhältnisse seit dem Aufstieg des Fordismus nach dem Zweiten Weltkrieg –, über das noch nicht einmal Einigkeit dahingehend besteht, ob es ein kurzes ist, das 1989 endete, oder ein langes, das erst in der gegenwärtigen Jahrhundertkrise seinen Abschluss gefunden hat.