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- 336 Seiten
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Collagen und Serien von großformatigen Computerdrucken sind dreidimensionale Arbeiten von Tobias Rehberger zu sehen, bei denen der Bildhauer seine Autorschaft zum Beispiel an Termitenvölker abgegeben hat. Seit 250 Millionen Jahren bauen sie mannshohe Belüftungstürme aus körperproduziertem „Pappmaché“, die wie moderne Plastik der 1950er Jahre anmuten. Gewissheiten über das Vertraute in Frage zu stellen ist Rehbergers kontinuierlich verfolgter Ansatz. Im Bereich der Auseinandersetzung mit Papier wird dies mit viel hintersinnigem Humor deutlich.
Begleitend zur Ausstellung „Tobias Rehberger. marsage“ vom 28. Oktober bis zum 9. Dezember 2011 im Deutschen Sparkassenverlag ist ein umfangreicher Katalog erschienen. Zusätzlich zu den Exponaten der Ausstellung und der Auftragsarbeit „Wer, wieso, mit wem? Und warum?“, die für die Sammlung des Deutschen Sparkassenverlags geschaffen wurde, ist eine Vielzahl an Arbeiten abgebildet, die in den letzten Jahren entstanden und bislang noch nicht publiziert worden sind. Darunter zum Beispiel „Slinky springs to fame“, ein Kunstwerk in Form einer 406 Meter langen begehbaren Brücke über den Rhein-Herne-Kanal, die im Sommer 2011 eingeweiht wurde. Wie bei Rehberger üblich, hat der Künstler selbst die Konzeption und Gestaltung des Katalogs bestimmt. Die Publikation ist dabei wie ein Bilderbuch angelegt: Das Layout besteht aus reinen Bildseiten auf starkem Papier. Die dünnen, kleineren Textseiten sind in mehreren Blöcken unauffällig eingeschoben. Der Katalog enthält neben einem Vorwort von Dr. Bernd Kobarg, Vorsitzender der Geschäftsführung der DSV-Gruppe (Deutscher Sparkassenverlag), Beiträge von Dr. Ulrike Groos, Direktorin Kunstmuseum Stuttgart, und Christiane-Valerie Gerhold, Leiterin DSV Kunstkontor, in deutscher und englischer Sprache.
Tobias Rehberger, Gewinner des Goldenen Löwen der Biennale von Venedig 2009, erhält im Essl Museum seine erste Einzelausstellung in Österreich. Im Großen Saal hat Rehberger ein einzigartiges Raumkonzept entwickelt, das individuelle Skulpturen, Malereien auf Glas und zwei ortsspezifische Installationen umfasst. Besonders hervorzuheben sind neue Arbeiten aus der Serie „Handycapped Sculptures“, die durch scheinbare Defekte wie tropfendes Wasser oder abgebrochene Teile auffallen. Diese Werke thematisieren die Funktionalität von Kunst und die Frage, ob Skulpturen über ihre künstlerische Bedeutung hinaus eine zusätzliche Funktion erfüllen können. Rehberger beschäftigt sich seit seinem 15. Lebensjahr mit Kunst und studierte an der Städelschule in Frankfurt, wo er heute eine Professur für Bildhauerei innehat. Er bewegt sich an der Schnittstelle zwischen Kunst und Design und greift die Diskussion um die Definition von „Design“ auf. Seine Fragestellungen kreisen um das Kunstwerk selbst: Was ist es, woher kommt es, und wie wird es definiert? Rehberger spielt bewusst mit dem Kontext seiner Arbeiten, platziert sie in funktionalen Gebäuden wie Banken und Museen. Ein zentrales Thema ist die Authentizität und Autorenschaft, wobei er Methoden des Produktdesigns integriert und auch Objekte aus der Fantasie anderer entstehen lässt. Durch die Einführung von Designelementen in den Kunstkontext hinterfragt er traditionelle Betrachtungsweisen und
Massenkommunikation wird Kunst. Tobias Rehberger, Professor für Bildhauerei an der Städelschule in Frankfurt und Preisträger des Goldenen Löwen der Biennale von Venedig 2009, hat seit den 1990er-Jahren die Rolle der Kunst in der Kommunikationsgesellschaft entscheidend weiterentwickelt. Seine Strategien erweitern den traditionellen Begriff des Künstlers, der Kunstproduktion, der Ausstellung und des Publikums um die interaktive Benutzerdimension. Rehberger bearbeitet Materialien wie Lampen, Liegen oder Vasen, um die Frage zu erörtern, ab wann Dinge als Kunst gelten. In dieser Publikation werden erstmals Plakate präsentiert, die Rehberger für Produkte aus seiner Lebenswelt entworfen hat, darunter adidas und der Landwirt Bauer Mann aus der Frankfurter Kleinmarkthalle. Seine Neudefinition des Mediums umfasst die Integration von Plakaten in Ausstellungen sowie wilde Plakatierungen im öffentlichen Raum. Rehberger zeigt eindrucksvoll, dass im Zeitalter der Massenkommunikation aus Bildern Kunst entstehen kann. Zudem betrachtet er Publikationen zu seinen Ausstellungen nicht nur als Informationsmittel, sondern gestaltet sie als eigenständige Elemente. Diese Arbeit entstand in enger Zusammenarbeit mit dem renommierten Grafikerduo Vier5.