Franz Franzisci (1825-1920) gilt als Begründer der Kärntner Volkskunde. Viele seiner klassischen Brauchbeschreibungen entführen den Leser in eine längst untergegangene bäuerliche Dorfwelt. Ein Schwerpunkt des Buches liegt auf der Beschreibung der Volksbräuche des Gailtales, wo Franzisci 50 Jahre als Pfarrer und Dechant in Grafendorf wirkte. Mit seinen fachkundigen Kommentaren zeigt Günther Biermann, dass Brauchhandlungen einem beständigen Wandel unterliegen.
Franz Franzisci Bücher



Märchen aus Kärnten
- 204 Seiten
- 8 Lesestunden
Franz Franzisci (1825-1920) gilt als einer der Begründer der Kärntner Volkskunde. Seit 1851 war er an allen seinen Wirkungsorten als Kaplan und Pfarrer (Sagritz, Heiligenblut, Pusarnitz, St. Veit an der Glan und ab 1870 Grafendorf im Gailtal) in der Tradition der Gebrüder Grimm sammelnd tätig. Nur ein kleiner Teil seiner Aufzeichnungen wurde vom ihm zu Lebzeiten auch publiziert. Günther Biermann hat die im Nachlass Franziscis erhaltenen Texte in mühevoller Arbeit entziffert und kommentiert. Trotz mancher Ähnlichkeiten mit bekannten Märchenstoffen sind die meisten Texte ganz stark vom lokalen Kontext Kärntens geprägt. Die meisten Märchen spiegeln früheren Alltag und frühere Sozialstrukturen wider und entsprechen ganz und gar nicht der Klischeevorstellung von Märchen als typische Kinderliteratur. Innerhalb des Figureninventars bilden Könige, Prinzen, Grafen u. dgl. die eindeutige Minorität. Dominierend sind soziale Unterschichten wie arme Keuschler, wandernde Handwerksgesellen und fahrendes Volk. Hans Gerhard Kalian, einer der prominentesten Grafiker Kärntens, hat den Band mit einigen expressiven Farbillustrationen bereichert. Das Buch ist zugleich ein wesentlicher neuer Beitrag zur volkskundlichen Erzählforschung, aber auch ein Volksbuch, das in keinem Kärntner Haushalt fehlen sollte.