Ingeborg Cleve untersucht den bisher wenig beachteten Zusammenhang zwischen früher Industrialisierung, Konsum und Bildender Kunst. Ab dem frühen 19. Jahrhundert entstand durch Kunst- und Industrieausstellungen sowie Museen eine Verständigung über die Ästhetik von Konsumgütern. Im Fokus standen die Bemühungen um „Geschmacksbildung als Gewerbeförderung“, unterstützt durch einen Kanon von Kunstwerken und die Popularisierung von Kunst in Museen. Diese Geschmacksbildung betraf sowohl Produzenten als auch Konsumenten. Das Buch beleuchtet die Entstehung, Gestalt und Rolle dieses Verständigungsprozesses, beginnend mit dem Pariser Louvre, dem ersten modernen Kunstmuseum, das um 1800 die Aufgabe der Gewerbeförderung übernahm. Das Pariser Modell diente anderen europäischen Ländern als Vorbild, insbesondere im Königreich Württemberg, wo die Industrie in einer Krisenphase steckte und neue Kulturmuster des Konsums aufkamen. Cleve verfolgt die Verbreitung des modernen Geschmacks und untersucht die Rolle der musealisierten Kunst für Gewerbe und Industrie. Der von der Bildenden Kunst vermittelte Austausch zwischen Gewerbetreibenden und Konsumenten war entscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung und eine Voraussetzung für die Industrialisierung sowie die Entstehung der modernen Konsumgesellschaft.
Ingeborg Cleve Bücher
