Wenn wir uns schämen, so schämen wir uns für etwas vor jemandem. Wir können von anderen beschämt werden und unsererseits andere beschämen. Wir können uns für andere und vor uns selbst schämen. An solche Alltagserfahrungen knüpft Hilge Landweer in ihren phänomenologischen Untersuchungen der Sozialität von Scham an. Unter welchen Bedingungen kann Scham entstehen und verändert werden? Kann Scham als Sanktion aufgefaßt werden? Wie eng sind Scham und Macht verbunden? Hilge Landweer zeigt, daß die Anerkennung von Handlungsnormen als Machtprozeß beschrieben werden kann. Normen werden über Scham leiblich im Individuum verankert und dadurch bestätigt. Die Hauptwirkung der Machtprozesse besteht dabei weniger in akuter Scham als in der Schamvermeidung. In genauen Beschreibungen und Strukturanalysen der Scham untersucht Hilge Landweer Grenzen der Veränderbarkeit dieses Gefühls. Dabei verbindet sie unterschiedliche Diskussionsfelder der Philosophie, auf denen Gefühle thematisiert werden: die Phänomenologie der Gefühle, die analytische Debatte um die Rationalität der Gefühle und die moralphilosophische Diskussion um deren normenfundierende Rolle. Mit ihrem erweiterten phänomenologischen Instrumentarium greift sie klärend in die interdisziplinäre Diskussionen von Ethnologie, Soziologie und Psychoanalyse der Scham ein.
Hilge Landweer Bücher



Autorität als soziale Interaktionskategorie und gesellschaftliches Ordnungsprinzip ist in vielen Hinsichten bis heute männlich konnotiert. Zugleich ist Autorität in der Moderne und insbesondere im 20. Jahrhundert Gegenstand eindringlicher Kritik. Die interdisziplinären Beiträge des Bandes gehen dem ambivalenten Phänomen der Autorität in philosophischer, historischer, politischer und sozialwissenschaftlicher Perspektive nach und fragen, wie und mit welchem Ziel sich Autorität weiblich denken lässt.
Philosophie und die Potenziale der Gender Studies
Peripherie und Zentrum im Feld der Theorie
- 342 Seiten
- 12 Lesestunden
Der Band möchte der Debatte um feministische Theorie neue Impulse geben, vor allem in der Philosophie. »Geschlecht« wird hier zwar ähnlich wie in den Naturwissenschaften noch immer weitgehend ausgeschlossen oder marginalisiert. Stellt man diesen Begriff aber ins Zentrum des Denkens, kann er neue Perspektiven auf grundlegende philosophische Probleme öffnen: auf Vernunft, Macht, Handeln, Gerechtigkeit, Demokratie. Die Texte zur politischen Theorie, Ethik, Anthropologie und Metaphilosophie, die der Band vereint, wollen in diesem Sinne das kritische Potenzial der Gender Studies für die Philosophie nutzen.