Judith und ihr Großvater Popp reisen als Schausteller durch den Süden und erleben eine Odyssee, als sie die junge Lil mitnehmen. Gestrandet an einer Tankstelle in Spanien müssen sie sich ihren Ängsten und Sehnsüchten stellen, während sie von ihren Träumen träumen und die schmerzhaften Konsequenzen erkennen.
Sylvia Geists Gedichte erfassen Auf- und Umbrüche im Alltag und im Unvertrauten. Sie verbinden emotionale Gegensätze wie Vertrautheit und Verlust, Zärtlichkeit und Zorn. Ihre Texte reflektieren über Bewegung und Reisen, die ohne Postkarten auskommen, und vermitteln eine beeindruckend intime Intensität.
In diesen Geschichten treffen befremdliche und groteske Begegnungen aufeinander: Ein Altenpfleger hilft einer Rentnerin, eine Frau steht zwischen Mann und Hund, und eine Millionärin nimmt eine Geisel. Die Protagonisten suchen nach Nähe und Befreiung in einer Welt voller Verlust und drohender Veränderungen.
Robert ist als Siebzehnjähriger nach Kanada ausgewandert. Seine Herkunft hat er abgestreift. Seine Tochter Karen, die er nach 25 Jahren Funkstille in dem Städtchen Boyard besucht, glaubt, ihren Vater hinter sich gelassen zu haben. Der ehemalige Börsenmakler Aidan widmet sich nun dem vermeintlich gesunden Leben auf der Spirit Farm. Liu ist vaterlos in einem Gitxsan-Dorf aufgewachsen und hat ihren Namen gegen einen chinesischen getauscht. Fast jeder hier wollte einmal neu beginnen. Als ein Kind verschwindet, finden sich alle zurückgeworfen: nicht auf Anfang, aber auf sich selbst. Von Herkunft und Erinnern, Identität und Verschwinden und davon, wie sie zusammenhängen, erzählt dieser Roman. „Sylvia Geist spielt nicht mit Worten, sie zielt mit ihnen.“ Gabriele von Arnim
In der Großstadt, in vermeintlichen Landidyllen, in den Grauzonen der Suburbs – überall begegnet in Sylvia Geists neuem Lyrikband dem Einzelnen die Wildnis, die in ihm selbst steckt. Mit glasklarem Verstand und sinnlicher Bildersprache erkunden diese Gedichte, wie weit wir gekommen sind, seit wir angefangen haben, uns in fremde Felle zu kleiden. Ob Geists Figuren in die Haut von Füchsen schlüpfen, die Okkupation ihres Hauses durch Rehe fürchten oder die Sehnsucht nach menschlicher Wärme unter der Trockenhaube stillen, immer sind sie auf der Spur der Welt, die wir mit den anderen teilen – einer Welt, in der das Echo massenhaft „die Felsen bespringt“ und bereits die „Särge für das letzte bisschen Eis“ angefertigt werden.
„Bevor man fortgeht, / wehren sich die Dinge, manche irren sich / in sich und werden schön.“ So gelassen kann es klingen, wenn es gelingt, in einem einzigen Satz Aufbruch, Abschied und Unwiederbringlichkeit aufscheinen zu lassen. In „Gordisches Paradies“ zeigt sich Sylvia Geist als Meisterin solch müheloser Wendungen und entfaltet doch, wie etwa im titelgebenden Gedichtzyklus, eine beeindruckende Musikalität. In hoher Intensität erzählen ihre Gedichte vom Suchen, Verlieren und Wiederfinden der Liebe zum Leben noch in den kleinsten Phänomenen und spinnen so einen Ariadnefaden, an dem sich entlangtasten lässt, bis „die Luft / schmeckt, dass man atmen möchte wie man trinkt“.