Gerhard Feldbauer untersucht, wie der Faschismus in Italien nach 1945 wiederaufleben konnte, insbesondere durch Silvio Berlusconis Forza Italia und das MSI, die 1994 eine faschistisch geprägte Regierung bildeten. Er analysiert die Ursachen, einschließlich externer Einflüsse und der Rolle bürgerlicher Parteien sowie der zersplitterten Linken.
G.G. Feldbauer Bücher






Sieg in Saigon. Erinnerungen an Vietnam
- 237 Seiten
- 9 Lesestunden
Am 30. April 1975 fiel Saigon, und die letzten US-Offiziere verließen die Stadt. Irene und Gerhard Feldbauer berichteten von 1967 bis 1970 über den vietnamesischen Befreiungskampf und erlebten die Auswirkungen des US-Bombenkriegs. Ihr Buch thematisiert die unterschiedlichen Haltungen der bundesdeutschen Außenpolitik und der DDR sowie die Solidaritätsbewegung in Deutschland.
Eine Woche vor dem hundertsten Jahrestag von Mussolinis »Marsch auf Rom«, der Machtübergabe an den »Duce« des Faschismus, trat im Herbst 2022 die Führerin der Fratelli d’Italia, Giorgia Meloni, ihr Amt als Ministerpräsidentin Italiens an. Ihr mehrheitlich aus Mussolini-Anhängern gebildetes Kabinett wurde in linken Medien als Regierung »reueloser Faschisten« charakterisiert. Gerhard Feldbauer geht der Frage nach, wie es geschehen konnte, dass zu Mussolinis verbrecherischem Erbe sich Bekennende an die Macht kommen konnten. Möglich wurde das, weil die faschistischen Kräfte in der Vergangenheit in Reserve gehalten wurden, um die Vorherrschaft der USA und der NATO zu sichern und um die Linken von der Regierung fernzuhalten. Nach ihrem Wahlsieg gab Meloni vor, sie habe »nie mit dem Faschismus sympathisiert« und Mussolinis Rassengesetze von 1938 immer als »Tiefpunkt der italienischen Geschichte« und als »eine Schande« betrachtet. Im Wahlkampf dagegen hatte sie sich zum Erbe Mussolinis bekannt und angekündigt, ein das Parlament entmündigendes autoritäres Präsidialregime zu errichten – bei Forcierung der neoliberalen Agenda und Festigung der Bande zu EU und NATO.
Umbruchsjahre in Italien
Als Auslandskorrespondent in Rom 1973 bis 1979
Gerhard Feldbauer war als Korrespondent der Nachrichtenagentur ADN und der Tageszeitung Neues Deutschland 1973 bis 1979 Augenzeuge gravierender Ereignisse in Italien. So der von den italienischen Kommunisten verfolgten, »Historischer Kompromiss« genannten, Regierungszusammenarbeit mit der Christdemokratie, der Democrazia Cristiana, und der Ermordung von deren Vorsitzenden Aldo Moro. Nach vier Jahrzehnten stellt Feldbauer seine damaligen Berichte auf den Prüfstand und legt neue Erkenntnisse vor. So zur Bedeutung von Persönlichkeiten wie Enrico Berlinguer und Luigi Longo, Aldo Moro und Giulio Andreotti oder Klaus Gysi, des Botschafters der DDR in Italien, in deren Wirken er persönlich Einblick erhielt. Mitgeteilt wird auch, dass die SED im Verhältnis zum »eurokommunistischen« Kurs Berlinguers entgegen gängiger Auffassungen nicht der Moskauer Linie folgte, sondern seiner Politik Verständnis entgegenbrachte. Skizzenhaft sind auch Erfahrungen mit prominenten DDR-Journalisten und der staatlichen Gängelei der Berichterstattung eingeblendet.
Nach dem Sturz Mussolinis besetzte die deutsche Wehrmacht Nord- und Mittelitalien. Daraufhin rief ein Nationales Befreiungskomitee zur Resistenza, dem bewaffneten Kampf gegen das Besatzungsregime und seine Vasallen, auf. Ihm gehörten neben den italienischen Kommunisten und Sozialisten auch Liberale und Christdemokraten an. Auf dieser Grundlage wurde eine Partisanenarmee gebildet, in der jede Partei mit eigenen Einheiten vertreten war. Weitaus am stärksten und aktivsten waren die kommunistisch geführten Garibaldi-Brigaden. In einem verlustreichen und von der Wehrmacht äußerst brutal geführten Kampf befreiten die von der Bevölkerung unterstützten Partisanen große Teile des Landes. Gerhard Feldbauer schildert Wurzeln und Vorgeschichte der Resistenza, den Verlauf und das Resultat ihres Kampfes, das komplizierte Zusammenwirken der unterschiedlichen sozialen Kräfte sowie das Verhalten der westlichen Alliierten, denen an einer antifaschistischen Umgestaltung Italiens nicht gelegen war.
Gerhard Feldbauer weist nach, wie die italienische Linke und insbesondere die IKP nach dem Zweiten Weltkrieg ihren enormen Einfluss allmählich verspielten und wie ihre seit Ende der 1970er Jahre fortschreitende Schwäche entscheidend dazu beitrug, dass das Land jahrelang unter die Räuber fallen konnte. Quellenreich belegt Feldbauer, wie faule Kompromisse und politischer Opportunismus mithalfen, die reaktionäre Wende überhaupt erst zu ermöglichen, in deren Verlauf der Mediendiktator Berlusconi an die Regierung kam, um dann im Bündnis mit Rassisten und Postfaschisten einen scharfen Demokratie- und Sozialabbau in Gang zu setzen. Diesen wieder umzukehren, ist schwer und erfordert von der Linken große Anstrengungen und eine konsequente Politik.
Geschichte Italiens
- 360 Seiten
- 13 Lesestunden
Die nationale Befreiungsrevolution Vietnams
- 134 Seiten
- 5 Lesestunden
Die Geschichte des vietnamesischen nationalen Befreiungskampfes begann keineswegs mit dem Kampf gegen die US-amerikanische Aggression, sondern Anfang der 1920er Jahre. Kennzeichnend war nicht nur die antikoloniale Stoßrichtung, sondern von Beginn an stand die soziale Befreiung gleichberechtigt der nationalen zur Seite. Gegenwärtig sind die progressiven Kräfte gleich mehrerer Länder Lateinamerikas im Begriff, aus dem 'Hinterhof der USA' auszubrechen und der nationalen Souveränität einen fortschrittlichen sozialen Inhalt zu geben. Ein weiteres Zeichen für den anhaltenden weltweiten Einfluss des Sozialismus auch nach dessen Niederlage in Europa ist darin zu sehen, dass beispielsweise die Partei des Präsidenten Boliviens, Evo Morales, sich als 'Bewegung zum Sozialismus' bezeichnet und Hugo Chávez vom 'Sozialismus des 21. Jahrhunderts' als Ziel spricht. Dreh- und Angelpunkt dieser revolutionären Prozesse ist die Notwendigkeit, eine revolutionäre Führungskraft zu schaffen, wie sie Hugo Chávez als Einheitspartei der revolutionären Bewegung anstrebt. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Entstehungsgeschichte der KP Vietnams aus revolutionären Organisationen mit zunächst nur kommunistischer Tendenz und ihrer Entwicklung zur führenden Kraft der nationalen Befreiungsrevolution Vietnams im August 1945 auch heute von besonderem Interesse.