Peter Schwanz Bücher






Wechselbilder
Gedichte
Jahre ohne Wurzeln
Gedichte
Nur noch vom Unendlichen begrenzt - eingebunden in schier uferlose Weite
Nachgelassene Gedichte Teil II
Über Jahre, Lebensphasen und -räume um Erkenntnis ringend, Worte findend, die Erfahrungen, Fragen und Gewissheiten mit den bleibenden Lebensthemen im Zusammenhang bringen können, schafft, in strengen Gedichtformen, eigenwilligen Umbrüchen folgend, der Autor Lyrik. Es geht um Leiden, um Schmerz, eine Ahnung von Glück, um Abschied, Heimat, Alleinsein und Zweisamkeit, um ›bei sich sein‹ und ›außer sich sein‹. Fragen bleiben und verdichten sich: nach dem Sinn des Daseins, nach Einsichten und nach Spuren. Spuren, denen man folgen kann und jenen, die man hinterlassen wird. Sind wir mehr als bloß ein »Traumschiff … mit rasch verwischter Spur«? Sich suchen in Raum und Zeit, das Eigene, das Wesentliche, »seinem Sterne« schließlich »nah: und endlich zugehörend«. Sich finden schließt auch die Erkenntnis ein, dass jedes Ankommen doch nur zum Weitergehen auffordert, in jedem Neubeginn schon das Ende aufscheint, dass alles Helle, Leuchtende ein Stück Dunkelheit birgt. Der Autor macht es sich nicht leicht, weder inhaltlich noch sprachlich. Er nimmt Maß an Hofmannsthal, Woolf, an Größen wie Rilke oder Broch und anderen, deren erlesenes Handwerk konsequentes Denken und Schreiben war. Sein strenger Wunsch: die beglückende Erfahrung zu machen, »den einen Augenblick« zu erlangen, der »ohne Lüge« ist.
In Peter Schwanz’ Gedichten ist die dominante Jahreszeit der Herbst mit seinen Winden, seinen fallenden Blättern, seinem Künden von Vergehen und kommender Kälte. Aber ebenso ist es der Herbst mit seinem Farbenspiel, mit der Erinnerung an die Fülle des Sommers, mit dem Nachklingen der Wärme in der Luft und auf der Haut. Und im Herbst des Lebens scheint sich größtenteils auch der lyrische Erzähler zu bewegen, mit all seinen Erinnerungen, seiner Melancholie und seinen existentiellen Fragen nach dem Menschsein, nach seiner Verortung in der Welt. Welche Möglichkeiten hat mir das Leben geboten, welche bietet es mir noch? Waren Entscheidungen, eingeschlagene Wege die richtigen oder hätte es bessere gegeben? Woran überhaupt macht sich ein gutes, ein erfülltes Leben fest? Peter Schwanz maßt sich nicht an, auf all diese Fragen allgemeingültige Antworten zu geben. Jedoch machen seine Gedichte Mut, sich auf die Innenschau zu begeben, aber eben nicht, um in ihr zu verharren. So werden gemachte Erfahrungen, aber auch Ängste, Zögerlichkeiten und Zweifel nicht als Stagnation und unüberwindbares Hindernis empfunden, sondern als Möglichkeit der Neuorientierung, des optimistischen Blicks nach vorn, der Grenzüberschreitung: hin zu einem zwar weder erfaß- noch faßbaren, dennoch oder gerade darin aber nur um so gewisseren letzten tragenden Grund. Auch sprachlich spiegelt sich diese Sicht wider: Zwar ist die eher strenge Form des Sonetts oder zumindest ein stringentes Reimschema in den Gedichten vorherrschend; diese formalen »Grenzen« werden jedoch durch die steten Enjambements und die bildhafte, teilweise verrätselte Sprache wieder gebrochen und überwunden, so daß sich oft ein regelrechter Klangteppich ergibt.
Peter Schwanz‘ Gedichte spiegeln die Erfahrung wider, daß man stets von neuem vor Grenzen steht im Bemühen, die Wahrhaftigkeit des Lebens bzw. des dieses wesentlich ausmachenden menschlichen Miteinanders zu ergründen – und diese Grenzen richtig wahrzunehmen. Und auch zu erkennen, dass die Abgrenzungen nicht immer klar und deutlich, eindeutig und unzweifelhaft, sondern oft fließend sind. Wie nah beieinander stehen Freude und Qual, Liebe und Hass, Leben und Tod?! Warum verletzt man Menschen, die man doch liebt? Warum wählt man aus all den Möglichkeiten des Lebens die scheinbar falschen, auch wenn die anscheinend richtigen klar vor einem liegen? Wie kann man das Leben wertschätzen angesichts des Wissens um seine Vergänglichkeit? Warum wird Einsamkeit manchmal als erdrückend empfunden, obwohl Nähe auch schwer auszuhalten ist? Das Erfahren von Grenzlinien innerhalb existentieller Fragestellungen bewirkt jedoch weder Erschrecken noch nötigt es zur Umkehr, sondern wird durch die bewusste Wahrnehmung überhaupt erst als Ermöglichung der Grenzüberwindung gesehen. Die tiefe Nachdenklichkeit und leise Melancholie, die Schwanz‘ Gedichte inhaltlich durchziehen, finden Entsprechung und Gegengewicht zugleich in der sprachlichen Gestaltung. Ob gereimt oder ungereimt, ob in der Form des klassischen Sonetts bzw. an sie angelehnt oder aber in freien Rhythmen, die an einen dramatischen Monolog erinnern – immer durchstrahlt die Texte eine gleichsam anrührende Leichtigkeit, die virtuos Sprachbilder und -klänge und damit atmosphärisch dichte Räume erschafft.