Unter einem sich verschärfenden Konkurrenzdruck sind Betriebe zunehmend zum Exerzierfeld vielfältiger Managementkonzepte und Reorganisationsstrategien geworden. Mehr Flexibilität, wie vom Markt gefordert, ist dabei das Ziel der Unternehmensleitungen, zugleich sind sie aber auch interessiert, »flüssigere« Strukturen und komplexere Prozesse nach wie vor im Griff zu behalten. Vor diesem Hintergrund steht das Bemühen, betriebliche Gesundheitsförderung und Arbeitsschutz stärker in die betriebliche Aufbau- und Ablauforganisation zu integrieren, vor neuartigen Herausforderungen: Denn eben der organisatorische Kontext, auf den die Akteure zielen, ist seinerseits im Fluß und wird zum Teil radikal verändert – im schlechtesten Fall dominiert der betriebliche Umbau die Prozesse so stark, daß die Promotoren des Gesundheitsschutzes buchstäblich vor verschlossenen Türen stehen. Die Autoren dieses Bandes untersuchen branchenübergreifend, wie sich die Umstrukturierungs- und Reorganisationsprozesse auf die Chancen einer innovativen betrieblichen Präventionspraxis auswirken. Anhand eigener empirischer Befunde zeichnen sie ein differenziertes Bild der begünstigenden und hemmenden Effekte und der ausschlaggebenden inner- und außerbetrieblichen Bedingungsfaktoren.
Uwe Lenhardt Bücher



Seit Ende der achtziger Jahre engagieren sich Krankenkassen zunehmend auf dem Gebiet der betrieblichen Gesundheitsförderung. Dabei wird immer wieder die Kritik laut, daß Wettbewerbsziele der Kassen und Kostensenkungs- und Herrschaftsinteressen der Unternehmen die hohen Ansprüche konterkarieren. Lenhard unterzieht die Restriktionen und die - oftmals recht abstrakten diskutierten - Innovationspotentiale betrieblicher Gesundheitsförderung hier einer empirischen Überprüfung. Seine Analysen von verschiedenen Betriebsprojekten eines großen Krankenversicherungsträgers zeigen: Der wettbewerbsstrategische Kontext des Kassenhandelns führt zwar durchaus zu Zielkonflikten und Organisationsproblemen, aber eine grundlegende Deformation und Fehlausrichtung des Maßnahmenangebots geht daraus nicht notwendig hervor. Allerdings konnten die Gesundheitsförderungmaßnahmen unter dem Druck konkurrierender betrieblicher Ziele und Zwänge bislang nur selten nachhaltig wirkende Impulse für eine erweiterte Präventionspraxis geben. Hierzu bedarf es einer stärkeren Integration in die Entscheidungsstrukturen und -abläufe der Unternehmen sowie einer engeren Verknüpfung mit anderen Feldern betrieblicher Arbeitspolitik.
In Deutschland leidet täglich etwa ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung unter Rückenschmerzen, was zu den meisten Arbeitsunfähigkeitstagen führt. Die Autoren fokussieren sich auf die Optimierung präventiver Strategien in der Arbeitswelt und untersuchen, welche Arbeitsbelastungen und deren Kombinationen zur Entstehung und Chronifizierung des Leidens beitragen. Sie befürworten Modelle, die technische und organisatorische Verbesserungen der Arbeitssituation mit einer Verbesserung der betrieblichen Sozialbeziehungen und Verhaltenstrainings kombinieren, und die partizipativ umgesetzt werden. Die Machbarkeit solcher Modelle wird hinterfragt, wobei empirische Betriebsstudien die Differenz zwischen wissenschaftlich fundierten Ansätzen und deren praktischer Umsetzung beleuchten. Die Autoren identifizieren allgemeingültige betriebliche Bedingungen, die die Initiierung, Durchführung und Kontinuität effektiver Präventions- und Gesundheitsförderungsmaßnahmen beeinflussen. Der Band vereint epidemiologische, krankheitstheoretische, arbeits- und gesundheitswissenschaftliche sowie organisationssoziologische und arbeitspolitische Erkenntnisse zu einer gesundheitspolitisch relevanten Fragestellung. Die Inhalte umfassen die Ursachen von Rückenschmerzen, Präventionsmethoden, Ergebnisse empirischer Studien, sowie Handlungsempfehlungen und Erkenntnisse aus Fallstudien.