Zweisprachige Ausgabe (Deutsch/Englisch) mit zahlreichen Abbildungen und Textbeiträgen von namhaften Autoren. Der Band versammelt die Beiträge des Symposiums Speculations on Anonymous Materials, das am 4. Januar 2014 im Fridericianum Kassel stattfand. Er vereint philosophische Positionen, die das moderne und postmoderne Denken hinter sich lassen. Die Ausgangsthese des Symposiums besagt, dass die technologischen, wissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen Veränderungen zu Beginn des 21. Jahrhunderts rigide Zäsuren im philosophischen Denken und in der Kunst hervorgebracht haben. Die begleitende Ausstellung zeigte künstlerische Arbeiten, die weder kunsthistorisch noch -theoretisch verortet sind, ähnlich wie die am Symposium beteiligten philosophischen Positionen keine homogene Denkströmung bilden. Diese Verbindung von Kunst und Philosophie basiert auf der Annahme, dass gegenwärtige Kunst und spekulative Philosophie, möglicherweise ohne es zu wissen, von einem gemeinsamen Interesse angetrieben werden. Der Fokus liegt auf der Suche nach neuen philosophischen Begrifflichkeiten und einer neuen Grammatik des Nachdenkens über Gegenwartskunst, insbesondere in Bezug auf neue Bedeutungen von Materialität, Materie und Materialismus.
Maurizio Ferraris Reihenfolge der Bücher






- 2023
- 2016
Nietzsches Gespenster
Ein menschliches und intellektuelles Abenteuer
Maurizio Ferraris verfolgt Leben und Nachleben Nietzsches über 111 Stationen hinweg: durchs Engadin und entlang der Riviera, vom schicksalsträchtigen Turin bis zu den Ursprüngen in Sachsen — von der dionysischen 'ewigen Wiederkehr' bis zum Nihilismus und dem Tode Gottes. Jede Facette dieses faszinierenden Kaleidoskops aus Zitaten und Verweisen bringt eine neue Perspektive auf die intellektuelle Geschichte des 20. Jahrhunderts, auf Jim Morrison und Heidegger, den Heroismus des „Viva la muerte!“ Millán-Astrays, die von Deleuze/Guattari ersehnte Revolution des Begehrens und die Erfindung der Antidepressiva. Ferraris entwirft eine Genealogie der Katastrophen des 20. Jahrhunderts, in denen der „Wille zur Macht“ gespenstische Gestalt gewinnt — von den Stahlgewittern des 1. Weltkriegs bis zu Hitlers Untergang in Berlin. Es ist zugleich eine Phänomenologie des Geistes der tragischen und geräuschvollen Moderne aus der Perspektive desjenigen, der sich selbst (nicht ganz zu Unrecht) als den „stillsten Menschen“ wähnte.
- 2014
Dieses Buch, das in Italien bereits mehrere Auflagen erlebt hat, ist ein Manifest, das sich gegen zwei Bewegungen wendet: gegen das postmoderne Denken und seinen Kult der Ironisierung, der das Denken insgesamt unter den Universalverdacht der Falschung setzt und den Wert der Wirklichkeit bzw. eines Wissens von Wirklichkeit diskreditiert - und gegen einen Konstruktivismus, der die Welt in der Begriffsarbeit seiner Beobachter hervorbringt. Dem postmodernen Angriff auf die Wirklichkeit im Medium der Entdifferenzierung von Sein und Wissen, Feststellen und Akzeptieren, Wissen und Macht wird eine Wiederbelebung der Philosophie als Brucke zwischen den moralischen Wertungen und Meinungen und der Welt des Wissens entgegengestellt. Ferraris' Thesen sind aufregend in einem Klima, in dem die beliebige Setzbarkeit des Rechts durch nichtbeliebige Grundrechte, Menschenrechte und institutionelle Ewigkeitsklauseln (Art. 79, Abs.3 GG) limitiert wird. Sie leisten 'Aufklarung' auch daruber, dass sich die letzte Frage der 'Gerechtigkeit' nicht dekonstruieren lasst.
- 2014
Seele und Tablet – ein unzertrennliches Paar? Auf den ersten Blick scheint die menschliche Seele nichts mit dem iPad zu tun zu haben. Doch bei näherer Betrachtung zeigt sich eine überraschende Affinität zwischen dem schwer fassbaren Inneren des Menschen und dem modernen Tablet. Oft wird Technik als Entfremdung des Menschen betrachtet, doch sie offenbart auch unerwartete Übereinstimmungen mit der menschlichen Seele und den jahrhundertealten Versuchen, sie zu begreifen. Sowohl die Seele als auch das iPad besitzen ein Erinnerungsvermögen; beide sind Tafeln, auf denen Wissen gelesen, geschrieben und archiviert wird. Die antiken Vorstellungen der Seele beziehen sich auf das Bild der Wachstafel, die bei Platon und später bei Freud und Derrida vorkommt. Schrift, ob im Geist oder außerhalb, ist Ursprung unseres Gewissens und Grundelement jeder sozialen Realität. Eine Gesellschaft ohne Formen der Erinnerung ist unvorstellbar, da sie sich seit jeher darauf stützt, sei es durch Riten, Archive oder Computer. Die jüngste technologische Wende hat die Schrift ins Zentrum gerückt, wofür das iPad emblematisch steht. Im ausgeschalteten Zustand spiegelt es unser äußeres Erscheinungsbild, wird jedoch im eingeschalteten Zustand zum Spiegel der Seele.
- 2001
Ferraris, aus der Turiner Schule Gianni Vattimos, machte in den ersten Jahren seiner Karriere durch Arbeiten zu Hermeneutik und Dekonstruktion auf sich aufmerksam und trug zur Verbreitung des Derridaschen Denkens in Italien bei. Mit der Veröffentlichung von »Estetica razionale« 1997 distanziert er sich jedoch von den Positionen der Postmoderne. Das vorliegende Werk ist eine Fortführung und Präzisierung der in diesem Buch dargelegten Thesen. Es beginnt mit der radikalen Behauptung, dass die Ästhetik als philosophische Disziplin ins Reich der Erfindungen verwiesen wird. In einer Welt, in der die allgegenwärtige Ästhetik als normal und wünschenswert gilt – vom Produktdesign bis zu postmodernen Denkbewegungen – setzt Ferraris philosophisches Denken entgegen. Ästhetik, verstanden als Wahrnehmungswissenschaft, sollte sich der Zuwendung zu den Objekten widmen, anstatt sie hinter dem schönen Schein verschwinden zu lassen. Der von Diderot entlehnte Begriff der experimentellen Ästhetik wird von Ferraris als Ansatzpunkt genutzt, um einen neuen Zugang zur Welt zu entwickeln. Er sieht den ungenauen Ort der Ästhetik nicht als Makel, sondern als Hinweis darauf, dass die Verbindung von empirischer Faktizität und Transzendentalem eine grundlegende Voraussetzung für jede Wahrnehmung ist – vom Alltag bis zu den Naturwissenschaften.