Fremdlinge
- 73 Seiten
- 3 Lesestunden






Den Aspekt der Zeitlichkeit in der Kunst zu untersuchen sowie Beziehungen zwischen unterschiedlichen Wissengebieten, Epochen oder Objekten mittels der Methode einer offenen künstlerischen Forschung herzustellen, war die gemeinsame Aufgabe der Studierenden aus Kassel und Linz im Wintersemester 2012/13. Die Resultate dieses Experimentes werden im vorliegenden Katalog vorgestellt. Sie waren - auch aufgrund der unterschiedlichen strukturellen und medialen Ausrichtung der beiden Studienrichtungen - nicht vorhersehbar. Die entstanden Arbeiten umfassen Medien von Fotografie und Video bis hin zu Performance, Installation und Skulptur. Fragen der Zeitlichkeit von Material, verschlüsselte Botschaften aus der Vergangenheit, genderspezifische Metamorphosen oder pulsbasierte Zeitrechnungen sind nur einige Beipsile für deren ebenso breit gefächerte thematische Ausrichtung. Die von den Studirenden gestalteten herausnehmbaren Seiten reflektieren den Entstehungsprozess der Arbeit, der in Form von Skizzen, Texten oder Collagen gleichberechtigt neben der fotografischen Doumentation der fertigen Arbeit in die Publikation einfließt.
Eva Grubinger macht sich für „Spartacus“ die spezifische räumliche Situation der Schirn zunutze und positioniert ihre Arbeiten an drei Orten: in der Rotunde und auf dem Tisch (einem Betongebilde) im Außenraum sowie im Kabinett im Innenraum. Maschendrahtzaun umgibt das untere Stockwerk der Rotunda, aus deren Zentrum ein Beobachtungsturm herausragt. Auf dem ebenfalls eingezäunten Tisch stehen zwei Tribünen einander bedrohlich gegenüber. Im Kabinett versperren ein weiteres Zaunstück und grelles Scheinwerferlicht dem Besucher den Weg. Auch in „Spartcus“ geht es Eva Grubinger um Manifestationen von Macht und Ohnmacht, von Beobachten und Beobachtetwerden. Ihre Installationen sind formale Abstraktionen komplexer sozialer Kommunikation. Durch allegorische Verdichtungen lassen sie räumliche, psychologische und mediale Repräsentationen von Macht sichtbar werden.
An investigation of digital archiving as an integral technology of warfare and how artists respond to these changes.Digital and data technologies are actively transforming the archives of contemporary warfare. Bringing together a range of scholarly perspectives and artistic practices, (W)ARCHIVES investigates digital archiving as an integral technology of warfare and how artists respond to these changes. Throughout the book, the (w)archive emerges as a term to grasp the extended materiality of war today, wherein digital archiving intersects with images, bodies, senses, infrastructures, environments, memories, and emotions. The essays explore how this new digital materiality of war reconfigures the archival impulses that have shaped artistic practices over the last decades, and how archives can be mobilized to articulate political demands, conjure new forms of evidence, and make palpable the experience of living with war.
Eva Grubinger beschäftigt sich in ihren Werken mit grundlegenden menschlichen Triebfedern wie Macht, materieller Gier und sexuellem Begehren. Sie interessiert sich dafür, wie sich diese auf gesellschaftliche Entwicklungen auswirken. Dafür verfremdet und aktiviert sie Objekte mittels Vergrößerung, Materialänderung, Reduktion oder Dekontextualisierung. Die derart transformierten Gegenstände setzen Denkprozesse rund um größere soziokulturelle Dynamiken in Gang. Ihre Ausstellung Malady of the Infinite (Leiden am Unendlichen) zeichnet ein Bild von struktureller Ungleichheit, von unendlichem Begehren ohne Aussicht auf Befriedigung für Reich und Arm, Magnat und Pirat. Vor diesem Hintergrund deutet Grubinger eine Erzählung an, in der sich Macht und Ohnmacht auf hoher See gegenüberstehen. Text: Severin Dünser, Chus Martínez, Stella Rollig, Jan Verwoert