Branchentypische Anwendungen, erweiterte physikalische Modelle oder neue Möglichkeiten von Hard- und Software bieten endlose Chancen, um Forschungsprojekte zu initiieren. Aber was definiert die Konstruktionstechnik als Wissenschaftsdisziplin? Bisher waren es die grundlegenden Ansätze der Konstruktionsmethodik aus den vergangenen Jahrzehnten von Kesselring bis Pahl und Beitz. Für die Zukunft werden sie nicht mehr genügen. Schon ein Blick in die Bücher zur Konstruktionstechnik zeigt, viele Inhalte gehören streng genommen in andere Disziplinen und Vieles wurde von der Entwicklung überholt. Gesucht ist der neue moderne Rote Faden einer durchgehend internetbasierten und komplett digitalisierten Produktentwicklung und Fertigung unter Einbeziehung externer und künstlicher Intelligenz zur Abfederung der Unzulänglichkeiten des Ingenieurs bei gleichzeitiger Erweiterung seiner Fähigkeiten zur Problemlösung in komplexen interdisziplinär geprägten Systemen. Die Erzielung maximaler Effizienz durch Nutzung aller verfügbaren Ressourcen bei optimalen Kosten, Funktionalität und Qualität des modellierten Produktes bleibt sicher als oberstes Ziel erhalten. Das 14. Gemeinsame Kolloquium Konstruktionstechnik bietet eine Plattform zur Darstellung und Diskussion neuer Ansätze.
Klaus Brökel Bücher






Konstruktionstechnik, Konstruktionslehre, Konstruktion, Maschinenkonstruktion. Schon die verschiedenen Bezeichnungen lassen auf die Vielfalt der inhaltlichen Ausgestaltungsmöglichkeiten dieser technischen Wissenschaft schließen. Kommen noch die im Laufe der Jahre entstandenen Spezialisierungen wie Computer Aided Design, Leichtbau und Product Life Cycle Management hinzu, ergibt sich ein sehr viel bunteres Bild einer der klassischen Disziplinen des Maschinenbaus. Wie kann aus dieser Vielfalt eine Veranstaltung werden, die allen Teilnehmern ein attraktives Angebot für die Präsentation und Diskussion von innovativen Ideen macht? Die wichtigsten Gebiete der Konstruktion werden national und international durch große Kongresse wahrgenommen. Für intensive Diskussionen bieten sie in der Regel keinen geeigneten Rahmen. In Arbeit befindliche Themen darzustellen, die auch unkonventionelle und noch nicht voll durchdachte Ansätze enthalten, ist nicht üblich und wohl auch in diesem Rahmen nicht möglich. Durch die drei beteiligten Lehrstühle und Institute aus Dresden, Magdeburg und Rostock wurde daher die Idee entwickelt, jährlich ein gemeinsames Kolloquium zu aktuellen Problemen der Konstruktionstechnik durchzuführen, welches die Einschränkungen sehr großer Veranstaltungen nicht aufweist und trotzdem für Teilnehmer aus anderen Universitäten, Hochschulen und Firmen offen und attraktiv ist. In einem überschaubaren und individuell gehaltenen Rahmen wurde einer begrenzten Anzahl von Referenten die Möglichkeit gegeben, in ausreichender Zeit ihre ganz speziellen Diskussionsansätze darzustellen. Nicht nur fertige Forschungsergebnisse sondern offene Fragen, auch im Detail dargestellt und in wissenschaftlichen Nischen angesiedelt, wurden präsentiert. Der audio-visuelle Mitschnitt der anschließenden Diskussionsbeiträge und der Abdruck der wichtigsten Passagen der Diskussionen zu jedem Beitrag im Tagungsband geben der Veranstaltung einen aufKreativität orientierten, innovativen Charakter. Das weit gefasste Motto des Kolloquiums „Konstruktionstechnik 2003“ ermöglichte es den Referenten, ein sehr breit gefasstes Bild offener Probleme der Konstruktionstechnik darzustellen. Unter den vier Schwerpunkten - „Virtuelle und materielle Prototypen in der Konstruktionstechnik“, - „Numerische und graphischen Methoden der Modellierung und Simulation in der Konstruktionstechnik“, - „Dimensionierung von Konstruktionselementen unter Berücksichtigung von Vor- und Eigenspannungen“ sowie - „Modellierung, Berechnung und experimentelle Untersuchung von Maschinenelementen aus faserverstärkten Kunststoffen“ konnten die Teilnehmer einen sehr guten Blick auf die Breite und Tiefe der aktuellen Konstruktionsforschung gewinnen. Der gewählte ganzheitliche Ansatz der Darstellung und Diskussion hat sich als eine sehr gute Möglichkeit erwiesen, dem konstruktionsorientierten Generalisten unter den Konstruktionstechnikern ein geeignetes Forum zu bieten.
Der erste Veranstaltungszyklus des „Gemeinsamen Kolloquiums Konstruktionstechnik“, veranstaltet von den Instituten für Maschinenkonstruktion der Universitäten Magdeburg und für Maschinenelemente und Maschinenkonstruktion der Technischen Universität Dresden sowie dem Lehrstuhl für Konstruktionstechnik der Universität Rostock wurde mit drei Kolloquien in Kühlungsborn 2003, in Dresden 2004 und in Magdeburg 2005 zu einem kontinuierlichen Erfolg für alle Teilnehmer und Veranstalter. Die Vielfalt der angebotenen Themen verdeutlichte die überaus große Streuung der Inhalte, die mit der Konstruktionstechnik im Rahmen der Produktentwicklung verbunden sind. Neben den auch in anderen Disziplinen typischen analysierenden und systematisierenden Tätigkeiten ist die Konstruktion eine integrierende Wissenschaft, die heute stärker mit anderen Disziplinen verbunden ist, als je zuvor. Traditionell sind die engen Verknüpfungen der Konstruktionstechnik mit der Angewandten Mechanik und der Werkstofftechnik. Der Vortragsschwerpunkt „Experimentelle Produktentwicklung und neue Werkstoffe“ widmet sich speziell der Entwicklung und Anwendung moderner und innovativer Verbundwerkstoffe. Die Produktentwicklung mit Methoden der Rechnergestützten Konstruktion durch die Einführung und Anwendung integrierter CAD-Systeme hat zu einer sehr engen Verbindung der Konstruktionstechnik mit der Angewandten Informatik geführt. In dem Schwerpunkt des Kolloquiums ,, virtuelle Produktentwicklung und Angewandte Informatik„ werden aktuelle Forschungsergebnisse dieses Forschungsgebietes präsentiert und diskutiert. Forschung und Produktentwicklung mit Hilfe materieller und virtueller Prototypen sind Gegenstand des Komplexes “Modellierung und Simulation für die Produktentwicklung„. An den drei Universitäten in Dresden, Magdeburg und Rostock bestehen enge Kooperationen mit Forschungsbereichen der Regenerativen Medizin. Produktentwicklung im medizinischen Umfeld bedeutet eine Reihe weiterer Randbedingungen in die Untersuchungen einzubeziehen, die für den Maschinenbau nicht relevant sind. Spezielle Forschungsergebnisse und Besonderheiten sind Inhalt des vierten Schwerpunktes des Kolloquiums “Produktentwicklung und regenerative Medizin".