Die Analyse alter DNA wird als Schlüssel zur Beantwortung zentraler Fragen der Menschheitsgeschichte betrachtet. In diesem Buch untersuchen zwei Historiker die tatsächlichen Erkenntnisse der Archäogenetik und deren Beitrag zur Geschichtsforschung. Sie beleuchten insbesondere die spektakulären Ergebnisse in den Bereichen Migrationen und Epidemien. Dabei stellen sie grundlegende Fragen zur Beziehung zwischen Geistes- und Naturwissenschaften und erörtern, wie eine fruchtbare Zusammenarbeit in der historischen Forschung aussehen kann.
Ausgehend von jüngsten Thesen in der Forschungsliteratur diskutiert die vorliegende Studie die Problematik der neronischen Christenverfolgung im Jahr 64 und versucht sie präziser als bisher in ihre historischen Kontexte einzuordnen. Diese sind vor allem von Spannungen zwischen Juden und Judenchristen geprägt, die bereits Claudius in den Jahren 41 und 49 zu antijüdischen Maßnahmen veranlasst hatten. Sowohl Claudius als auch Nero handelten dabei vermutlich im Glauben, gegen eine jüdische Splittergruppe vorzugehen - einen Begriff von >Christen
Byzanz, 29. Juli 626 - vor den Toren der prächtigsten Stadt Europas und Asiens hat der Khagan der Awaren 80.000 Krieger zusammengezogen und verlangt ihre bedingungslose Übergabe. Für die Menschen in der Metropole steht fest, dass das Ende aller Zeiten gekommen ist und die Mächte der Finsternis das apokalyptische Heer von Gog vor ihre Stadt geführt haben. Wie oft Menschen zwischen dem 3. und 8. Jahrhundert n. Chr. solch tödliche Furcht vor herandrängenden Heeren fremder Völker empfunden haben, zeigt Mischa Meier in seiner magistralen Darstellung der Völkerwanderungszeit. Sie beinhaltet die Geschichte des späten Imperium Romanum sowie die Geschichten der nachrömischen Herrschaftsbild ungen im Westen, jene des frühen Byzantinischen Reiches, aber auch die des frühen islamischen Kalifats bis zum Ende der Umayyadenzeit (750). Reich an Informationen, stets verständlich und spannend zu lesen, führt sie den Leser von der europäischen und nordafrikanischen Atlantikküste bis zu den zentralasiatischen Knotenpunkten der Seidenstraße, nach Nordindien und zum Hindukusch, von Skandinavien und Britannien im Norden bis nach Arabien im Süden. Sie macht vertraut mit den dramatischen Ereignissen dieser Zeit und den damit einhergehenden tiefgreifenden Wandlungsprozessen. Ein wahres Opus magnum, das erstmals eine vollständige Geschichte der Epoche bietet.
Mit der Konzeption des „Kunstwerks der Zukunft“ revolutionierte Richard Wagner um die Mitte des 19. Jahrhunderts das europäische Musiktheater. Seine Ideen schlugen sich nicht nur in den späteren Bühnenwerken vom „Rheingold“ bis zum „Parsifal“ nieder, sondern haben auch nachfolgende Komponisten beeinflusst und sogar Spuren bis in die Filmmusik hinterlassen. Herkunft und Kontexte des Konzepts, das zunächst in einer Reihe politisch-ästhetischer Schriften – darunter Wagners Hauptwerk „Oper und Drama“ (1850/51) – Konturen gewann, werden seit längerem diskutiert. Zu den wesentlichen Inspirationsquellen zählten sehr eigentümliche Vorstellungen vom Zusammenhang von Kunst und Politik in der griechischen Antike. In den Beiträgen dieses Bandes, entstanden in den Jahren 1998–2018, wird diesen Zusammenhängen nachgegangen. Es wird aufgezeigt, in welcher Weise Wagner die athenische Demokratie und ihre Kontexte (miss-)verstanden hat und wie seine Vorstellungen vom griechischen Drama als Manifestation einer idealen Konvergenz von Kunst und Politik sein literarisches und musikdramatisches Schaffen beeinflusst haben. Mehrere Studien, die die Kontexte seiner Konzeption im 19. Jahrhundert beleuchten und ihren Konsequenzen bis in das 20. Jahrhundert nachgehen, runden den Band ab.
Der Karl-Christ-Preis ist dem Andenken an den Marburger Althistoriker Karl Christ gewidmet (1923 - 2008). Mit dem Preis werden herausragende wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Alten Geschichte und ihrer Nachbardisziplinen sowie der Wissenschafts- und Rezeptionsgeschichte des Altertums ausgezeichnet. Die Rede, die Mischa Meier zur Verleihung des Preises am 17. April 2015 hielt und die hier zusammen mit Uwe Walters Laudatio auf den Preisträger veröffentlicht ist, widmet sich dem Thema: „Der Völkerwanderung ins Auge blicken: Individuelle Handlungsspielräume im 5. Jahrhundert n. Chr.“
Die römische Republik war zur Zeit Caesars am Ende - dieser Eindruck jedenfalls ergibt sich, wenn man sie unter strukturellen Gesichtspunkten analysiert; andererseits aber suggeriert der Quellenbefund auf den ersten Blick das Gegenteil. Die deutschsprachige Forschung der letzten Jahrzehnte hat versucht, dieses Dilemma dadurch zu überwinden, dass der Übergang zur Monarchie prozessualisiert wurde; in chronologischer Abfolge suchte man 'Stationen' einer Entwicklung festzumachen, und die Diktatur Caesars nahm dabei eine prominente Rolle ein. Die vorliegende Untersuchung geht einen anderen Weg, um Caesars Rolle und das Phänomen der Etablierung der Monarchie in Rom zu erfassen: Aus einer dezidiert kaiserzeitlichen, d. h. monarchischen Perspektive wird auf Caesar, seine Kommunikationsweise und seine Handlungsspielräume geblickt. Als analytisches Instrumentarium dienen dabei die Kategorien Ordnung, Handlungsrahmen und Diskurs. Sie ermöglichen die Begründung der These, dass Caesar selbst bereits in einem von monarchischen Strukturen geprägten Umfeld agierte, das durch den republikanischen Diskurs, wie er für uns als dominierende Formation in den Quellen fassbar ist, lediglich überwölbt wurde. Dass insbesondere die deutschsprachige Forschung diesem Sachverhalt wiederholt auszuweichen versucht hat, ist auf wissenschaftsgeschichtliche Ursachen zurückzuführen, die ebenfalls kurz thematisiert werden.
Diese einzigartige Kombination aus Darstellung, Analyse und Reflexion erhellt beispielhaft, wie Katastrophenereignisse in der Geschichte immer wieder neu verarbeitet und gedeutet werden. So auch die Eroberung Roms durch Alarich im Jahr 410, die schon die Zeitgenossen und dann die Nachwelt bis hin zur modernen Geschichtsschreibung zu großen, historisch wirkmächtigen Geschichtsbildern angeregt hat. Das reicht von den Deutungen eines entsetzten Zeitgenossen wie Hieronymus bis zu der Verherrlichung Alarichs in der deutschen Geschichtsschreibung der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Autoren stellen die wichtigsten Interpretationen dieses epochalen Ereignisses vor und zeigen, wie wenig wir über das eigentliche Geschehen im Jahr 410 wissen.
Mit dieser ersten deutschsprachigen Biographie des spät-römischen »Endzeit«-Kaisers Anastasios I. macht der Autor deutlich, wie sich der Westen bis heute von der östlichen Welt grundlegend unterscheidet. Mit seinen mutigen wie drastischen Reformen gelang dem Kaiser eine nachhaltige Konsolidierung des strauchelnden Oströmischen Reiches. Während seiner Regierung vollzog sich der epochemachende Übergang des Imperium Romanum in das Byzantinische Reich. Zugleich wirft Meier den Blick auch auf Theoderich und die germanischen Nachfolgereiche sowie auf das persische Sassanidenreich. Die dramatischen Beziehungen zwischen Ostrom und den Päpsten werden ebenso behandelt wie die kriegerischen Auseinandersetzungen und geistigen Konflikte der spätrömischen Geschichte: eine Gesamtdarstellung der Spätantike als eine große Umbruchepoche.
Der Tübinger Althistoriker Mischa Meier macht in dem von ihm herausgegebenen, eindrucksvollen Band deutlich, daß - lange bevor auch nur die Vorstellung einer über-staatlichen, geistig- kulturellen Einheit aufkeimen konnte - die Völker Europas jenem schmerzhaften Erfahrungsprozeß unterworfen waren, der die Auflösung des Römischen Weltreichs begleitete. Es wird deutlich, daß sich der Epochenwechsel von Spätantike zum Frühmittelalter gewiß nicht als ununterbrochene Folge ruhmreicher Taten einzelner Protagonisten vollzogen hat. So erscheinen die großen Gestalten der europäischen Frühzeit stets als Persönlichkeiten, die in hohem Maße von den Bedingungen ihrer Zeit und aktuellen politischen Notwendigkeiten abhängig waren. Ihre Entscheidungen aber werden als Kristallisationspunkte wegweisender historischer Prozesse erkennbar, deren Wirkungsmacht sich freilich oft erst Jahrhunderte später entfaltete.
Filme über die Antike und das Mittelalter erleben seit einigen Jahren einen neuen Boom in Kino und Fernsehen. Gleichzeitig werden Historienfilme Bestandteile der Forschung. Der Band trägt beiden Entwicklungen Rechnung, indem er aus interdisziplinärer Perspektive das neu erwachte Interesse an diesem Medium aufzeigt. Die Beiträge behandeln ganz unterschiedliche Aspekte älterer – v. a. aus der Hollywoodproduktion seit den 1950er Jahren – und aktueller Historienfilme. Dabei geht es um die Frage, wie in ihnen Geschichte (re)konstruiert und präsentiert wird, es geht um Authentizitätsstrategien sowie Entwicklungen innerhalb der Filmgeschichte. Der Sammelband zeigt auf, wie sich in Filmen populäre Geschichtsbilder spiegeln und wie sie durch die Filme fundiert oder kritisch hinterfragt werden.