Louis Pauwels
2. August 1920 – 28. Januar 1997
Auch bekannt als: Maiastra
Louis Pauwels (* 2. August 1920 in Paris; † 28. Januar 1997 in Suresnes) war ein französischer Journalist und Schriftsteller. Er war unter anderem Chefredakteur der Tageszeitung Combat und leitete die Monatszeitschrift Marie-France. Später gründete und leitete er über sechs Jahre die Revue Planète, die sich der Wissenschaft, der Philosophie und der Esoterik widmete. 1970 gründete er das Figaro Magazine, dem er bis 1993 vorstand. Aufbruch ins dritte Jahrtausend (Französischer Originaltitel Le Matin des magiciens = Der Morgen der Magier, 1960, deutsche Erstausgabe 1962) ist eines seiner bekannten Werke.
Pauwels sprach seinen Namen „Povels“ aus und wies auch Jacques Chancel in einer von dessen Radiosendungen (Radioscopie) darauf hin, dass dies die richtige Aussprache sei, auch wenn die ursprüngliche Aussprache im Niederländischen wohl eher „Pôls“ war. Pauwels wurde von seinem Stiefvater Gustave Bouju, einem Schneider, erzogen. Er begann eine Ausbildung zum Lehrer (Instituteur) in Athis-Mons (1939–1945), die jedoch durch den Krieg unterbrochen wurde, und begann 1946 eine literarische Karriere durch die Veröffentlichung von Artikeln in mehreren literarischen Monats-Revuen (Esprit, Variété etc.). Er wirkte auch bei der Gründung der Organisation Travail et Culture mit, einem Verein zur Förderung der Kultur der Massen, der der Parti communiste français nahestand. 1948 schloss er sich Georges Gurdjieff an und gehörte für 15 Monate zu dessen Anhängern, wobei er auch der Redakteur der Zeitschrift Combat und Herausgeber der Tageszeitung Paris-Presse war. Er führte die Bibliothèque Mondiale (Vorgänger von Livre de Poche), Carrefour, die Frauenzeitschrift Marie Claire, und die Zeitschrift Arts et Culture und veröffentlichte in dieser Zeit mehrere Avant-Garde-Romane, wenn auch in klassischem Stil. L'Amour monstre (Monströse Liebe) wurde 1955 für den Prix Goncourt nominiert und wurde von Serge Gainsbourg in seinem Chanson Initials B.B. zitiert. Zusammen mit Jacques Bergier, den er 1954 kennengelernt hatte, als er noch Direktor der Bibliothèque Mondiale war, verfasste er 1960 Le Matin des magiciens (sinngemäß: ‚Morgendämmerung der Magier‘ – Titel der deutschen Ausgabe: Aufbruch ins dritte Jahrtausend) und 1970 die Fortsetzungsgeschichte L’Homme éternel (Der ewige Mensch). Diese Werke sind voll von Erfindungen, wie zum Beispiel der Behauptung, dass Karl Haushofer in Tibet gewesen sei. Er vertritt darin Behauptungen, die Haushofer einen esoterischen Einfluss auf die Nazi-Ideologie unterstellen (unter anderem begründet durch die Verwendung der Swastika, die Gründung der SS, der Mitgliedschaft in der Thule-Gesellschaft und der Vril-Gesellschaft sowie Kontakt zum Hermetic Order of the Golden Dawn). Diese Behauptungen wurden jedoch durch die Arbeit von Hans-Adolf Jacobsen widerlegt. Am 25. November 1960 interviewte Pauwels Maurice Papon, den Präfekten der Police de Paris, und zeichnete darin ein Porträt eines „humanistischen Philosophen“ („philosophe humaniste“); Papon hatte da gerade die Schrift L’Ère des responsabilités (Die Ära der Verantwortungen) veröffentlicht, ein Jahr vor dem Massaker von Paris am 17. Oktober 1961. 1961 interviewte er den Schriftsteller Louis-Ferdinand Céline. Zusammen mit Bergier und François Richaudeau gründete er im Oktober 1961 die zweimonatlich erscheinende Zeitschrift Planète, die bis Mai 1968 erschien. Im selben Jahr wurde sie unter dem Titel Le Nouveau Planète neu herausgegeben. Daneben entstanden verschiedene Studien, die als Sammlung Encyclopédie Planète herausgegeben wurden, sowie die 17 Anthologies Planètes, die von Jacques Sternberg zusammengestellt wurden, der Texte verschiedener Autoren zu einem vorgegebenen Thema gruppierte. Auch der Ufologe Aimé Michel gehörte zum Redaktionskreis von Planète. Durch Le Matin des magiciens und Planète erlangte Pauwels einen hohen Bekanntheitsgrad und schuf in Frankreich eine aufnahmebegierige Stimmung für paranormale und mysteriöse Ereignisse, verschwundene Kulturen und wissenschaftliche Probleme. Der Erfolg der Zeitschrift Planète und das Konzept des Phantastischen Realismus veranlassten Pauwels dazu, eine kleine Presseagentur zu gründen, les Éditions Retz, bei der zwei weitere Zeitschriften veröffentlicht wurden: Plexus, ein erotisches Magazin, und Pénéla, eine Frauenzeitschrift, die im selben Format erschienen wie Planète. Die Werbung wurde durch den Slogan La première revue de bibliothèque (‚Die Erste Zeitschrift der Bibliothek‘) bekannt. Planète erfuhr Ausgaben in Übersetzungen in zehn Sprachen und begleitete berühmte Debatten der 1960er wie La Guerre du Faux (Krieg der Fehler) von Umberto Eco. Dabei hielten manche die Zeitschrift einfach für intellektuellen und wissenschaftlichen Betrug, während andere (wie Henri Laborit) ihren Antikonformismus und ihren Beitrag zu einer sich vielgestaltig verändernden Gesellschaft schätzten. Die Auseinandersetzung ist heutzutage größtenteils verstummt und Planète wird als eine hochwertige Zeitschrift angesehen, deren Informationsfälschungen, deren Esoterik- und Ufo-Wahn und deren Verteidigung von Drogen zum großen Teil durch ihre zeitgenössische Redaktionsarbeit und Ikonographie ausgeglichen wurden. Sie trug auch viel dazu bei, Autoren wie Jorge Luis Borges, Daniel Keyes, Arthur C. Clarke, Robert Sheckley und Fredric Brown einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Pauwels stellte Planète Anfang der 1970er ein, weil er es müde wurde, auf eine Art zu publizieren, die in jeglicher Hinsicht aus der Öffentlichkeit verschwunden war, sowohl nach der Form (Monatszeitschrift), als auch nach dem Inhalt (L’aventure Mysterieuse – Mysteriöse Abenteuer). in der Folgezeit konzentrierte er sich auf eine neue Zeitschrift, Question de, die sich ausschließlich der Spiritualität widmete. Parallel dazu redigierte er Artikel für Le Journal du Dimanche (1975–76). 1977 übernahm er die Kulturabteilung des Le Figaro, wo er die Grundlage für das Le Figaro Magazine legte, dessen Redaktion er bis 1993 leitete. Ende 1986 während der Studentenproteste gegen das Loi Devaquet (Reform der Universitäten) löste Pauwels seine Beziehungen zum Le Figaro, nachdem er den Demonstranten „mentales AIDS“ („sida mental“) bescheinigt hatte.Er war zusammen mit Gabriel Veraldi und Rémy Chauvin Gründungsmitglied der Fondation Marcel et Monique Odier für Psycho-Physik (Genf 1992) und wurde im selben Jahr Gründungspate für die Journalistenschule Nouvelles, l’École du journalisme in Nizza. Pauwels wandte sich 1981 wieder dem Katholizismus zu, nachdem er sich während der Zeit bei Planète vom Glauben entfernt hatte. Alain de Benoist (Groupement de recherche et d’études pour la civilisation européenne, GRECE) hatte ihm sogar noch 1981 sein Buch Comment peut-on être païen ? (Wie kann man ein Heide sein?, 1981 erschienen bei Albin Michel) gewidmet. Doch im November 1982 hatte Pauwels ein Bekehrungserlebnis in Acapulco.