In "Einhundert Expeditionen ins Eigene" taucht Michael Esders in die Erinnerungswelt seiner Kindheit in den 70er- und 80er-Jahren ein. Er betrachtet die Sprache und Objekte dieser Zeit, die in einem neuen Licht erscheinen: Touristen als Terroristen, eine lebendige Kinderzimmertapete und ein Kaugummiautomat als Wallfahrtsziel. Esders nutzt Metaphern wie den Drehstuhl als Droge und den Dimmerschalter für Zeitreisen, um die Verschmelzung von digitaler und analoger Realität zu thematisieren. Sein Werk ist ein Aufstand gegen die Vereinheitlichung der Welt und lässt vergangene Erinnerungen aufleuchten.
Michael Esders Reihenfolge der Bücher






- 2024
- 2022
Ohne Bestand
Angriff auf die Lebenswelt
- 2020
Sprachregime
Die Macht der politischen Wahrheitssysteme
- 2017
Alphabetisches Kapital
Über die Ökonomie der Bedeutungen
Ein Blick in die Bilanz von Google alias Alphabet verrät, dass das Geschäft mit Wörtern und Bedeutungen milliardenschwer ist. Die Versteigerung von Begriffen für die Suchmaschinenwerbung ist die mit Abstand wichtigste Einnahmequelle des Digitalkonzerns und eines der erfolgreichsten Geschäftsmodelle der Netzökonomie. Über die digitalen Begriffsbörsen, deren Konjunkturen die Kommunikation in den sozialen Netzwerken dominieren, etabliert sich schleichend eine monetäre Grammatik. Diese verändert die Schriftkultur und ihre Institutionen ebenso umwälzend wie den gesellschaftlichen und medialen Diskurs. Gleichzeitig gefährdet sie ein hundert Jahre älteres bedeutungsökonomisches Konzept, das eine langfristige semantische Anlagestrategie verfolgt und auf ein narratives Management setzt: die Marke.
- 2014
Das totale Marketing nimmt sich bis zur Selbstverleugnung zurück. Die absichtslose Kunst hilft ihm, seine Interessen zu verschleiern. Mit wachsendem Raffinement eignen sich Konzerne ästhetische Strategien an. Sie beerben die kulturelle Avantgarde. Nicht zufällig sind die wertvollsten Marken der Welt auch die ästhetisch und poetisch ambitioniertesten. Werbung wird immer doppelbödiger, ironischer und literarischer. Sie wirbt nicht mehr, sondern erzählt: digital, multimedial, vernetzt und interaktiv. In Echtzeit und auf allen Kanälen. Red Bull inszeniert mythische Heldenfahrten, Coca-Cola erzählt „wahre Geschichten“, Apple fragt nach dem Vers des Lebens. Und im „Storyversum“ der sozialen Netzwerke wird das Erzählen zum Vehikel des Selbstmarketings. Dabei ist das größte Kapital des Erzählens sein Anschein, keines zu sein.
- 2011
Konzernchefs erzählen Geschichten, Politiker punkten mit Sentenzen, Werbeexperten betätigen sich als Sprachschöpfer: Im Kampf um das knappe Gut Aufmerksamkeit ist die Literatur als Sinnressource gefragt. Die globale Konjunktur des Storytellings ist nur ein Beispiel für die Enteignung der Poesie, für die Ausbeutung literarischer Formen. Der vorliegende Essay untersucht, wie Medienschaffende und Meinungsmacher Erzählungen, Aphorismen, Dramen und Embleme als Formatvorlagen nutzen. Er zeigt, wie Agenturen und Denkfabriken das Terrain der Literatur besetzen – und wie sich Literatur gegen ihre Enteignung wehren könnte.
- 2000
Begriffs-Gesten
- 381 Seiten
- 14 Lesestunden
Gegenstand der Studie ist eine philosophische Kurzprosa im Spannungsfeld diskursiver und literarischer Erkenntnisformen. Die frühromantischen Fragmente als Modelle eines poetisierten Denkens bilden sich in kritischer Auseinandersetzung mit dem Universalanspruch der idealistischen Systeme. Ist der Aphorismus bei Schopenhauer nur eine Option des Denkens neben der systematischen, so wird er spätestens seit Nietzsche als philosophische Form kanonisch. Auch im 20. Jahrhundert kommt es – bei Heidegger, Wittgenstein oder Adorno – zur Ausbildung eines Denkens, das in Sprüchen, Fragmenten oder Aphorismen seine einzig adäquate Form findet. In einzelnen Textinterpretationen wird gezeigt, daß eine Kurze Prosa in der Philosophie ihr Wahrheitskriterium nicht länger an eine diskursive Gedankenführung delegieren kann. An die Stelle eines begriffs- und urteilsbezogenen Denkens treten eine metaphorische Vorstellungsbildung und eine poetische Syntax. Die Darstellung wird zum Medium der Erkenntnis.