Roswitha Scholz Bücher






Die Autorin, eine Nürnberger Werttheoretikerin, hat in ihrem 2000 erschienenen Buch ihren theoretischen Ansatz entworfen. Ihr neues Werk ist eine Weiterführung und Konkretisierung unter den aktuellen gesellschaftlichen Bedingungen. Ausgehend von ihrem Theorem der "Wert-Abspaltung", das sie im Kontext der Marxschen Werttheorie entwickelt hat, analysiert sie verschiedene zeitgenössische TheoretikerInnen. Sie untersucht Theorien sozialer Ungleichheit (Bourdieu, Beck), Antisemitismus (Postone, Baumann), Rassismus (Miles, Rommelspacher), feministische Ansätze zur Verknüpfung mehrerer Strukturkategorien (Lenz, Eichhorn) sowie die Queer Theory und bewertet deren gesellschaftstheoretische Stringenz und Analysefähigkeit. Die Autorin kommt zu dem Schluss, dass diese Ansätze oft unkritisch und unzureichend sind. Zentral ist die neue soziale Krise, in der das bis in die 70er Jahre vorhandene Normalarbeitsverhältnis durch Outsourcing und Subunternehmertum ersetzt wird. Sie thematisiert auch Bruch-Identitäten, die sich im Zuge von Individualisierungstendenzen entwickelt haben, wie "doppelt vergesellschaftete" Frauen oder "hybride" Identitäten zwischen Kulturen, und untersucht deren emanzipatorische Potenz. Aus der Perspektive einer neuen Kapitalismuskritik wird ein Konzept entwickelt, das den Zusammenhang von "Rasse", Geschlecht, Klasse und postmoderner Individualisierung beleuchtet und sich von anderen Ansätzen unterscheidet.
Noch geht die dunkle Zeit auf der anderen Straßenseite
Wortmeldung von 58 Autoren aus Ost und West
Der Feminismus ist seit einigen Wochen wieder in den Schlagzeilen. Bereits 1999 formulierte Roswitha Scholz einen neuentheoretischen Ansatz zur Analyse des Geschlechterverhältnisses, in dessen Zentrum das Theorem der „Wert-Abspaltung“stand. Damit ist gemeint, dass die sozialhistorischen Zuschreibungendes „Weiblichen“ – von Hausarbeit, Kindererziehung biszur emotionalen Zuwendung – einen von der kapitalistischenVerwertungslogik abgespaltenen Bereich der gesellschaftlichenReproduktion bilden, der gleichzeitig eine „stumme“ Bedingungund Voraussetzung der modernen Gesellschaften ist. Auf dieser Grundlage setzt sich die Autorin auch kritisch mitden linksfeministischen Theorien der letzten Jahrzehnte imdeutschsprachigen Raum auseinander. Unter dem Eindruck einschneidender sozialer und weltökonomischerKrisenprozesse ist das Verhältnis von Kapitalismus undhierarchischer Geschlechterstruktur erneut diskussionsfähig.