Die Sehnsucht der gebildeten Deutschen des 18. und 19. Jahrhunderts nach einer idealisierten Antike wird in Frank Lissons Werk untersucht. Besonders die Griechenlandsehnsucht und der tief verwurzelte Hang zur Latinität prägen das deutsche Denken. Lisson beleuchtet, wie die römische Antike als fundamentale Kraft für zentrale Entwicklungen in der abendländischen Kultur wirkte, einschließlich der Reichsidee, der katholischen und protestantischen Kirche sowie der deutschen Philologie und Philosophie. Diese historische Perspektive zeigt, dass die Sehnsucht nach der Antike weitreichende kulturelle und geistige Verbindungen aufweist.
Frank Lisson Reihenfolge der Bücher






- 2024
- 2023
Der Kulturphilosoph Frank Lisson gilt als Denker der Nicht-Beteiligung an jedweder Gesellschaft des Spektakels. Aber endlich legt er sein zweites Kaplaken-Bändchen vor. „Im Tal der scheuen Wölfe“ ist er zuhause, dort notiert er seine Tag- und Nachtstücke, dort denkt er weit über das hinaus, was uns politisch Tag und Nacht beschäftigt - und ablenkt. Es gibt sie: die strenge, pessimistische Gelassenheit!
- 2023
Griechentum und deutscher Geist
Anatomie einer Sehnsucht
Seit dem 18. Jahrhundert war unter deutschen Neuhumanisten die Idee zur Forderung erhoben worden, daß es einen höheren menschlichen Sinn jenseits des bloß Utilitaristischen und Opportunen geben müsse - und man meinte, daß diese Forderung oberste pädagogische Priorität zu genießen habe. Darin bestand die vielleicht herrlichste deutsche Mission zum Wohle Europas, die freilich von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Als ob man bereits um 1800 geahnt hätte, welch ähnliches Los der eigenen Kultur beschieden sein würde, sympathisierten die meisten deutschen Bildungsbürger mit dem Schicksal der Hellenen wie Erkrankte, welche vom gleichen Leiden befallen seien. Man erkannte seine eigenen Besonderheiten bei den Hellenen wieder, dem einzigen Volk der Weltgeschichte, dessen Genialität und Zerrissenheit an die der Deutschen heranreichte. Mit dem Versagen des klassischen Lebensentwurfs jedoch war die historische Chance vertan, die Menschen der anbrechenden Moderne in geregelte, durch sichere Geschmacksurteile gefestigte Bahnen zu lenken und sie nicht sittlich, politisch und ästhetisch verkommen zu lassen. Frank Lisson erweist sich in diesem Buch als höchst kenntnisreicher Archäologe der deutschen Identität.
- 2021
Die Natur der Dinge
Über das Wesentliche
- 2020
Mythos Mensch
Eine Anthropodizee
Jeder Mensch ist sich selber ein einziger in sich geschlossener Mythos. Und folglich ist er es auch allen anderen. Die Welt stellt sich ihm dar als eine große, alles Mögliche umfassende Erzählung, worin seine Individualität gar nicht vorkommt, weshalb er sich in das große Weltgedicht erst selber hineinerzählen muss - und die Fabeln seiner Schöpfung gleich mit. Durch die Fähigkeit, ja durch den Willen zur Mythologie wurde der Mensch zugleich das Produkt seiner Mythen; eine Verbindung, die sich immer fester knüpfte, je mehr der Mensch in seinen Geschichten vom Menschen aufging. Denn das Erzählen der Welt fängt die Welt nicht ein, sondern bildet sie nur ab - und sieht ihr hinterher.
- 2016
Weltverlorenheit
Über das Wahre im Wirklichen
Ein gründender philosophischer Entwurf eines Denkers ohne Amt. „Zur Maske und zur Komödie genötigt, kauert der Weltverlorene in den Winkeln des Daseins und gleicht einem Kinde, dem die Freude am Spiel verging, als es mit zunehmender Erkenntnis aus der Fähigkeit zum Spielen herauswuchs, während alle anderen munter weiterspielten. Es verlor und verlernte die spezifisch kindlich-menschlichen Verhaltensweisen zur sozialen Glückserfahrung und fühlte sich von da an nicht mehr wohl unter den anderen Kindern, die noch zu spielen verstehen. Denn wer lebt, muss im Irrtum sein; es genügt nicht, nur mit den Irrtümern Umgang zu pflegen, mit ihnen freundschaftlich zu verkehren; man muss sich auch ganz darin beheimaten, ansonsten wird man zum Fremdling in der Welt und zum Heimatlosen, der an seinem Unwillen zum Irrtum irre wird.“ Frank Lisson
- 2015
Homo Creator
Das Wesen der Technik
- 2014
Humor
- 151 Seiten
- 6 Lesestunden
Der Humor zählt zu den rätselhaftesten Erscheinungen menschlicher Existenz; immer wieder hat man versucht, diesem Phänomen auf die Spur zu kommen, denn ohne das Komische in der Welt wäre das Leben vermutlich schwer zu ertragen. Lachen scheint somit geradezu lebensnotwendig. Wie aber kam der Witz in die Welt? Lachen über Komisches ist eine spontane Reaktion aus Protest gegen Unsinniges. Dies setzt voraus, dass ein Verständnis davon existiert, was sinnvoll sei. 'Komisches an sich' gibt es demzufolge nicht, vielmehr hängt der Humor von individuellen Vorstellungen ab und gibt Aufschluss über die geistige, aber auch kulturelle Verfasstheit des Einzelnen. Nur der Mensch kann zur Heiterkeit verführt werden. Tiere, von denen behauptet wird, sie könnten lachen, sind nicht in der Lage, die Komik einer Situation, den Witz einer Bemerkung zu erfassen, denn dafür bedarf es einer Fähigkeit, die einzig dem Menschen gegeben ist: zu denken. Frank Lisson gewährt mit diesem Band faszinierende Einblicke in Ursprünge, Funktion und Bedeutung des Humors und analysiert seine vielfältigen Ausprägungen. Dabei kommt das Homerische Gelächter ebenso zur Sprache wie die Romantische Ironie, der Slapstick und die zeitgenössische Comedy.
- 2013
Das Buch versucht die Frage zu beantworten, inwieweit die Sehnsucht nach Hellas als Projektion, Fluchtversuch und Akt des geistigen Widerstandes gegen die Moderne zum Pessimismus im Deutschland des späten 19. Jahrhunderts wesentlich beigetragen hat. Inwieweit leistete die Bewusstwerdung der Unerfüllbarkeit dieser Sehnsucht und damit das Scheitern am eigenen Ideal dem anwachsenden Kulturpessimismus jener Jahre Vorschub? Dabei steht besonders die Ambivalenz der deutschen Altertumswissenschaftler bei der Rezeption und Kritik des sich wandelnden Griechenbildes im Vordergrund; also der Wandel einer Imagination von der absoluten Vorbildlichkeit des Altertums, die den 'Bedrohungen' der Moderne als eine Art Rettungsvision gegenübergestellt wurde. Den Dualismus von 'antik' und 'modern' versucht der Autor ebenso zu ergründen wie das 'Bewusstsein für den Weltzerfall', wodurch alle Geschichte den Charakter einer Tragödie erhielt. Ferner kommt die Rolle der Altertumswissenschaft bei der Entstehung des bildungsbürgerlichen 'Unbehagens an der Demokratie' zur Sprache. Die griechische Antike erfüllte die Funktion eines Bollwerks gegen alle modernen 'Übel' wie Industrialisierung, Positivismus, Materialismus oder Sozialismus. Daraus ergaben sich weitreichende Folgen für die gesamte Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts, die maßgeblich zu den sozialen und politischen Auseinandersetzungen jener Epoche beitrugen.
- 2013
Homo viator
Die Macht der Tendenzen
Nach der schonungslosen wie einschneidenden Untersuchung über Die Verachtung des Eigenen kehrt der Kulturphilosoph Frank Lisson zurück zu seinen Reflexionen über ein Leben „nach den Kulturen“. Dem Homo Absolutus folgt die Gestalt des Homo Viator. Dieser knüpft an der antik-abendländischen Tradition des Widerstands „aus Einsicht in die Dinge“an. Als solitärer Wanderer geht er unaufgefordert auf Distanz zu den ihn umgebenden, aufgrund seiner Abseitigkeit ihm mißtrauisch begegnenden „Zivilisationsmenschen“. Deren zwangsläufig folgenden Verdächtigungen des Anderen, des Widerständigen, wird er stoisch begegnen. Der aristokratische Homo Viator geht seinen Weg: still, trotzig, abgeschieden, eigenwillig und allein. Er istdeshalb fortwährend unterwegs, weil er in der Übergangszeit „zwischen den Tendenzen“nur als Heimatloser wirken kann. Sah Ernst Jünger in seiner Zeit die Notwendigkeit zum Waldgang, wagt sich Lisson für die seine Epoche zu neuen Ufern. Die tiefschürfende Inthronisation seines widerspenstigen Typus steht ohne Frage in würdiger Nachfolge der Dekadenzkritik Nietzsches und Spenglers. Reizvoll wird es auch, zu erfahren, in welche Richtung Lissons Homo Viator aufbricht. Kann diese Grundgestalt angesichts des selbstzerstörerischen Zivilisationsverfall eine Heimat finden?
