Leben ist die Abfolge von Ereignissen, die sehr unterschiedlich und durchaus gegensätzlich verstanden und bewertet werden können. So freute sich z. B. Till Eulenspiegel immer, wenn es bergauf ging, denn er wusste – gleich geht es wieder bergab. In diesen neuen Erzählungen schildert Hargens drei neue Schicksale. Zuerst wird ein Jugendlicher den Eltern und Lehrern so auffällig, dass er zur Therapie geschickt wird. Sein Freund aber, der ihn zwar als Griesgram tituliert, hält trotzdem zu ihm. Und alles entwickelt sich ... Dann kümmern sich zwei Paare unterschiedlichen Alters um den ältesten Mann, der oft „durchhängt“, wahrscheinlich depressiv ist, zugleich aber sehr empfindsam auf alltägliche Respektlosigkeiten reagiert. Die drei sorgen sich emphatisch – wenn auch auf ungewöhnliche Weise – um ihn. Dass auch Therapeuten „nur“ Menschen sind, entfaltet Hargens in der dritten Geschichte. Es sind die Schwierigkeiten eines Ehepaares – er Psychotherapeut, sie arbeitet in einem Anwaltsbüro. Jeder hat seine Sicht auf das Zusammenleben. Jeder sucht nach Lösungsmöglichkeiten. Und welch ein Schock für den Profi – die eigene Frau empfiehlt ihm den (gemeinsamen) Besuch bei einem Therapeuten-Kollegen! Macken – das sind Verhaltensweisen, die für die jeweilige Person sehr speziell sind, von der sog. Norm abweichen. Das reicht von liebenswürdig bis störend, von gesunder Macke bis zur krankhaften Störung. Hargens gibt Einblicke in die Leben verschiedener Menschen mit unterschiedlichen Macken. Und skizziert mögliche Bewältigungsstrategien. Literarische Fiktion wird wieder zur Lebenshilfe. Schön, wenn das dazu führen würde, die eigene Sensibilität für unsere Mit-Menschen zu schärfen!!
Jürgen Hargens Reihenfolge der Bücher






- 2019
- 2018
„Man muss die Leute halt auch mögen“, schrieb Gerald Kral in seiner Besprechung von Jürgen Hargens’ Romandebüt. Dieser Satz charakterisiert auf das trefflichste das berufliche und literarische Leitbild des Autors. Sein neuer Band mit Geschichten knüpft hier an. – Das, was im Alltag geschieht, lässt sich immer auch aus unterschiedlichen Blickwinkeln und Perspektiven betrachten. Und jede Perspektive, jeder Blickwinkel, öffnet Raum für andere, weitere Möglichkeiten. Und Möglichkeiten sind das, auf die wir Menschen täglich in unserem Leben treffen. Es gibt das alte Sprichwort: „Jede Medaille hat zwei Seiten“, schön. Dabei vergessen wir oft, dass es auch noch eine Schmalseite gibt. Wir sehen sie nie komplett, wegen der gekrümmten Perspektive, aber beim Drehen und Wenden erkennen wir sie vollständig. So ist das mit den Möglichkeiten – manchmal erkennt man sie nur nach mehrfachem Drehen und Wenden – aber es gibt sie, wenn man genau schaut und sich die Zeit dafür nimmt. In seinen Geschichten zeigt Jürgen Hargens wieder einmal, dass sich Leben eben auch anders sehen – und leben – lässt. Seine Geschichten wollen uns sensibilieren für das, was uns entgeht, wenn wir nur einen einzigen Blickwinkel nutzen, um auf das Alltägliche wie auch die besonderen Momente zu schauen. Die Begebenheiten und Begegnungen mit verschiedensten Menschen – diese Spiegelung unseres Selbst im Anderen, die uns erst zum Menschen macht – schaffen ständig neue Möglichkeiten für uns. J. Hargens’ Geschichten helfen dabei, auf respektvolle und im besten Sinne spielerische Weise – einfach so. Sie laden ein zum Innehalten, Schmunzeln, Nachdenken und Genießen. Und vielleicht erkennen die Leser zukünftig die „Schmalseiten“ des Lebens besser, hinter denen sich so viel verbergen kann.
- 2017
In diesen Erzählungen schildert Jürgen Hargens in der ihm eigenen respektvollen, wertschätzenden und überraschenden Art, wie es immer auch sehr unterschiedliche und hilfreiche Umgangsmöglichkeiten mit psychischen Belastungen oder Krankheiten geben kann. Dabei kommt ihm seine eigene, fast 40-jährige Berufserfahrung zugute. Geschieden, arbeitslos, ausgebrannt – so windet sich Torben Randers durch sein Liebes Leben, und ein etwas anders arbeitender Therapeut bringt ihn zum Nachdenken. Paul Schrag und Tammes Lenhard sind vielleicht etwas aus der Spur, doch der Sprung zwischen verrückt und verrücken ist manchmal schon viel kleiner und hilfreicher als gedacht. Wenn in einer Gruppentherapie ein Klient wegbleibt, zeigen die anderen Mitglieder oft ungeahnte Kreativität, um auch bei depressiven Episoden Möglichkeiten zu schaffen. Und dass Therapeuten vor solchen Problemen selber nicht gefeit sind, muss auch Klaas Larßen erfahren, wobei es doch noch zu einem Lächeln der Therapeuten (oder waren es die Klienten?) kommt. Und selbst der Versuch, den Wind zu fangen (Catch the wind) kann ungeahnte Energien und Möglichkeiten – auch in einer Klinik – freisetzen.
- 2015
- 2015
Dieses Buch behandelt Stimmungen und Stimmungsschwankungen sowie den Umgang damit, ohne alles als „positiv und leuchtend“ zu betrachten. Schlechte Stimmung bedeutet nicht zwangsläufig Krankheit oder Depression; sie ist ein normaler Teil des Lebens. Die Schwankungen können von „normal“ bis „krank“ reichen, und es ist wichtig, zu lernen, wie man mit ihnen umgeht, um ein lebenswertes und erfreuliches Leben zu führen. Stimmungsschwankungen definieren nicht die gesamte Person; vielmehr hat der Mensch diese Schwankungen und ist mehr als nur seine Emotionen. Das Bewusstsein für weitere Möglichkeiten im Leben kann der erste Schritt zu einer freundlicheren, spielerischeren Welt sein. Das Buch ermutigt dazu, anders zu schauen und neue Perspektiven zuzulassen, um selbst zu entscheiden, wie man damit umgehen möchte. Diese andere Sichtweise eröffnet Hoffnung und die Möglichkeit von „Wundern“, die helfen können, sich selbst neu zu entdecken. Es geht darum, aktiv mit Stimmungsschwankungen umzugehen, nicht sie zu vermeiden. Fachleute erhalten Einblicke in Selbstwirksamkeit bei Klienten, während Betroffene Anregungen für einen Perspektivwechsel im Alltag bekommen.
- 2014
„Man muss die Leute halt auch mögen“. Das scheint die Haltung zu sein, die bei Jürgen Hargens durchgängig anzutreffen ist. Bei aller Professionalität, bei aller kritischen Distanz, bei aller Offenheit auch anderen Regungen gegenüber, und ist womöglich ein wesentlicher Schlüssel zum (therapeutischen) Erfolg. Hargens’ Romandebut von 2003 – nun in zweiter Auflage vorliegend – könnte den gelungenen Fall darstellen, therapeutische Laien und therapeutische Profis gleichermaßen anzusprechen und zu fesseln – ich kann es jedenfalls von zweiterem Standpunkt her so sagen. Wenn Sie jemand fragt „was machst du eigentlich so den ganzen Tag in deinem Beruf?“ könnte man anstatt einer umständlichen Antwort ihm oder ihr dieses Buch zu lesen geben. Der Strang, der den Roman inhaltlich zusammenhält, ist der Einblick in die Arbeit, die Gedanken, Überlegungen, die Privatsphäre, die Welt der Kunden – unser aller Leben also. Gerald Kral, Psychologe und Psychotherapeut
- 2014
Das Schönste ist und bleibt, verliebt zu sein. Das wissen sogar die Psychologen. Bernhard Detering, Mitte 40, Lehrer, ist sein Leben abhanden gekommen. Und sein Job geht ihm schon lange nicht mehr nahe. Eines Tages erlebt er, dass man mit Speck nicht nur Mäuse fangen kann. Der Speck lässt ihn in das pralle Leben der alleinstehenden Kathrin Amelander und ihrer zwei halbwüchsigen Kinder stolpern. Es ist wie ein Strudel, der ihn überrascht, verunsichert, belustigt. und anzieht. Der Tod von Kathrins Bruder lässt ein verdrängtes Familiendrama wieder aufscheinen – die wechselseitige Ablehnung zwischen Vater und Bruder. Und das politische Erwachen der Kinder von Kathrin und ihrer Mitschüler – sie engagieren sich gegen die Anwendung der CCS-Technologie in ihrer Region – führt auch Detering, zögernd, wieder in das Leben eines aktiven, verantwortlichen Menschen zurück. Drücken wir ihnen allen die Daumen.
- 2012
Das Buch behandelt eine Haltung in der Psychotherapie, die der Autor im Laufe seiner Karriere entwickelt hat, und untersucht, ob und wie solche Haltungen lehr- und lernbar sind sowie in konkretes Handeln umgesetzt werden können. Es stellt grundlegende Fragen, die als „unentscheidbar“ gelten, wie die Definition von „psychischer Störung“ und „Psychotherapie“ sowie deren Wirkungsweise. Hargens gibt persönliche Antworten, die seine praktischen Erfahrungen widerspiegeln, und stützt sich auf konstruktivistische Ideen sowie systemisch-lösungsorientierte Ansätze. Er ist sich bewusst, dass seine Ansichten letztlich persönliche Präferenzen oder Vorurteile sind. Das Buch bietet keine Einführung in systemisch-lösungsressourcenorientierte Arbeit, sondern konzentriert sich darauf, wie der Autor diese Grundideen in therapeutisches Handeln umsetzt und in Aus- und Weiterbildungen anwendet. Der Aufbau des Buches folgt einem klaren Schema: Zunächst werden grundlegende Überlegungen angestellt, gefolgt von den „Phasen“, die der Autor durchlaufen hat, und abschließend werden Beispiele und Anregungen für konkretes Vorgehen präsentiert.
- 2010
Rahmen stellen den Raum bereit, in dem sich beraterisch-therapeutische Gespräche in ihrer hilfreich-unterstützenden Form entfalten können. Mit diesem kleinen und handlichen Band stellt Hargens seine Rahmungen für gelingende Gespräche vor. Ein sehr praktisches Buch, mit vielen Anregungen und konkreten Beispielen, ohne deshalb zu einem Kochbuch zu werden. Hargens gibt Einblicke, wie sich Rahmen gelingender Gespräche aufspannen lassen. Das reicht vom „Einstimmen“ über „Vorbereiten“ bis zum „Beenden“. Kurze Beispiele zeigen, wie das praktisch aussehen kann. Es ist klar und einfach in der Sprache, konsequent an ressourcen- und lösungsorientierten Ideen ausgerichtet und immer den Ratsuchenden (KundInnen) gegenüber voller Respekt und Zutrauen in ihre Kompetenzen.
