Exegetische und rezeptionsgeschichtliche Studien - zu verschiedentlich als antijudaistisch eingeschätzten Texten
464 Seiten
17 Lesestunden
Der Sammelband präsentiert 27 exegetisch-neutestamentliche Studien von Bachmann, die sich intensiv mit christlich-jüdischen Aspekten befassen. Der einleitende Überblick hebt hervor, dass neue Perspektiven insbesondere in der Paulusexegese, den Antithesen der Bergpredigt sowie in den lukanischen und johanneischen Texten erkennbar sind. Ein synchroner Ansatz der frühchristlichen Schriften fordert eine Überwindung antijudaistischer Auslegungsmuster und eröffnet für den Protestantismus sowohl die Notwendigkeit einer "Entlutheranisierung" als auch ökumenische Chancen.
Die geographisch-theologischen Elemente in der lukanischen Sicht des jüdischen Kultzentrums
409 Seiten
15 Lesestunden
Die Analyse beleuchtet die zentrale Rolle Jerusalems in den lukanischen Schriften und untersucht, wie der Autor die Beziehung zwischen Stadt und Tempel thematisiert. Bachmann hinterfragt die geografische Darstellung und deren theologische Bedeutung. Durch die Auseinandersetzung mit H. Conzelmanns Werk wird ein neuer Ansatz in der Lukas-Forschung präsentiert, der insbesondere in der angelsächsischen Exegese Beachtung findet. Die Studie bietet somit frische Perspektiven auf die komplexen Zusammenhänge innerhalb der lukanischen Texte.
Im Apostolischen Glaubensbekenntnis wird Gott als "Allmachtiger" bezeichnet. Doch das himmelschreiende Leid in der Welt lasst die Vorstellung von einem Gott, der in jedem Augenblick "alles" tun kann, als ausserst fragwurdig erscheinen. Michael Bachmanns grundliche Untersuchung verdeutlicht, was die dem deutschen Wort "Allmachtiger" zugrunde liegende griechische Vokabel "Pantokrator" ursprunglich gemeint hat. Er zeigt auf, wie sie oft - nicht zuletzt in Gebeten - Ausdruck kontrafaktischen Hoffens war. Damit eroffnen sich Wege, den "Allmachtigen" auch heute als eine trostende Instanz der Ermutigung begreifen zu konnen.
In öffentlichen und wissenschaftlichen Diskussionen wird seit einigen Jahren nach anderen, gelebten Europas gefragt, die nicht in den offiziellen politischen Projekten aufgehen und territoriale Grenzen überschreiten. Die Beiträge des Bandes untersuchen, auf welche Weise künstlerische und kulturelle Praktiken an solchen Dynamiken der Europäisierung mitarbeiten - im Theater, in Ausstellungen und Kunstprojekten, aber auch auf der Ebene individuellen Handelns, z.B. durch Migrationswege oder Lebensentwürfe. Wo liegen die Spiel- und Freiräume, die sich in und durch Kunst ebenso wie im Alltag eröffnen - und wo ziehen die Spiele nur neue Grenzen?
Trotz schwerer Zerstörungen des Breisacher Stephansmünster in den Jahren 1793 und 1945 befindet sich das in das 15. Jh. zu datierende Chorgestühl in einem bemerkenswert guten Erhaltungszustand, und es bietet im Bereich der Seitenwangen eine Fülle von ikonographisch überaus interessanten und recht eng miteinander verwobenen Motiven. Dies ist in der kunstgeschichtlichen Literatur bislang kaum in angemessener Weise wahrgenommen worden.0Jener Umstand lässt sich an je einer Volute der nördlichen und der südlichen Stuhlreihe sowie des Dreisitzes verdeutlichen, d.h. an der Proskynese einer kriegerischen Gestalt vor einem Herrschenden ( Deutung [.] nicht möglich ), an einem göttlichen Schöpfungsakt ( Werk des ersten Schöpfungstages ) und am Kampf eines bärtigen Mannes mit einem Löwen ( Simson ). Bei genauerem Hinschauen legen sich die folgenden Deutungen nahe: Abner von David, vierter Schöpfungstag und David!
Exegetische und rezeptionsgeschichtliche Studien zum Neuen Testament; (samt englischsprachigen summaries)
An earlier anthology of M. Bachmann (NTOA 40: Antijudaismus in the Letter to the Galatians?) was concerned above all with the Letter to the Galatians and took the position that this polemic was not anti-Jewish, although often misconstrued as such – even though there was indeed abundant anti-Jewish sentiment in the pagan Christian church. That volume, which appeared in 1999, caused considerable discussion because of its suggestion that Paul´s reference to “erga nomou” (Galatians 2,16 et al.) was pointing to the “boundary markers” (J. D. G. Dunn) as well as to the Halakhot. To this was added the controversy of another volume edited by Bachmann in 2005 entitled “Lutheran and New Perspectives on Paul.” This collection of articles extended the discussion and included studies on other themes on which Bachmann had written very innovatively in the past decades (Paul´s logic, critical interpretation of the Letter to the Hebrews (particularly 2,1-4 and 5,1-10), the heavenly temple in the Gospels of Luke and John, the positive depiction of the apocalyptic horseman, history of Bible reception and art history). This collection of some 30 articles begins with a methodological contribution (first published here): Bachmann proclaims a historically oriented method of interpretation which unites synchronous and diachronous approaches, as opposed to the method (of U. Luz among others) that stresses more subjective vantage points.
Das Schreiben an die Galater zählt zu den umstrittensten Briefen des Apostels Paulus. Die Meinungen darüber, ob die Adressaten im Süden oder im Norden der römischen Provinz Galatien zu suchen sind, gehen weit auseinander. Dies zieht unterschiedliche Vorstellungen darüber nach sich, wann das Schreiben entstanden ist. Auch über die Bedeutung der theologischen Kernaussagen des Galaterbriefes wird heiß diskutiert. In Verbindung damit wird auch über das Verhältnis des Verfassers zum Judentum gestritten, wobei zuweilen der Vorwurf des Antijudaismus im Raum steht. Der vorliegende Sammelband vereinigt sechs Einzelbeiträge in sich, die den Forschungsstand zu zentralen Fragen des Galaterbriefs bündeln und die Diskussion weiterführen.
Das uralte Buch - die Bibel - „erweist sich als erstaunlich lebendig und bestürzend verständlich“, und dies obwohl „sich die Wahrnehmung des historischen Abstandes weder verdrängen noch überspringen“ lässt. So formulierte der Siegener Bibeldidaktiker Ingo Baldermann vor über zwanzig Jahren provozierend angesichts fast verzweifelter Versuche der Religionspädagogik, die schon verlorengegebene Bibel für die unterrichtliche Praxis wiederzubeleben. Bis heute ist die Bibel nun zwar ein ernstgenommenes religionspädagogisches Arbeitsfeld. Gleichwohl wird es doch nach wie vor auch unterschiedlich und zum Teil kontrovers angegangen. Der vorliegende Sammelband möchte in dieser unübersichtlichen Lage das weitere Gespräch voranbringen.
So trägt im Tympanon über dem Haupteingang Joseph eine sich nach oben hin verjüngende Kopfbedeckung, während beim Pauluspfeiler des Hauptschiffs die unter dem Apostel hockende Gestalt mit einer Gugel, einer Art Kapuze, ausgestattet ist; die erste Gestalt ist offenkundig positiv zu begreifen, letztere eher nicht. Auch das durch zwei Frauen symbolisierte Paar „Kirche und Synagoge“ wird unterschiedlich gewertet, in der Vorhalle deutlich anders als beim „Kampf“ zwischen diesen Gestalten gemäß zwei Medaillons des sog. Tucherfensters. Historische und hermeneutische Reflexionen helfen, besser zu verstehen, wie es zu solchen spannungsvollen Momenten und zu manchen geschichtlichen Katastrophen kommen konnte und wie aus einem ursprünglich innerjüdischen „Familienkonflikt“ eine Konkurrenz zweier Religionsgemeinschaften wurde.