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Reiner Zeeb

    Andacht - Erinnerung - Geschichte
    Franz Marc
    Bildrhetorik und bürgerliche Emanzipation im Augsburger Grabmal
    Kunstrevolution und Form
    • Kunstrevolution und Form

      Aufsätze

      • 343 Seiten
      • 13 Lesestunden

      Kulturhistorische Umbrüche, die Galileis Erklärung des heliozentrischen Sternensystems und dem Sturz alter Säulen des christlich-europäischen Weltbilds folgten, spiegelte die Kunst wesentlich in Revolutionen der Form. So beleuchtet der vorliegende Sammelband bis ins 20. Jahrhundert neun Beispiele, in denen epochale Umbrüche in der Kunst sichtbar werden. Untersucht werden u. a. Delacroix‘ Lithos zu Goethes „Faust I“ und Franz Marc als Vermittler der europäischen expressionistischen Avantgarde. Einflüsse neuer Optik auf das perspektivisch relativierte Interieur zunächst der Niederlande formierten in der Dialektik von Erfahrungsgewinn und -verlust neben den humanistisch ikonographischen Quellen neue Bildräume auch für das Porträt (J. U. Mayr). Rembrandt ersetzte die hohe Madonna Maria durch realistisch menschliche Nähe, nutzte die Theatermetapher aber für subtil gestufte neue Erkenntnisebenen. Alexander von Humboldt führte Versuche zu ästhetischen und szientifischen Quellen des „Großen Naturgemäldes“ in experimentell erfahrene Randgebiete „wirklicher“, damals darstellbarer Landschaft. Die rahmenden Architekturutopien Richard Hamanns und Frei Ottos bringen das Thema entschieden zur gesellschaftlichen Relevanz. Dem Autor gelingt es überzeugend, die Strukturen hinter den Revolten sichtbar zu machen – und damit Kontinuitäten in den Einzelereignissen aufzuzeigen.

      Kunstrevolution und Form
    • Die im frühen 20. Jahrhundert nach Kunsterfahrungen des Expressionismus kritisierte Wiedererweckung sakraler Gotik des 19. Jahrhunderts lebte innerhalb komplexer Prozesse der Mittelalterrezeption und neuen Bewußtheit geschichtlich verschränkter Formen. Rezeptionsprismen zahlreicher Vermittler, u. a. der Geschichte, der Wissenschaft, der Kunsttheorie und bestimmter Formideologien des 19. Jahrhunderts machen die Wiegenjahre reflektierter Restauration und Denkmalpflege zur Geburtsstunde neuer (neu bewußter) Schichten und Wahrnehmungsprismen des Kunstwerks. Einseitige Urteile aus kunsthistorischem Stilgefühl verdeckten die Epoche durch eine Geschichtsfälschung – schon wenn man die häufig vorrangigen Beziehungen zur Romantik erkennt. Die Rezeptionsschichten eines Auftrags, «Bildnistreue» neuer Statuen von Vorbildern der Plastikgeschichte wie Phidias, Ghiberti und Donatello – teils durch Vermittlung anderer Kunstwerke – für den Fassadenzyklus verschiedener Hände an der Münchner Glyptothek zu erreichen, bezeichnen entsprechende Prozesse bei Entstehung und Wahrnehmung des Denkmals: Beispielsweise Prismen der Entstehungsgeschichte, der Körper- und Gewandmetaphern, der Spannungen zwischen dargestellter und geschichtlicher Person, Standbild und politischer Inszenierung.

      Andacht - Erinnerung - Geschichte