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Juden in Kirchhain

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Jüdische Friedhöfe sind vielerorts in Deutschland die letzten Zeugnisse, die heute noch an die frühere jüdische Bevölkerung erinnern. Anders als bei christlichen Friedhöfen reichen die Grabsteine oft mehrere Jahrhunderte zurück, manchmal sogar bis ins Mittelalter. Denn alte Steine durften nach den strengen jüdischen Glaubensregeln nicht entfernt, eingesunkene oder zugewachsene Grabmäler nicht wieder aufgerichtet werden, um die Ruhe der Toten nicht zu stören. So sind die jüdischen Friedhöfe heute eine wichtige historische Quelle, und nicht selten stellen die Grabinschriften die einzige Information über die frühere jüdische Bevölkerung dar. Ihre Bewahrung ist umso wichtiger, da die Grabsteine durch Umwelteinflüsse dem unaufhaltsamen Verfall preisgegeben sind. Diese Broschüre dokumentiert beispielhaft den derzeitigen Bestand an Grabsteinen und Inschriften eines bedeutenden jüdischen Friedhofs in Hessen, reichen doch die Grabsteine des Kirchhainer Friedhofs (Landkreis Marburg-Biedenkopf) bis in das 18. Jahrhundert zurück. Vor dem Hintergrund der aus den Grabinschriften gewonnenen Kenntnisse werden wichtige Kapitel aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde in Kirchhain von ihren Anfängen um 1600 bis zu ihrer Auslöschung unter dem NS-Regime anhand eingehender Archivstudien dargestellt. Beziehungen zu benachbarten jüdischen Gemeinden machen die Veröffentlichung auch für die Geschichte der umliegenden Region interessant, wurden doch beispielsweise verstorbene Juden auch aus den benachbarten Ortschaften zeitweise in Kirchhain begraben. Von überregionalem Interesse ist auch, dass die Kirchhainer Judengemeinde so bedeutende Männer hervorbrachte wie den Arzt und Forscher Benedikt Stilling (gest. 1879) und den Philosophen Leo Strauss (gest. 1973). Als der berühmteste Kirchhainer Jude hat sicherlich der altjiddische Schriftsteller Henle Kirchhan (1666–1757) zu gelten. Die Entzifferung und Identifizierung seines Grabsteins förderte bisher unbekannte Details zu seiner Biographie zutage; ihm und seinem Werk ist daher ein besonderes Kapitel gewidmet. Zahlreiche Abbildungen vermitteln einen Eindruck vom kunstgeschichtlichen Rang alter jüdischer Grabsteine, von der ornamentalen Schönheit hebräischer Schriftzeichen und Grabsteinsymbolik. Ein Verzeichnis aller Grabsteine, eine Lageskizze des Friedhofs sowie zwei genealogische Übersichten runden die Veröffentlichung ab.

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1987

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