Die Entwicklung der Bewässerungslandwirtschaft im Iran bis in sasanidisch-frühislamische Zeit
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Hauptanliegen dieser Veröffentlichung ist die Untersuchung des Agrarsektors des sasanidischen Reiches, das vom 3. bis zur Mitte des 7. Jahrhunderts n. Chr. den größten Teil Vorderasiens beherrscht hat. Dabei werden Fragen der Landnutzung und Agrarproduktion sowie der Stand der Anbauverhältnisse, der Anbaumethoden und der Gerätetechnik dieser Zeit im Rahmen einer Lnadwirtschaft behandelt, die unter den klimatischen und geographischen Bedingungen des Orients im Wesentlichen eine Bewässerungslandwirtschaft ist. Wassergewinnungsmethoden und Bewässerungseinrichtungen, hydraulische Technologie auf ihrer sasanidischen Stufe, sind folglich in die Untersuchung mit einbezogen. Ökonomische und technologische Fragen und Aspekte der sasanidischen Gesellschaftsgeschichte sind von den in der Sasanidenforschung vorherrschenden Paradigmen bisher wenig berücksichtigt worden. Die Belege für die sasanidische Wirtschaftsgeschichte bzw. Landwirtschaft beruhen auf wenigen Informationen im sasanidischen Rechtsbuch, in mitteliranischen Wörterbüchern und anderen Pahlavi-Quellen, in arabischen, syrischen, lateinischen Schriften und nicht zuletzt im babylonischen Talmud. Diese sind vereinzelt und in ihrer Aussagekraft begrenzt. Die starke und langandauernde Kontinuität der agrarischen Strukturen im Orient bis in die Gegenwart erlaubt jedoch ein methodisches Vorgehen in Form der vertikalen Komparatistik, das ermöglicht, die genannten Informationen im Lichte der Daten vorheriger und späterer Epochen der iranischen Geschichte zu interpretieren. Diese Methode erfordert eine interdisziplinäre Arbeitsweise, die u. a. die Sachgebiete Geschichte, Philologie, Archäologie, Paläobotanik und Agrarwissenschaften umfasst. In acht Kapiteln wird der politisch-territoriale Rahmen, die Größe des Sasanidenreiches, Grenzverschiebungen und Kernländer, die allgemeingeographsiche Charakterisierung der Reichsteile und die Klassifizierung der Landschaftstypen beschrieben; Fragen der Inwertsetzung und Nutzung der Eignungsräume verweisen auf andere Nutzungsarten und damit auf die drei sich ständig reproduzierenden Lebensweisen im Orient, nämlich Nomadismus, Bauerntum und Städtewesen. Die Entstehung der Lnadwirtschaft in Regenfeldbaugebieten und ihre Entwicklung bis in die Sasanidenzeit sowie die Entwicklung der Bewässerungslandwirtschaft werden behandelt.