Inevitabilis vis fatorum
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Im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert kehrt plötzlich, der bis dahin dominierenden Tradition zum Trotz, das längst überwunden geglaubte tragische Schicksal auf die Bühnen Europas zurück. Diese Wiederkehr, die sich zu einem Triumph auswächst, lässt sich sowohl für das literarisch ambitionierte wie für das volkstümliche Theater konstatieren. Eine Vielzahl von Texten und zahllose Dramen dokumentieren die Intensität und Macht der neuen Mode. Aus ihnen spricht zugleich die Faszination, die von der wiederaufgekommenen Schicksalsthematik um 1800 ausging. Die Historiker sehen in dieser erneuten Hinwendung zum Schicksal und zum Irrationalen seit langem ein Symptom für eine tiefere geistige und kulturelle Krise; eine Erschütterung, deren Verkettung mit den damaligen politischen und sozialen Umwälzungen mehr als wahrscheinlich ist. Keine der bisher vorgeschlagenen Deutungen dieses Sachverhalts konnte bislang jedoch ganz überzeugen. In den hier präsentierten Untersuchungen wird eine kritische, supranationale Sichtung des literarhistorischen Phänomens 'Schicksalsdrama' vorgenommen. Als Ausgangspunkt dienen dabei mehrere Studien zum philosophischen und ideologischen Hintergrund sowie zur literarischen Tradition. In vierzehn Beiträgen erfolgt eine genaue Betrachtung des Fatums in der 'Hochliteratur' und im eigentlichen, 'trivialen' Schicksalsdrama der Literaturen Europas. Der vorliegende Band versteht sich als Materialsammlung, auf deren Basis eine fundierte Überprüfung der Thesen zum europäischen Schicksalsdrama möglich wird.