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Geschichte der Juden in Waldeck

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Wie in anderen deutschen Ländern strebten die Waldecker Juden im 19. Jahrhundert nach staatsbürgerlicher Gleichberechtigung. Deutschland war der historische Raum, in dem um 1780 die Idee einer Emanzipation der Juden zuerst formuliert wurde. In Deutschland entstand aber auch, etwa hundert Jahre später, eine antisemitische Bewegung, die in ihrer Intensität und mit ihren schrecklichen Folgen alle judenfeindlichen Strömungen früherer Jahrhunderte in den Schatten stellen sollte. Das Buch begleitet die waldeckischen Juden in Nordhessen auf ihrem Weg vom Status der rechtlichen Unmündigkeit und gesellschaftlichen Ausgrenzung hin zu gleichberechtigten Staatsbürgern im 19. Jahrhundert. Die Darstellung – eine Berliner Dissertation aus der Schule von Prof. Reinhard Rürup – geht von der wirtschaftlichen und sozialen Situation der Waldecker Bevölkerung im 18. Jahrhundert aus und schildert die damalige Rolle der Juden als Hoflieferanten und Viehhändler. Eingehend untersucht der Verfasser die Judenpolitik der Waldecker Fürsten, die im beginnenden 19. Jahrhundert auf die „Erziehung“ der Waldecker Juden zu „besseren“ und „nützlicheren“ Untertanen gerichtet war. Im Zuge der Revolution von 1848 erreichten die Juden durch ein neues „Staatsgrundgesetz“ die staatsbürgerliche Gleichberechtigung. Auch wenn den Juden nun teilweise der Aufstieg in das Bürgertum gelang, blieben doch – wie der Verfasser nachweist – deutliche gesellschaftliche Schranken bestehen. Besondere Aufmerksamkeit widmet der Verfasser dem Zusammenleben zwischen der christlichen und der jüdischen Bevölkerung. Den Wurzeln der christlichen Judenfeindschaft geht er ebenso nach wie den antijüdischen Aspekten in der „Erziehungspolitik“ des waldeckischen Staates. Eingehend analysiert der Verfasser die Vorurteile und Stereotype, auf die sich der moderne Antisemitismus in Waldeck im späten 19. Jahrhundert gründet. – Die ebenso gründliche wie gut lesbare Untersuchung richtet sich an den Fachhistoriker ebenso wie an Lehrkräfte und interessierte Bürgerinnen und Bürger.

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1990

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