Fühmanns Trakl-Essay - das Schicksal eines Buches
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Die Rekonstruktion der Entstehung von Fühmanns Trakl-Essay von der 'Endfassung' über die Ausgabe im Leipziger Reclam-Verlag (Gedanken zu Georg Trakls Gedicht) zur Ausgabe bei Hinstorff (Vor Feuerschlünden) bzw. Hoffmann und Campe (Der Sturz des Engels) wirft Fragen nach den Gründen für textliche Veränderungen auf: Autorintention, Lektorat, Schlamperei oder Zensur? Kann eine Ausgabe als autorisiert gelten, wenn der Autor zwar sein Einverständnis zur Veröffentlichung einer bestimmten Fassung gegeben, sie aber gleichzeitig als qualitative Veränderung seines Werks kritisiert hat? Ist die Reclam-Ausgabe eine «gekürzte und bearbeitete Auswahl» (Fühmann in der Nachbemerkung) oder eine «Karikatur» (Fühmann in einem Brief an den Verfasser)? Fühmanns Darstellung seines Konflikts zwischen Dichtung (Trakls Werk) und Doktrin (Marxismus-Leninismus bzw. real existierender Sozialismus) vor dem Hintergrund des Konflikts zwischen Fühmanns Literaturverständnis und der Kulturpolitik der SED kann solche Fragen klären helfen. Ein weiteres Problem neben der Zensur sind 'Normalisierungen' anderer Art: Was ist von jenen Änderungen durch die Lektoren von Fühmanns Trakl-Essay zu halten, die Verstösse gegen die Norm (der Grammatik, Orthographie u. a.) betreffen? Was von solchen Änderungen, durch die nur Abweichungen von ihrem subjektiven Stilempfinden eliminiert worden sind? Was von 'fehlerhaften' Stellen, die die Fühmann entweder übersehen oder aber gebilligt, wenn nicht gar beabsichtigt hat? Diese Studie versteht sich als Kommentar zu Fühmanns (verstümmeltem) Trakl-Essay einerseits und als Analyse der (behinderten) Trakl-Rezeption in der DDR andererseits.