Kants "System" und Goethes "Faust"
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Hermann Baum analysiert den Einfluß, den das Denken Kants und Fichtes auf die beiden wichtigsten Dichter der deutschen Klassik, Goethe und Schiller, ausgeübt hat. Wegen der unübersehbaren Fülle des Materials wird dieser Untersuchgegenstand jedoch notwendig eingeengt: Zum einen beschränkt sich der Autor auf den Zeitraum, der durch die Freundschaft beider Dichter bestimmt ist -nämlich die Zeitspanne vom Beginn ihrer Freundschaft, also 1794, bis 1832, dem Todesjahr Goethes. Zum andern steht neben dieser zeitlichen Einengung noch eine das literarische Schaffen selbst betreffende Restriktion: Jenes Verhältnis soll im Lichte des Goetheschen „Faust“ betrachtet werden, der den Einfluß Kants und Fichtes am stärksten widerspiegelt. Der Autor kommt zu zwei Ergebnissen: Einerseits ist das kantische Denken als eine Art Folie zu verstehen, auf der sich die Einheit des Goetheschen Werkes in seiner Entstehung zeigt. Anderseits ließ die gemeinsam mit dem auf dem Kantisch-Fichtischen Freiheits-Gedanken insistierenden Schiller betriebene Erarbeitung der Philosophie Kants dem Naturwissenschaftler und Künstler Goethe die Bedeutung und Notwendigkeit des Freiheits-Gedankens so stark bewußt werden, daß er in seiner Faust-Dichtung als Punkt Omega erscheint, auf den die Handlung des Gesamtwerkes in zwei Anläufen abzielt und vor dem sie als ihrem Zielpunkt auch ihre Einheit gewinnt, die systematisch und schrittweise (dabei Kants System entsprechend) in „Faust I“ und „Faust II“ aufgeb wird.